Verlockende Angst
Zapfsäulenbereichs wieder zu mir. » Er ist dir kaum von der Seite gewichen. Seth hat niemanden in deine Nähe gelassen, nicht einmal mich. «
Verblüfft fuhr ich herum. » Du wolltest mich besuchen? «
Aiden nickte. » Mehrmals sogar. Aber Seth bestand darauf, dir Zeit zum Verarbeiten zu lassen. Das klingt nicht nach jemandem, der sich nur für sich selbst interessiert. «
» Warum wolltest du mich besuchen? « Ich trat auf ihn zu. In meinem Innern stiegen Hoffnung und Aufregung hoch. » Du hast gesagt, du machst dir nichts aus mir. «
Er blieb einen Schritt zurück und biss die Zähne zusammen. » Ich habe nie gesagt, dass ich mir nichts aus dir mache, Alex. Ich habe gesagt, ich könne dich nicht lieben. «
Ich zuckte zusammen und verfluchte mich für den törichten Hoffnungsfunken, der unerlaubt in mir aufgeglommen war. Mit angespanntem Lächeln kehrte ich zu dem Geländewagen zurück und knallte die Tür hinter mir zu. Leider folgte mir Aiden.
Er setzte sich auf den Beifahrersitz vor mir und wandte sich um. » Ich will nicht mit dir streiten, Alex. «
Mein Temperament und meine verletzten Gefühle gewannen die Oberhand. » Dann sollten wir nicht miteinander reden. Und vor allem solltest du den Eindruck vermeiden, dass du mich an einen anderen abschieben willst. «
Aidens Augen blitzten auf und schienen im Dunkeln zu glühen. » Ich versuche nicht, dich an einen anderen abzuschieben. Du hast mir nie gehört, daher steht mir das auch gar nicht zu. «
Ich beugte mich vor und krallte die Finger in den Stoff meiner Jeans. » Ich habe dir nie gehört? « , flüsterte ich mit einer Stimme, die vor Schmerz brüchig klang. » Darüber hättest du nachdenken sollen, bevor du mich in deinem Zimmer nackt ausgezogen hast. «
Er sog scharf die Luft ein, seine Miene verschloss sich, und seine Augen waren plötzlich von einem stumpfen Grau. » Da habe ich wohl den Verstand verloren. «
» Ach. « Ich stieß ein heiseres Lachen aus. » Hat der Verlust deines Verstands monatelang angedauert? Und warum hast du mir das alles im Zoo erzählt? Hast du… «
» Was soll ich dazu sagen, Alex? Dass es mir leidtut… dir etwas vorgemacht zu haben? « Er unterbrach sich und versuchte sichtlich, seinen Zorn und seine Verärgerung zu zügeln. » Ich sage es, okay? Es tut mir leid. «
» Das hättest du nicht sagen sollen « , flüsterte ich und mein Magen überschlug sich.
Aiden schloss die Augen und schüttelte den Kopf. » Hör mal, du kannst im Moment keinen Stress gebrauchen– weder nach Calebs Tod noch auf unserer Fahrt zum Rat. Also lass es sein! «
» Aber… «
» Ich diskutiere nicht mit dir, Alex. Weder jetzt noch überhaupt. «
Bevor ich darauf antworten konnte, kamen Leon und der Gardist zurück, und das Gespräch war beendet. Ich drückte mich in den Sitz und durchbohrte Aidens Hinterkopf mit wütenden Blicken. Er spürte ganz bestimmt, dass ich Löcher in ihn hineinstarrte, denn er saß ganz steif da und sah stur geradeaus.
Irgendwann langweilte ich mich und kletterte über den Sitz nach hinten, um meinen Musik-Player auszugraben. Dann versuchte ich wieder zu schlafen, aber mein Kopf war zu beschäftigt mit den Gedanken an Caleb, dem Streit mit Aiden und der Frage, ob Seth wirklich so egoistisch war, wie ich immer angenommen hatte.
Nach neun weiteren Stunden in der Hölle bogen wir auf eine kurvenreiche Straße ein, die dicht mit hohen Kiefern und Fichten bestanden war und an eine Weihnachtsbaumplantage erinnerte. Wir befanden uns tief in den Catskills– in einem Niemandsland. Nach einer Weile tauchte ein unauffälliger Zaun auf, der offensichtlich das Gelände des New Yorker Covenant umgab.
Ich schnaubte verächtlich. » Tolle Security. «
Aiden wandte sich halb nach hinten um. » Wart’s ab! «
Ich beachtete ihn nicht und beugte mich vor. Außer einem Maschendrahtzaun und Bäumen sah ich nichts. Vielleicht war das einer jener Zäune, die mit einer Elektroschockanlage versehen waren. Ich hatte wirklich mehr erwartet.
Dann erkannte ich die Gardisten, die an dem mickrigen Zaun standen und anscheinend mit halbautomatischen Waffen ausgerüstet waren. Ich riss die Augen auf, als sie die Waffen auf unseren Wagen richteten. Leon bremste ab, während die vier Gardisten vorsichtig auf uns zukamen.
» Lass dein Haar offen hängen, Alex! « , verlangte Aiden mit leiser Stimme.
Ich begriff den Grund nicht, aber sein ernster Ton riet mir, seine Aufforderung nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Also löste
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