Verlockende Versuchung
London sehnt sich danach, Eure Frau zu werden. Ich selbst habe es beobachtet, in diesem Haus. All diese Ladys, die beinahe zu Euren Füßen in Ohnmacht gefallen sind. Ihr könntet Euch j ede Frau in London aussuchen. «
» Vielleicht habt Ihr Recht, doch lasst mich Euer Wissen noch ein wenig präzisieren, Devon. Das alles passiert nur, weil diese Damen sich danach sehnen, eine Marquise zu werden'. Jedoch nicht notwendigerweise meine Marquise. Der Titel ist eine außerordentlich reizvolle Verlockung. Ehen, die auf Liebe beruhen, sind äußerst selten. Meist entspringen sie aus gegenseitigem Vorteil. Und ich möchte nun weder neidisch oder verbittert klingen, denn ich liebe meinen Bruder, aber wenn Justin der Marquess wäre, würde mich niemand auch nur eines zweiten Blickes würdigen.«
Devon war entsetzt. Und sprachlos. Es war unvorstellbar, dass dieser überaus selbstsichere Mann solch einen törichten Gedanken auch nur für eine Sekunde glauben konnte. Doch nachdem der Schock abgeklungen war, war sie gleichzeitig über alle Maßen gerührt, dass er ihr so etwas anvertraut hatte. Nicht viele Männer hätten es gewagt, sich derart vor ihr bloßzustellen.
»Wirklich, er wird als der attraktivste Mann in ganz England bezeichnet ... « , erklärte Sebastian.
»Ja, ja, ich habe davon gehört«, meinte Devon und rollte mit den Augen. »Aber das, was Ihr gerade gesagt habt, dass ... wenn Justin der Erstgeborene wäre, Euch niemand ansehen würde, ... das ist absolut lächerlich ! «
»Leider ist es die Wahrheit, Devo n. Da mache ich mir nichts vor. «
»Es stimmt nicht«, betonte sie, »und das dürftet Ihr nicht einmal denken. Wollt Ihr wissen, weshalb? «
Sebastians Lippen kräuselten sich. »Ich nehme an, dass Ihr es mir gleich erzählen werdet. «
Devon nahm seine Hände in ihre - mit einem festen Griff ließ sie ihn wissen, dass sie keine Widerrede duldete - , ähnlich wie er es schon bei ihr getan hatte.
»Das werde ich. Ihr seht Euch nur durch Eure Augen. Nun, lasst mich sagen, was ich sehe. Ich sehe einen Mann mit breiter Brust und wundervollen Schultern - nun, das habe ich sofort bemerkt! In j ener Nacht, als ich aufwachte - hier in diesem Bett - konnte ich kaum meine Augen von Euch lassen. Natürlich spreche ich nur für mich selbst, doch ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es anderen Frauen ähnlich ergehen muss. Ich bin mir sicher, dass die meisten einen Mann bewundern, der so groß ist, dass er alle anderen Männer überragt, einen Mann mit großen Händen wie die Euren, einen Mann, der eine Frau beschützt und sie zierlich und klein erscheinen lässt. Jeden Morgen sehe ich Euch an Eurem Schreibtisch, und das Sonnenlicht lässt Euer Haar schwarz wie das eines Raben schimmern, und ich merke, dass mir noch nie ein Mann begegnet ist, den ich eindrucksvoller und attraktiver gefunden habe.«
Mit j edem Ate m zug, jedem Wort gewann ihre Stimme an Leidenschaft, ebenso wie die Gefühle in ihrem Innersten.
»Ihr, Sebastian Sterling, seid ungemein gut aussehend, und zwar auf eine Art, die mir ... nun j a, einfach ... den Atem verschlägt ... und mich innerlich erbeben lässt. Und Euer Bruder hat dies bisher sicherlich noch nicht geschafft!«
Dieses Geständnis war aus ihr herausgebrochen, obwohl sie es nie beabsichtigt hatte. Hatte sie zu viel gesagt? Egal, jetzt war es geschehen. Und sie konnte nur beten, dass sie ihn überzeugt hatte.
Vorsichtig maß sie ihn.
Die Luft war Jäh von pulsierender Spannung erfüllt. Auch Sebastian musterte sie konzentriert. Als ihre Blicke sich trafen, loderte etwas in ihm auf, etwas, das sie nie zuvor gesehen hatte. Es hatte den Anschein, als ob er sie verschlingen wollte.
Devon versuchte erfolglos, das rasende Herzklopfen zu unterdrücken. Alles um sie herum schien still zu stehen, die gesamte Welt und auch ihr Herz. Ah, ja, vor allem das Herz! Für den Bruchteil einer Sekunde war sie davon überzeugt, dass er sie küssen würde.
Es hatte sich so angenehm warm angefühlt, als er sie die Treppen hinaufgetragen hatte, doch plötzlich spürte sie eine ungeahnte Hitze in sich aufsteigen. Sie saßen so dicht beisammen, dass sein stahlharter Schenkel sich gegen den ihren presste. Seine Nähe ließ sie den Atem anhalten und innerlich erzittern. Sie verzehrte sich nach seiner Berührung. Noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas mehr herbeigewünscht. Sie wollte es ebenso inbrünstig, wie sich die verdörrte Erde nach Regen sehnte.
Sebastians Stimme durchschnitt die
Weitere Kostenlose Bücher