Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
Vom Netzwerk:
den jungen Douglas, wenn Sie wirklich alles verstehen wollen!«
    Da lag der Haken. Wollte sie alles verstehen? Oder würde es sie nur noch tiefer in diese Angelegenheit verstricken?
    Elisabeth legte eine Hand auf Killer und hoffte, dass seine gleichmäßigen Atemzüge ihr helfen würden, die ihr durch den Kopf wirbelnden Gedanken zu beruhigen.
    »Was wissen Sie über den jungen Mann?«, fragte Madame Arana mit einer Strenge, die in krassem Gegensatz zu ihrer eben noch so heiteren Überschwänglichkeit stand. »Was hat er Ihnen von sich erzählt?«
    »Ich habe Brendan schon immer gekannt. Sein Familienbesitz liegt gleich neben unserem.« Elisabeth senkte den Blick. »Er und ich waren sogar einmal verlobt. Aber das war vor langer Zeit. Bevor …«
    »Bevor die Neun vernichtet wurden«, beendete Madame Arana den Satz für sie.
    »Eigentlich wollte ich sagen, bevor er spurlos verschwand, doch …«
    »Schreckliche Zeiten waren das«, fuhr Madame Arana fort, ohne auf Elisabeths Einwand einzugehen. »Schrecklich für die Anderen .«
    Die Anderen . Die Neun. Die Amhas-draoi . Nichts davon hatte etwas mit ihr, Elisabeth Fitzgerald, zu tun.
    »Kilronan war ihr Anführer.«
    Das ließ Elisabeth aufhorchen. »Lord Kilronan?«
    Helenas Großmutter lächelte, als hätte sie gewusst, früher oder später ihr Interesse zu wecken. » Oui . Der verstorbene Earl war klug. Raffiniert. Der geborene Anführer. Aber die größten Hoffnungen hatten die Neun auf den Jungen gesetzt. Auf Kilronans Sohn und Erben.«
    »Nicht Brendan, sondern Aidan war Kilronans Erbe.«
    »Was Land und Titel anging, erbten die Ältesten. Doch von Macht und Fähigkeiten her war der junge Douglas alles, was sein Vater sich von ihm erhofft hatte.« Die zerbrechlich erscheinende alte Dame bückte sich, um das Feuer im Kamin zu schüren. Elisabeth sah, wie knotig und abgearbeitet ihre Hände waren. Als sie Holz nachgelegt hatte, sich wieder aufrichtete und den Blick zu Elisabeth erhob, lag eine diamantene Schärfe in ihren topasgelben Augen. »Und jetzt ist er zurück. Hoffen wir, dass er nicht zu spät gekommen ist und nicht mehr wie sein Vater ist!«
    »Warum erzählen Sie mir das alles?«
    »Weil Sie nicht bekämpfen können, was Sie nicht verstehen.«
    »Ich bekämpfe nichts und niemanden. Sobald ich kann, werde ich nach Dun Eyre zurückkehren.«
    Madame Arana ging zur Tür, wo sie sich mit einem beunruhigenden Glitzern in den hellen Augen noch einmal umsah. »Sind Sie sicher?«

Kapitel Elf
    D er Whiskey erschien unverlangt an Brendans Ellbogen.
    »Sie sehen aus, als könnten Sie einen Drink vertragen.« Rogan schenkte auch sich einen ein, bevor er sich in dem Sessel Brendan gegenüber niederließ.
    Der raffte sich lange genug aus seiner Betrachtung des Feuers auf, um sich zu strecken. »So schlimm?«
    »Tatsächlich sehen Sie sogar so aus, als könnten Sie drei oder vier brauchen, aber wir werden uns Zeit lassen und uns langsam bis zur vollkommenen Trunkenheit vorarbeiten.«
    »Sie hören sich an wie einer meiner Cousins. Sie kennen Jack O’Gara nicht zufällig?«
    Rogan hielt inne und warf Brendan einen merkwürdigen Blick zu. »Warum?«
    »Nur so.«
    Es fiel Brendan ausgesprochen schwer, den Whiskey zu ignorieren. Einen traumlosen Schlaf zu erlangen war stets das Schwierigste. Sein übliches Mittel war Erschöpfung; jede Art von Beschäftigung, die seinen Geist und Körper betäubte und ihn buchstäblich an den Rand des Zusammenbruchs brachte. Doch dieser Ausweg blieb ihm seiner verletzten Schulter wegen verwehrt. Deshalb saß er da, grübelte vor sich hin und vermied es, so lange wie nur möglich, sich ins Bett zurückzuziehen. Das unaufhörliche Pochen in der Schulter half, weil es ihm etwas gab, worauf er sich konzentrieren konnte, außer dem Brennen seiner müden Augen oder den in Abständen auftretenden Hitzewallungen und dem Schüttelfrost, nach dem er sich jedes Mal wie ein ausgewrungener Schwamm fühlte.
    Zumindest hatte er Rogan zur Gesellschaft. Der Harfenist hatte sich nach Kräften bemüht, die eisige Anspannung zwischen Brendan und Miss Roseingrave zu lockern. Und er war auch ein angenehmer Gesellschafter, der wusste, wann es Zeit zu reden oder Zeit zu schweigen war.
    »Sie und Helena Roseingrave stehen einander nahe.« Keine sehr geistvolle Bemerkung, dachte Brendan, aber im Moment fühlte er sich einfach nicht in der Lage, den Schein zu wahren.
    »Das könnte man sagen.« Rogan nippte an seinem Whiskey, streckte die langen Beine nach dem

Weitere Kostenlose Bücher