Verlockende Versuchung
Herzen ein.
Niemals zuvor hatte Devon auch nur annähernd etwas so Rätselhaftes und zugleich Betörendes wie die Berührung von Sebastians Mund auf dem. ihren erlebt. Sie hatte sich verzweifelt danach gesehnt, die Hände um seinen Rücken zu schlingen, die Finger unter sein Hemd gleiten zu lassen, um die geschmeidige Straffheit seiner Muskeln und Haut zu erforschen. Und hätte der Kuss auch nur einen einzigen Augenblick länger angedauert, hätte sie ihrem Verlangen vermutlich nachgegeben.
In den darauf folgenden Tagen dachte sie an nichts anderes. Sebastian hatte sie geküsst. Er hatte sie ge küsst!
Vielleicht war es töricht. Vielleicht war es sogar dumm, doch sie hätte schwören können, dass mehr als angenehme Wonne in seinem Kuss gelegen hatte. Etwas Verruchtes und Berauschendes und eine Hitze, die schwelende Leidenschaft in sich barg. Ein schmerzhafter Stich hatte Devon durchzuckt, als Sebastian sich anschließend entschuldigte. Aber dann ermahnte sie sich selbst, dass er ein Mann von untadeligem Verhalten war.
Denn etwas war an diesem Tag in ihrem Zimmer geschehen. Devon hätte nicht genau zu sagen gewusst, was es war, doch j edes Mal, wenn sie an diesen Kuss dachte was beinahe in jedem wachen Moment ihres Bewusstseins geschah ! -, begann ihr Puls wie rasend zu schlagen.
Wenn Sebastian an seinem Schreibtisch saß und arbeitete, konnte sie es nicht vermeiden, ihn eindringlich zu mustern. Die überwältigende Macht seiner Gegenwart ließ sie erstarren, und sie bekam eine Gänsehaut, sobald er ihre Nähe kam. Bei seinem Anblick allein erschau d erte sie innerlich. Manchmal bat sie ihn sogar um Hilfe,
obwohl es gar nicht nötig war, da sich ihre Lesefähigkeit erstaunlich schnell verbessert hatte. Eines Nachmittags betrachtete sie aus den Augenwinkeln heraus das Grübchen an seinem Kinn und seine markanten Wangen, auf denen ein leichter dunkler Schatten zu erkennen war.
Ihr Blick musste länger auf seinen Gesichtszügen verweilt haben als sie gedacht hatte, denn schon bald hörte sie seine Stimme. »Devon « , sagte Sebastian geduldig, »hört Ihr mir überhaupt zu? «
»Nein«, entfuhr es ihr. »Ich bin viel zu sehr damit beschäftigt, Euch anzusehen.«
Am folgenden Nachmittag bot sich ihr die Möglichkeit, ihn ausführlich zu betrachten, da er ungewöhnlich lange neben ihr verweilte. Die Zahlen, die er auf ein Blatt Papier geschrieben hatte, nahm Devon nur verschwommen wahr. Sie hörte zwar das Kratzen und Pausieren der Feder, doch seine Ausführungen stießen auf taube Ohren.
Selbst wenn der Marquess saß, reichte Devons Kopf nur knapp bis an seine Schultern. Er war so groß und mächtig und attraktiv ... Sein Geruch war rein und frisch. Ab und an berührte sein Ärmel den ihren. Devon glaubte, dass er dies absichtlich tat, dass ihre bloße Anwesenheit auch ihn innerlich vor Begehren entflammen ließ. Unruhig rückte sie an den äußersten Rand des Stuhles, um ihm möglichst nah zu sein.
Das war schon besser, dachte sie. Denn nun saßen sie so eng nebeneinander, dass ihre Lippen sich beinahe berühren würden, falls sie gleichzeitig den Kopf leicht drehten ...
Würde er ein weiteres Mal den Zwang verspüren, sie zu küssen? Die Vorstellung, seinen Mund auf ihrem zu spüren, ließ Wellen der Lust durch sie hindurchströmen.
Genau in diesem Moment schlich sich eine schreckliche Ahnung in ihr Bewusstsein. Anscheinend war ihm nicht verborgen geblieben, dass sie mit ihren Gedanken nicht bei seinen mathematischen Ausführungen war.
Und es schien, dass er davon nicht gerade begeistert war.
Bedächtig steckte er die Feder in das Tintenfass zurück und drehte sich Devon zu. »Devon«, erkundigte er sich. »Geht es Euch nicht gut? «
»Doch!«, keuchte sie.
»Ihr zappelt hin und her«, bemerkte er.
Heiße Schamesröte schoss ihr ins Gesicht. »Nicht deshalb! «
Er stützte einen Ellbogen auf dem Tisch ab. »Weshalb dann?«
Inzwischen hatte Devon das Gefühl, dass ihre Wangen feuerrot leuchteten. Wie konnte sie ihm erklären, wie sehr sie ihn bewunderte? Dass sie glaubte, er sei der göttlichste, attraktivste Mann, der j e auf Erden gelebt hatte?
»Schmerzt Euch Eure Seite? « , fragte er unvermittelt.
»Nein. Nur wenn ich tief einatme fühle ich noch ein leichtes Stechen.« Obwohl sie ohnehin kaum atmen konnte, wenn er in der Nähe war.
Sebastian nickte, und seine glasklaren grauen Augen sahen sie direkt an. »Was habt Ihr dann auf dem Herzen?«
»Nichts«, antwortete sie. »Warum fragt
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