Verlockendes Dunkel
mit Grübeln über ihn zu verschwenden.
Er fand Elisabeth im Arbeitszimmer, den Kopf in einem Rechnungsbuch vergraben, von Quittungen und Rechnungen umgeben, die sich auf dem Schreibtisch stapelten, und mit einem Federhalter zwischen den tintenbefleckten Fingern. Und seltsamerweise sah sie überhaupt nicht bedrückt, nachdenklich oder traurig aus, sondern wirkte vielmehr konzentriert und voller Eifer wie ein Kind in einem Süßwarengeschäft.
»Haben sie dich an die Arbeit gesetzt, damit du dir deinen Unterhalt verdienst?«, scherzte er.
Sie blickte auf mit einem Lächeln, das jeden Nerv in seinem Körper in Bewegung brachte. »Madame Arana fragte, ob ich die Haushaltsbücher durchgehen könnte. Die letzte Stunde habe ich ausschließlich mit dem Ordnen der Unterlagen verbracht. Ein Stapel für Einnahmen, ein anderer für Ausgaben, und ein weiterer für Verschiedenerlei.« Sie verzog das Gesicht und sprang auf, um den größten der drei Stapel aufzuhalten, bevor er auf den Boden rutschen konnte. »Helena mag sehr gut mit einem Schwert und Magie umgehen können, aber was Finanzen angeht, ist sie eine Katastrophe.«
»Du kannst das später beenden. Ich habe ein Geschenk für dich«, sagte Brendan.
Elisabeths Augen waren nahezu schwarz in diesem Licht, als sie mit schief gelegtem Kopf zu ihm aufschaute, die Stirn runzelte und die Unterlippe zwischen die Zähne zog. Die Geste weckte einen unerwarteten Schmerz in Brendans Brust und ließ sie so eng werden, dass ihm das Atmen schwerfiel. »Ich kann jetzt nicht gehen«, sagte Elisabeth. »Ich habe gerade erst begonnen.«
»Willst du den ganzen Nachmittag hier eingeschlossen mit deinem Rechenbrett verbringen?«
Sie zögerte, als sie die heillose Unordnung vor sich betrachtete. »Nicht wirklich, doch Helena und ihre Großmutter waren sehr nett zu mir, und deshalb scheint es mir nur richtig, ihnen zu helfen, wo ich kann.«
»Komm jetzt mit, und ich verspreche dir, dass du später so viel ordnen und abheften kannst, wie du willst.«
Sie warf den Kopf zurück, und der pure Schalk erschien in ihren Augen. »Ein weiteres Versprechen, das du nicht einzuhalten gedenkst? Die Liste wird immer länger.«
»Hör auf mit der Nörgelei, Frau, und komm jetzt mit!« Nachdem er seine Libido, die mit ihm durchzugehen drohte, unter Kontrolle gebracht hatte, trat er neben Elisabeth.
»Wo gehen wir hin?«
»Die Geschenke sind in meinem Zimmer.«
Mit erhobener Augenbraue und einem winzigen Glimmen in den dunklen Augen fragte sie: »Du willst mit mir in dein Zimmer gehen? Und das nennst du ein Geschenk? Das ist ganz schön überheblich von dir, Brendan.«
Er warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. »Ich habe keine Ahnung, welch schmutzige Gedanken meine Frau hat«, sagte er mit einem vielsagenden Blick über ihren Körper. »Doch es gefällt mir.«
Elisabeth lachte. »Was ist das Geschenk?«
»Na ja, weißt du … ich hatte dir ja gesagt … ach, komm einfach mit und sieh es dir an!« Er nahm ihre Hand und zog sie mit. »Ihr Frauen zerredet aber auch wirklich alles.«
Sie erlaubte ihm, sie zu seinem Zimmer hinaufzuführen, sträubte sich dann jedoch wieder einen Moment vor seiner Tür.
»Komm mit!«, sagte er. »Mädchenhafte Proteste sind jetzt ja wohl kaum noch angebracht. Das wäre etwa so, wie die Scheune zu bewachen, nachdem das Pferd bereits geritten wurde«, stellte er mit einem mutwilligen Grinsen fest.
»Brendan!«, rief sie in gespieltem Entsetzen aus. Und wieder blitzte etwas Unergründliches in ihren Augen auf.
Er hatte nicht erwartet, dass er so gespannt auf die Übergabe seiner Einkäufe sein würde. Aber als er auf die Stoffe auf seinem Bett zeigte, die das Hausmädchen auf seine Anweisung hinaufgebracht hatte, konnte er weder ein ungeduldiges Lächeln noch seine nervöse Aufregung verbergen. Würden sie Elisabeth gefallen? Würde sie ihm vor Freude um den Hals fallen? Würden sie sie glücklich machen? Hatte er endlich einmal etwas richtig gemacht? Eigentlich sollte es ihn nicht kümmern, dürfte ihm nicht wichtig sein. Doch es war ihm wichtig – wichtiger, als er sich eingestehen wollte.
»Erinnerst du dich, dass ich dir versprach, dich mit Seide zu überschütten?«
Sie blinzelte, als verstünde sie nicht, was sie sah.
»Du dachtest nicht, dass ich das Versprechen halten würde, nicht wahr? Sag die Wahrheit!« Er nahm einen Ballen Stoff von dem Stapel. »Das hier ist zwar keine Seide«, erklärte er mit einem Stirnrunzeln, »sondern nur Musselin. Doch es ist
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