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Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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Arana und Miss Roseingrave, da Rogan vorgab, eine Abneigung gegen Kirchen im Allgemeinen und Hochzeiten im Besonderen zu haben. Und statt Miss Havishams kostspieliger Kreation aus cremefarbener Seide und silberner Spitze trug Elisabeth ein schlicht geschnittenes Kleid aus weißem Musselin – eines der wenigen Kleidungsstücke in Helenas Schrank, das weder ausgelassen noch enger genäht werden musste.
    Brendan stand neben ihr in einem dunklen Rock und sah sogar noch umwerfender als gewöhnlich aus.
    Alle Douglas’ zogen wegen ihres Aussehens alle Blicke auf sich. Aidan war von einer strengen Eleganz und selbstbewussten Haltung, die niemanden im Zweifel über seine noble Herkunft ließ. Sabrinas gewinnendes Lächeln und ihre strahlenden blauen Augen machten ihre angeborene Schüchternheit mehr als wett. Doch Brendan stellte beide in den Schatten mit seinen sonnengebräunten, markanten Zügen, dem Glanz seiner goldenen Augen und seiner straffen Haltung, der man den Schwertkämpfer und Fechter ansah.
    Bis jetzt war er in Gedanken weit entfernt gewesen, seine Miene völlig unergründlich im dämmrigen Inneren der Kirche, aber als der Priester fragte: »Wollen Sie, Brendan Douglas, Elisabeth Fitzgerald zu Ihrer Frau nehmen?«, schaute er sie endlich an. Seine Augen verdunkelten sich zu dem Bronzeton von alten Münzen, und sein Gesicht war ganz uncharakteristisch feierlich.
    »Ja, das will ich«, antwortete er und drückte Elisabeths Hand noch fester, in einer Geste, die sie lieber als Ermutigung statt Furcht bewertete.
    Es hatte nicht annähernd so lange gedauert, wie sie gedacht hatte, den Lauf ihres Lebens für immer zu verändern. Ein paar Worte eines Priesters, ein artiger Kuss für die Zuschauer – und eine Heirat, die sieben Jahre auf sich hatte warten lassen, war innerhalb kürzester Zeit vollzogen und vollbracht.
    Eigentlich hätten Glocken läuten und ein Festzug fröhlicher Gäste und vielleicht sogar ein kleines Feuerwerk stattfinden müssen. Stattdessen aber trompete Madame Arana nur lautstark in ihr Taschentuch, und Helenas sprödes Auflachen schallte durch die Reihen leerer Kirchenbänke. »Von ganzen Armeen gejagt, nur um schließlich in die Mausefalle eines Pfaffen zu geraten.«
    Elisabeth seufzte. So viel zu einer Hochzeitsfeier.
    Brendan musste ihren Seufzer als Bedauern oder Reue gedeutet haben, denn er flüsterte ihr ins Ohr: »Es ist weder die Hochzeit, die du verdienst, noch bin ich der Mann, den du wolltest. Das tut mir wirklich leid, Lissa.«
    Nicht der Mann, den sie wollte? Das hätte ihr niemand sagen können, als Brendans Lippen auf ihrer Haut sie vor Wonne hatten erschauern lassen, als er ihr Blut zum Sieden gebracht und sie mit einem fieberhaften, hemmungslosen Verlangen auf seine Zärtlichkeiten reagiert hatte.
    Scham ließ sich wie ein bleiernes Gewicht in ihrem Magen nieder. Bestimmt hätte sie doch wenigstens ein wenig Reue darüber empfinden müssen, einen Verlobten so schnell vergessen zu haben, um sich Hals über Kopf in eine Ehe mit einem anderen Mann zu stürzen. Eigentlich müsste sie förmlich glühen vor Schuldbewusstsein. Das wäre nur angemessen und zu erwarten gewesen.
    Aber warum erschien es ihr dann trotz der widrigen Umstände so viel besser, Mrs. Douglas statt Mrs. Gordon Shaw geworden zu sein?
    Elisabeth war enttäuscht. Brendan hatte es sofort gemerkt, als sie heute Morgen aus der Kirche in einen anhaltenden Regen getreten waren und über graue Straßen zu einer noch graueren Hochzeitsfeier heimgefahren waren. Sie hatte während des improvisierten Frühstücks eine tapfere, heitere Miene aufgesetzt und sogar Rogans Litanei über die »fürchterlichen Ehen«, die er gekannt hatte, über sich ergehen lassen, ohne mit der Wimper zu zucken, bevor sie sich in ihr Zimmer zurückgezogen hatte, um sich frisch zu machen. Wobei »frisch machen« nur ein Vorwand zur Flucht gewesen war, bevor sie den Harfenisten in seinem Tee ertränkte.
    Brendan hatte sie kommentarlos gehen lassen. Es war besser, ihr Zeit zu geben, zur Ruhe zu kommen, da sie sich wahrscheinlich gerade vorstellte, wie ihr verlorenes Leben mit dem Langweiler Shaw ausgesehen hätte. Wahrscheinlich wünschte sie Brendan zum Teufel und schrie ihre Wut und Enttäuschung in ihr Kissen.
    Irgendwann am späten Nachmittag, als er die Spannung nicht mehr aushielt, machte er sich auf die Suche nach seiner frischgebackenen Ehefrau. Sie wollte grübeln? Darin war er ein Experte. Aber Gordon Shaw war es nicht wert, wertvolle Zeit

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