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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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Sie sich!«
    Er trat ins Freie, und Elisabeth ließ vor Schreck fast die Pistole fallen. Er war splitternackt! Trug keinen Fetzen Stoff am Leib. Nicht einmal ein gut platziertes Feigenblatt!
    Der Fremde schien sich jedoch überhaupt nicht unwohl mit der Situation zu fühlen und lachte sogar, als wäre er eine solche Reaktion gewöhnt. Aus irgendeinem Grund entschärfte seine Unbekümmertheit die Peinlichkeit der Situation. Elisabeth gelang es – wenn auch nur mit Mühe –, Haltung zu bewahren, obwohl es gar nicht leicht war, den Mann nicht mit offenem Mund anzustarren. »Ich fragte, wer Sie sind? Antworten Sie, oder ich schieße Ihnen eine Kugel in den Kopf!«
    Mit der Feierlichkeit eines altmodischen Höflings verneigte er sich vor ihr. Kein Leichtes, wenn man splitternackt war, aber es gelang ihm dennoch ganz gut. »Erkennen Sie mich nicht?«
    Sie betrachtete ihn genauer – von der Taille aufwärts selbstverständlich. Er war mittelgroß und schlank, kein überflüssiges Gramm Fett bedeckte seine ausgeprägten Muskeln. Sein Haar war schwarz wie die Nacht, obwohl es hier und dort von ein paar silbernen Fäden durchzogen war. Vorzeitige Silbersträhnchen, da er nicht älter wirkte als Mitte zwanzig. Seine Augen waren braun, sein Blick belustigt und argwöhnisch zugleich.
    Ein Grinsen erschien um seine Mundwinkel, und seine Augen zwinkerten. Sie hatte dieses jungenhafte Grinsen schon gesehen, aber wo …?
    »Mopp mit Beinen? Fellbündel? Verdammter Köter? Kommt Ihnen irgendwas davon bekannt vor?«
    Leider ja. Erschreckend bekannt sogar. Ein Hund, der sich in einen Mann verwandelt hatte. Oder war es ein Mann, der sich in einen Hund verwandelt hatte? Elisabeth hatte keine Zeit, über Einzelheiten nachzudenken. Sie würde die Sache einfach der immer größer werdenden Ansammlung von Merkwürdigkeiten hinzufügen, zu der ihr Leben geworden war, und ein andermal darüber nachgrübeln.
    »Sie sind ein Anderer «, flüsterte sie.
    »Nein.« In seiner Würde offenbar schwer getroffen, straffte er sich beleidigt. Auch das gelang ihm für einen nackten Mann außerordentlich gut. »Ich gehöre zu den Imnada .«
    Er sprach das Wort mit einer solchen Ernsthaftigkeit aus, dass Elisabeth schon fast einen Paukenschlag danach erwartete.
    »Und wer sind die Imnada? Ich habe noch nie von ihnen gehört.«
    »Nein.« Er kniete sich neben Rogans Leichnam und begann, ihm die Stiefel auszuziehen.
    Wie eine Marionette mit durchtrennten Fäden rollte der Körper des Harfenisten schlaff von einer Seite auf die andere. Aus irgendeinem Grund brachte das Elisabeth schließlich kurz vor den Zusammenbruch. Rogan war tot, Brendan vermisst, und sie plauderte mit einem nackten, gestaltwandelnden Mann. In ihrem Kopf begann sich alles zu drehen, und sie konnte kaum noch Atem holen. »Sie können nicht – ich meine, Rogan …«
    Killer blickte auf. »Er braucht die Kleider nicht mehr. Aber wenn es Ihnen unangenehm ist, dass ich sie nehme, kann ich auch so bleiben, wie ich bin.« Er setzte sich auf einen Baumstamm, um ihre Entscheidung abzuwarten. Ihr Erstaunen setzte ihr offensichtlich sehr zu. Und tatsächlich, das Einzige, was Elisabeth denken konnte, war, wie unglaublich höflich er war. Das und wie sehr, sehr nackt er war.
    Hitze stieg in ihre Wangen. Ein bisschen verspätet, aber vielleicht hatte ihre Reaktion sich durch den Schock verzögert. »Ich schätze, wenn es sein muss, muss es sein. Ich meine … Sie fühlen sich so doch sicher nicht sehr wohl so, oder?«
    Sie versuchte, überall hinzusehen, nur nicht zu ihm, was gar nicht leicht war, da es außer Bäumen nicht viel anderes zum Anschauen gab – und ein muskulöser, gut aussehender Mann im Adamskostüm schwer zu ignorieren war.
    »Kälte stört mich nicht so wie die meisten Menschen, aber Ihnen wäre wohler, wenn ich angezogen wäre. Sie sehen etwas … verwirrt aus.« Wieder dieses jungenhafte kleine Lächeln, das Grübchen auf seine Wangen zauberte.
    »Können Sie mir das verdenken? Schließlich rede ich mit meinem … meinem … Hund.«
    »Weder Sie noch Douglas hätten einem Gefährten in menschlicher Gestalt vertraut.«
    Als er hastig Rogans Kleider anlegte, wandte Elisabeth den Blick ab und versuchte, nicht daran zu denken, wie oft der Hund in ihrem Zimmer gewesen war, wenn sie sich an- oder ausgekleidet hatte. Oder wie viele aufschlussreiche Gespräche sie mit ihm auf ihrem Schoß geführt hatte. Oje! Sie hatte ihm sogar den Bauch gekrabbelt. »Wie heißen Sie also? Ich meine,

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