Verlockende Versuchung
jeder im Saal aufgehorcht hatte, um verzückt Penelopes lieblicher Stimme zu lauschen. Vielleicht war es aber auch Sebastian selbst, der 'anschließend auf der Stelle herbeigeellt kam, um der bezaubernden Penelope seinen Arm zu reichen. Sie sang wie ein En gel, und gekleidet in schimmernder weißer Seide sah sie auch wie einer aus.
Betrübt blickte Devon an sich herab und fühlte sich mit einem Mal billig und gewöhnlich, wie sie in ihrem neuen Keid dasaß.
Noch bis vor kurzem hatte sie fast das Gefühl gehabt, in Sebastian verliebt zu sein.
Doch nun, als sich der Abend dem Ende neigte, traf es sie wie ein Blitz. Sich in einen Mann wie Sebastian zu verlieben ... wäre äußerst unklug, sagte sie sich. Sehr, sehr unklug. Denn Sebastian war so unerreichbar wie ein funkelnder Stern am mondbeschienenen Himmelszelt.
Und sie war nichts weiter als ein Steinchen im Morast.
Was den Kuss betraf, war es nicht verwunderlich, dass Sebastian sich sogleich dafür entschuldigt hatte. Es war dumm von ihr zu glauben, dass es mehr gewesen war als eine vorübergehende Laune.
Sie würde gut daran tun, dies unter keinen Umständen zu vergessen.
Dreizehntes Kapitel
Als Sebastian einige Tage später die Bibliothek betrat, saß Devon in einem Sessel und ließ die Beine über die Armlehne baumeln.
»Meine Liebe, eine Lady behält ihre Füße immer am Boden.«
»Und ein Gentleman trägt immer ein Jackett.« Dabei blickte Devon streng auf seine Unterarme, die entblößt waren, da er die Hemdsärmel hochgekrempelt hatte.
»Touch6.« Er runzelte die Stirn, machte sich j edoch nicht die Mühe, das Jackett anzuziehen, das über einer Stuhllehne hing. Stattdessen setzte sich der Marquess' und sah zu ihr hinüber. »Da Ist aber heute jemand in gereizter Stimmung.«
Ihre Augen funkelten.
»Vielleicht hat Euch das Mittagessen nicht zugesagt?«, wollte Sebastian scherzhaft wissen.
Ohne auf seine neckende Frage einzugehen, widmete sich Devon ihren Geographiestudien. Den Großteil des Vormittags hatte sie am Schreibpult verbracht und mit einem sehnsüchtigen Ausdruck auf ihrem lieblichen Gesicht in die Ferne geblickt.
Sebastian stand auf und schritt zu dem Globus, der sich gleich neben dem Schreibtisch befand. »Devon?« Er winkte sie zu sich.
Mit einem lauten Seufzen erhob sie sich.
»Wo ist das Kap der Guten Hoffnung? «
Mit einer zwanglosen Handbewegung deutete sie in die Nähe des Nordpols.
»Interessant«, lautete sein trockener Kommentar. »Gestern lag es j edoch noch woanders. «
Sie verzog den Mund. »Was macht das schon? Ich werde sowieso niemals dorthin reisen. «
Devons niedergeschlagener Zustand schien ernst zu sein, entschied er.
»Nun gut. Dann zeigt mir bitte, wo sich London befindet. Dort wenigstens seid Ihr bereits gewesen.«
Widerwillig machte sie einen kleinen Kreis mit der Fingerspitze.
»Sehr gut«, nickte er anerkennend.
Devon sah ihn nicht an. In letzter Zeit kam sie ihm verändert vor, traurig und ohne ihre sonstige überschwängliche Lebhaftigkeit und temperamentvolle Art.
»Seid I hr krank, Devon?«
»Nein. Und Ihr werdet langsam etwas lästig, Sir.«
»Und I hr seid mit Euren Gedanken nicht bei der Sache.«
Zumindest war es Sebastian gelungen, ihre Aufmerksamkeit für kurze Zeit zu erregen, denn sie ließ den Blick endlich zu ihm herübergleiten. »Warum gebt Ihr Euch hiermit so große Mühe, Sebastian? Mit mir? Nachdem Ihr nachts von Euren Festen und Bällen nach Hause kommt, seid Ihr regelmäßig bis in die frühen Morgenstunden wach. Ich weiß das, weil ich Licht unter Eurer Tür hindurchscheinen gesehen habe. «
Er betrachtete sie vorsichtig, aber eingehend. Die leichten Schatten unter ihren Augen zeugten von der Tatsache, dass sie nicht gut schlief und ihre nächtlichen Wanderungen keineswegs eingestellt hatte. Devon allerdings in ihrer j etzigen Stimmung darauf anzusprechen, hielt er für keine gute Idee.
»Ich mag die Nacht«, bemerkte er rasch. »Das war schon immer so.«
Obwohl die Aussage der Wahrheit entsprach, war es Devon deutlich anzusehen, dass sie ihm nicht glaubte.
Zugegebenermaßen fiel es ihm nicht immer leicht, sich während der gemeinsamen Unterrichtsstunden zu konzentrieren. Manchmal, wenn Devon sich über den langen Mahagonitisch inmitten des Raumes beugte, wanderte sein Blick über ihren entzückenden Hintern, der sich klein und kompakt unter ihrem Rock wölbte. Da sie nicht wollte, dass er auf ihre Brüste starrte, musste er sich mit den nächstbesten Rundungen
Weitere Kostenlose Bücher