Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verlockendes Dunkel

Verlockendes Dunkel

Titel: Verlockendes Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
Vom Netzwerk:
sehen. Was auch immer ihn fortgetrieben und seine Familie zerstört hatte, verfolgte ihn noch immer.
    Warum wollte er es ihr nicht erzählen? Was konnte denn so furchtbar sein?
    Wollte er nicht mit ihr darüber sprechen, weil sie nicht gut genug war? Nicht klug genug? Weil sie nicht diese Aura der Macht umgab, die sie in Gegenwart all jener spürte, in deren Adern Magierblut floss?
    Verbitterung ergriff Besitz von ihrem Körper, der gerade noch so lebendig und so voller Leidenschaft gewesen war.
    »Das heißt, es ist unmöglich zu verstehen für eine Duinedon wie mich«, sagte sie beleidigt.
    Brendan lachte. »Du magst zwar keine magischen Fähigkeiten haben, doch das macht dich nicht zu einem weniger wertvollen Mitglied unserer Welt.«
    »Aber das bin ich eben nicht, verstehst du? Und bin es auch noch nie gewesen. Mein Vater sagte immer, die Anderen seien dazu verdammt, für sich zu bleiben. Geheim zu halten, wer und was sie sind, und ihr Leben im Verborgenen zu leben. Und er hatte recht. Meine Großmutter wurde für verrückt erklärt von allen, die nicht Bescheid wussten.«
    Brendan legte sich auf den Rücken und verschränkte mit ernster Miene die Hände hinter dem Kopf. »Aber von allen, die sie kannten und wussten, was sie war, wurde ihre besondere Beziehung zu Pflanzen nicht als Fluch, sondern als großartige Gabe angesehen. Und sie nutzte diese Gabe, um Dun Eyre zu einem magischen Ort zu machen.«
    Er hatte recht. Dun Eyre war ein magischer Ort. Von überallher kamen Reisende, um die prachtvollen Gärten zwischen den wilden Moorlandschaften und schroffen Felsküsten zu besichtigen. Tante Fitz pflegte die Besucher stolz durchs Haus und über den Besitz zu führen, während Tante Pheeney sie im Salon erwartete, wo zahlenden Gästen Erfrischungen und eine warme, herzliche Atmosphäre geboten wurden.
    »Ich vermisse Dun Eyre und meine Tanten.« Elisabeth legte den Kopf an Brendans Brust, und sein gleichmäßiger Herzschlag linderte ein wenig den jähen Schmerz in ihrer Kehle. »Ich vermisse mein langweiliges, stilles Leben.«
    Mit einem wehmütigen Lächeln strich Brendan ihr das Haar aus dem Gesicht. »Ich das meine auch.«
    Noch nie war er näher daran gewesen, ihr seine tiefsten Sehnsüchte zu offenbaren.
    Er schloss die Augen, doch er schlief nicht. Sein Körper war zu angespannt, sein Atem zu unruhig und zu flach. Aber wie schön er war mit seinem schmalen, wie gemeißelt wirkenden Gesicht, der sinnlichen Kurve seiner vollen Lippen, seiner aristokratischen Nase und den sündhaft langen Wimpern! Bewundernd betrachtete Elisabeth seine breite Brust, den flachen, muskulösen Bauch und die feinen Haare auf seiner Brust, die sich auf seinem Bauch zu einem schmalen Streifen verjüngten.
    Unwillkürlich streckte sie eine Hand aus, um ihn zu berühren.
    Ein Lächeln erschien um seine Mundwinkel. »Beschreib es mir!«, flüsterte er.
    »Was?«
    »Wie Belfoyle aussieht. Wie es riecht. Wie es Aidan geht. Ist er glücklich? Was hat sich verändert, seit ich das letzte Mal dort war? Erzähl mir alles, damit ich es mir vorstellen kann!«
    »Du hast gesagt, es kümmerte dich nicht. Dass du nicht zurückblicken könntest, wenn du überleben willst.«
    »Ich habe nie gesagt, dass es mich nicht kümmert, sondern dass es mich nicht kümmern dürfte . Das ist ein großer Unterschied, Elisabeth.«
    Und so erzählte sie ihm, was er wissen wollte. An ihn geschmiegt und im Dunkeln liegend, sprach sie von dem Haus hoch auf den Klippen, von den aufsteigenden Nebeln, die silbergrau und feucht die Mauern einhüllten. Sie beschrieb die nie nachlassenden Winde, die den salzigen Geruch des Ozeans mitbrachten, und die Sonne, die Licht und Schatten auf die Heide warf.
    Sie sprach von Aidan, dem einst so wilden jungen Mann, der zu einem grüblerischen Einsiedler geworden war, als er der Möglichkeit des finanziellen Ruins ins Auge gesehen hatte. Von den langen Nächten und Tagen, in denen der neue Earl of Kilronan darum gekämpft hatte, den Besitz zusammenzuhalten. Von seinem Kummer um die Familie, die er verloren hatte, den er tief in seinem Innersten verbarg. Von der schockierten Reaktion der Nachbarn, als er eine Frau von unbekannter Herkunft und skandalöser Vergangenheit – wenn man den Gerüchten glauben durfte – heiratete.
    »Er ist nicht mehr der Aidan, den du in Erinnerung hast, aber er ist wieder glücklich. Er liebt seine Frau. Das ist mehr als offensichtlich, so wie er ihr mit seinen Blicken folgt, wenn sie zusammen sind. Fast

Weitere Kostenlose Bücher