Verlockende Versuchung
wunderschöne Meisdemoiselles mit mir in den Garten entfliehen seht«, - sein Lächeln war erstaunlich dreist -, »erzählt niemandem, dass ich es war.«
»Drei! « Devon war entrüstet.
»Ihr habt völlig Recht, es sollten mindestens vier sein.«
»Ihr seid unverbesserlich! « Mit einem Lächeln auf den Lippen schimpfte sie ihn aus, wusste sie doch, dass er sie nur aufzog. Dann ließ sie den Blick erneut durch die Menschenmenge schweifen. »Sebastian sagte, dies sei eine kleine Einladung. Aber dort unten müssen über hundert Leute sein! «
»Seht Ihr den Mann, der am Kamin lehnt?«
Devon nickte.
»Das ist Viscount Temberly. Er stopft sich seine Pantalons aus, um seine ... wie soll ich mich nur galant ausdrücken ... seine Männlichkeit zu unterstreichen. Oder besser gesagt, seinen Mangel wettzumachen.«
Fassungslos kniff ihm Devon spielerisch in die Schulter. »Ich bin nicht so leichtgläubig, wie Ihr denkt. Kein Mann würde so etwas tun! «
»Wirklich? Fragt die Witwe Blakewell, die neben ihm steht. Sie weiß es. Auf j eden Fall besser als seine Ehefrau. «
Mit offenem Mund starrte Devon ihn an.
Ein seltsamer Ausdruck glitt über seine Gesichtszüge, doch im nächsten Moment schüttelte er ihn ab und lachte. »Was, seid Ihr schockiert? Ach, Devon, macht Euch nichts vor. Temberlys Frau hatte ebenfalls ihre«, - er machte eine bedeutungsvolle Pause -, » Abwechslungen .«
»Was ist mit Sebastian?« Unvermittelt begann ihr Herz schneller zu schlagen. »Ist seine Geliebte anwesend? «
Justin betrachtete Devon eine volle Minute lang, Erstaunen lag in seinen Augen. Dann endlich sagte er: »Mein Bruder hat Euch von ihr erzählt? Nicht einmal ich weiß Genaueres über sie! «
»Na ja, nicht direkt ... Ich habe nur geraten«, gab sie kleinlaut zu.
Verständnisvoll nickte er. »Sebastian ist bei solchen Angelegenheiten sehr diskret. Aber um Eure Frage zu beantworten: Nein, sie ist nicht hier. Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie eine seiner Liebschaften gesehen. Ich habe j edoch gehört, dass es sich um eine Schauspielerin namens Lilly handelt.«
Die ganze Zeit über hatte Devon die Luft angehalten.
»Sebastian wäre niemals so taktlos, sich mit seiner Mätresse in der Öffentlichkeit zu zeigen, besonders nicht vor diesem illustren Publikum. Glaubt es oder auch nicht, Ihr seht vor Euch die Créme de la Créme der oberen Zehntausend.«
Devon lehnte sich neugierig weiter vor, da Justin auf einen Herzog, einen Earl und seine Countess zeigte und ihr aus deren Privatleben erzählte.
»Und dort steht die Grande Dame von allen, die Herzoginwitwe Carrington.«
Die Herzogin war sehr klein, ihr Haar von einer per lenbesetzten Haube bedeckt. O bwohl sie einen Stock zur Hilfe nahm, bewegte sie sich auf eine Art, die keinen Zweifel daran aufkommen ließ, dass sie eine Dame von allerhöchster Bedeutung war. Devon fand sie äußerst Ehrfurcht einflößend.
»Sebastian war an dem Abend auf ihrem Ball, als ich Dickerchen fand.«
»Ja, ich erinnere mich. Ich glaube, sie hat das luxuriöseste Haus in ganz London - und nicht nur das eine ... «
Devon konnte sich beim besten Willen kein Haus vorstellen, das prachtvoller war als dieses hier, und das sagte sie auch.
»Vermutlich könnte sich sogar der Teufel in der gesellschaftlichen Oberschicht blicken lassen, sofern die Herzogin ihn empfinge. Der Herzog verstarb vor etwa zehn Jahren, wenn ich mich recht entsinne. Auch ihr Sohn Marcus ist seit vielen Jahren tot. Der Neffe ihres Mannes erbte den Herzogtitel, doch die beiden stehen sich nicht nahe. Sebastian vermutet, dass sie das gesellschaftliche Leben als ihren persönlichen Zeitvertreib betrachtet, da sie sonst niemanden mehr hat. «
»Wie einsam und traurig«, murmelte Devon, während sie die Dame noch immer betrachtete. »Starb Marcus im Kindesalter? «
»Oh, nein! Nach allem, was ich über ihn gehört habe, war Marcus ein Lebemann, der sogar mir die Schamesröte ins Gesicht hätte treiben können. Affären mit verheirateten Frauen, Liebschaften mit unverheirateten Frauen, Duelle ... Die Herzogin hat j edem Skandal die Stirn geboten, denn sie vergötterte ihren Sohn und versuchte, ihn im Zaum zu halten. Es war ein vernichtender Schicksalsschlag, als sie ihn verlor.«
»Wie ist es passiert? «
Devon ließ die Herzogin keine Sekunde aus den Augen. Ihr Sohn war genau die Art Mann, die Devon verabscheute. Was hatten der Herzogin all ihr Reichtum und Wohlstand genützt? Ihre Häuser waren leer, und vielleicht war ihr
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