Verlockende Versuchung
Sebastian am nächsten Tag erwachte, waren die Laken nass von seinem Samen - Herrgott, er hatte sich nicht mehr im Traum ergossen, seitdem er als unerfahrener Grünschnabel davon geträumt hatte, sich mit einer Frau zu vereinen. Noch immer konnte er spüren, wie sein Blut aufwallte und heiße Wellen durch seinen Körper j agte.
An diesem Morgen nahm Sebastian sein Frühstück allein auf seinem Zimmer ein, denn er benötigte Zeit, um die nachhaltigen Erinnerungen der letzten Nacht aus seinem Bewusstsein zu scheuchen. In seinem derzeitigen Zustand hätte er Devon keinesfalls unter die Augen treten können ...
Zehntes Kapitel
Am darauf folgenden Tag erschien Devon pünktlich u neun in der Bibliothek. Sebastian saß bereits hinter dem prunkvollen Mahagonischreibtisch. Leuchtende Sonnenstrahlen fielen durch die Fensterscheiben und brachten seine markanten Züge noch deutlicher zum Vorschein: die dunklen Bogen seiner Brauen, den Rücken seiner langen, eleganten Nase, die Linien seiner klassisch geschwungenen Lippen.
Ein seltsames Gefühl bemächtigte sich Devons. Wie angewurzelt stand sie da, unfähig sich zu bewegen. Auf einmal erschien der bloße Akt des Atmens eine Belastung zu sein, die sie kaum zu bewältigen im Stande war. Was hatte diese merkwürdige Beklemmung in ihrer Brust nur zu bedeuten? Instinktiv wusste sie, dass kein Luftmangel dafür verantwortlich war, sondern die Ursache vielmehr der Hausherr mit seiner unwiderstehlichen männlichen Ausstrahlung war.
Konzentriert schrieb Sebastian auf einem Blatt Pergament. Sollte er sich darüber bewusst sein, dass Devon auf der Türschwelle stand, ließ er sich nichts anmerken. Ihr Blick blieb an seinen Händen hängen, die lang und stark waren, schlank und gebräunt.
Mit weiterhin stockendem Atem sah sie ihm zu, wie er das Pergament sorgfältig zusammenfaltete, es mit einem Tropfen heißen Wachses Verschloss und seinen Siegelring darauf drückte . Der Anblick seiner gepflegten Hände ließ Scham in ihr aufsteigen, und sie wollte ihre eigenen in den Falten des Rockes verstecken. Obwohl ihr Tansy j eden Abend einen Balsam brachte, mit dem sie sich die Hände eincremte, waren ihre Finger noch immer spröde und trocken.
Schließlich musste Sebastian sie jedoch gehört haben, denn mit einem feinen Lächeln schob er den Stuhl zurück und sprang auf.
»Nun, wie ich sehe seid Ihr bereit und wissbegierig.«
Geschwind sammelte sich Devon und schritt hoch erhobenen Hauptes auf ihn zu. »Das bin ich«, entgegnete sie beherzt und fuhr beim Gehen mit den Fingerspitzen über die Buchrücken der schweren Folianten, die in den Bücherregalen aneinander gereiht waren.
Devon holte tief Atem und zog einen Band heraus. »Dieses hier ... « , verkündete sie mit Nachdruck und betrachtete eingehend den Goldschnitt des Buches, »... möchte ich lesen können! «
Sebastian warf einen Blick auf den Titel. »Das werdet Ihr auch. Eure Entschlossenheit wird Euch dabei von großem Nutzen sein.«
Neugierig spähte auch Devon auf den Einband. »Von was handelt es überhaupt? «
»Es ist ein Buch mit englischen Volksmärchen. Wenn ich mich recht entsinne, waren es damals Juliannas Lieblingsgeschichten.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Falls Euch dieses hier gefallen sollte, gibt es da noch weitere wunderschöne Märchen von einem Bruderpaar. Erzählungen, die einen verzaubern können, so wurde mir berichtet. Soweit ich mich erinnere, ist der zweite Band ihrer Geschichten dieses Jahr veröffentlicht worden. «
»Dann werde ich auch diese beiden lesen«, gelobte Devon bedächtig.
Plötzlich wirkte Sebastian gedankenverloren.
»Was ist los?«, wollte Devon wissen. »Ich dachte, Ihr s e id überzeugt, dass ich es schaffen kann! «
»Das bin ich auch, Devon. Wirklich. Doch ich fürchte, ich habe zu voreilig gesprochen. Die Bücher, an die ich dachte, sind auf Deutsch geschrieben.«
»Von zwei Brüdern, sagtet Ihr? «
»Ja. Mit Namen Grimm.«
»Ihr und Justin lebt hier in diesem prachtvollen Haus. Vielleicht werdet auch Ihr beide eines Tages mit dem Märchenschreiben beginnen. «
»Märchen?« Das Lächeln, das gerade noch Sebastians Gesicht geschmückt hatte, war plötzlich verschwunden, und Devon hätte schwören können, dass in seinen Augen Traurigkeit zu lesen war. »Glaubt mir, Devon, das ist eine Aufgabe, die wir lieber den Gebrüdern Grimm überlassen sollten. «
Eilig stellte sie das Buch zurück und wandte sich Sebastian zu. »Könnt Ihr denn Deutsch
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