Verlockende Versuchung
emotionsgeladene Stille. »Devon«, beschwor er sie, »Ihr dürft einem Mann niemals ... niemals ... das sagen, was Ihr mir gerade gesagt habt.« Er lehnte sich nach vorn und sah ihr tief in die Augen. »Denn der nächste Mann wird sich zweifellos auf der Stelle an Euch vergehen.«
Nichts wünschte sie sich sehnlicher, als dass er sich auf der Stelle an ihr verginge.
Doch das Lächeln war aus Sebastians Antlitz verschwunden, und Verwirrung machte sich in Devon breit. Sein Ausdruck war streng, seine Gesichtszüge angespannt und verkrampft.
Devon starrte ihn verstört an, während ihr Herz wie wild pochte und sie der Mut verließ. Vielleicht war sie geblendet gewesen. Vom Mondlicht, von ihm oder von all den tiefen Gefühlen, die sich in ihr aufgestaut hatten.
Dann fühlte sie sich, als hätte ihr jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie hatte sich bereits viele Fauxpas geleistet, doch niemals zuvor hatte Sebastian sie derart angesehen ... noch nie.
»Versprecht es mir, Devon.«
Ein immenser Schmerz durchzuckte sie, als risse ihr eine riesige Faust das Herz aus dem Leib. Ihre Kehle brannte so stark, dass sie kaum sprechen könnte. »Sebastian ...«
»Versprecht es mir! « Nachdrücklich betonte der Marquess jedes einzelne Wort.
»Ich verspreche es«, flüsterte sie zaghaft. »Ich verspreche es ...«
Zutiefst getroffen drehte sie den Kopf zur Seite. Ihn nun gehen zu sehen, konnte sie nicht ertragen. Als die Tür sich schloss, drückte sie eine Faust gegen die Lippen, um ein ersticktes Schluchzen zu unterdrücken. Sie verstand es nicht! War das, was sie gesagt hatte, so entsetzlich? Hatte sie eine Grenze überschritten? War sie zu vertraulich gewesen? Sobald sie mit ihm zusammen war, dachte sie nie über die Unterschiede nach, die sie von einander trennten. Es spielte keine Rolle, dass er ein Marquess und sie ein Niemand war. Er war einfach nur Sebastian ...
Doch der gewaltige Wirbelwind der Gefühle, der in ihm getobt hatte, war nicht zu übersehen gewesen. Sie hatte ihn mit jeder Pore ihres Körpers gespürt. Was war es? Ärger? Missbilligung? Da dachte sie an alles, was sie ihm anvertraut hatte. Gott allein wusste, dass jedes Wort der Wahrheit entsprach. Er w ar attraktiv. Umwerfend gut aussehend. Und sie hatte gedacht, er wäre erfreut ...
Offensichtlich hatte sie sich getäuscht.
Sebastian war ein Mann, der stolz darauf war, immer die Kontrolle zu behalten. Nicht nur seiner Wesensart entsprechend, sondern aus purer Notwendigkeit. Um das heillose Durcheinander zu beheben, das seine Eltern mit dem Familiennamen angerichtet hatten und um den Respekt wiederzuerlangen, der von vorangegangenen Generationen über die Jahre hergestellt worden war.
In diesem Moment, in diesem Zimmer war seine Selbstdisziplin beinahe hinweggefegt worden.
Allein, indem er die Fäuste geballt, die Augen fest zusammengekniffen, den gewaltigen Sturm an Emotionen zurückgedrängt und das Gesicht gen Himmel gewandt hatte, machte er das Unmögliche möglich und schaffte es fortzugehen.
Wie er diese Willensstärke aufgebracht hatte, wusste er nicht.
Und er hätte es auch kein zweites Mal gekonnt.
Für einen Mann wie Sebastian war diese Erkenntnis bedrückend. Von Anfang an hatte ihn sein Instinkt davor gewarnt, dass Devon sein Inneres in Aufruhr bringen würde. Er hatte nur nicht gewusst, wie sehr.
Niemals hätte er vermutet, dass sie ihn derart aus dem Gleichgewicht bringen könnte.
Er war empört darüber, welche Gefühle er für Devon hegte, denn er war ein Mann voll gründlicher Besonnenheit. Dies alles hatte er nicht geplant, und er verabscheute es, in diesem Zustand von widerstrebenden Gefühlen gefangen zu sein.
Zuneigung war etwas, das ihm keine Bedenken bereitete. Doch dieses Zusammenkrümmen seiner Eingeweide, dieses Brennen in seiner Seele ...
Ich will das nicht, dachte er. Sie hatte sein Herz, seinen Verstand und seinen Körper verzaubert ... Wenn er es nicht besser wüsste, würde er annehmen, er sei liebestoll. Gleichwohl war er dafür viel zu alt und viel zu clever.
Welche andere Erklärung gab es also sonst dafür?
Sobald Devon in seiner Nähe war, fühlte er sich völlig willenlos, sein gesamtes Dasein war ein einziges Chaos. Jeden Morgen, wenn er aufwachte, dachte er an sie. Nur an sie.
Sie war das letzte, das er vor dem Einschlafen vor seine m geistigen Auge hatte, und zwar j ede Nacht ohne Ausnahme. Sogar in seinen Träumen erschien sie ihm! Häufig suchte ihn sein verräterisches Bewusstsein
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