Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
Verhaltensregel , Lorcan : sie hatte eine lange Zeit keine Kontrolle über ihr Leben. Du wirst ihr das G e fühl geben, d ass sie sie jetzt besitzt, also: was sie will, bekommt sie. Mehr musst du nicht beachten, ve r stehst du das?“
Er war kein Idiot und sie würde nichts Unmögliches fordern. „ Dass wir uns nicht missve r stehen, diese Lösung ist zeitlich begrenzt. ”
„ Ist sie ” , stimmte Gaven mit einer Überzeugung zu, die an Beleidigung gren z t e.
Aber der H eiler war nur Realist und wusste, dass Lorcan sich nicht vom Sa u lus zu m Paulus wandelte, nur, weil ihn ihr Schic k sal nicht kalt ließ. Mitgefü hl war eine flüchtige Emotion und e s hatte nichts zu bedeuten, dass sich unter sein Mi t leid ein weit hartnäckigeres Gefühl mischte .
„ Das mit dem Bluttest hat Zeit … Lorcan? ”
„ Ich höre dir zu “ Er riss sich zusammen. Er kannte keine Eifersucht, ve r dammt noch mal, e r kannt e schließlich auch keine Liebe. „ W as ist mit Réamann? ”
„ De n füttere ich mit der Information, dass sie nichts von einem Anamchaith in sich trägt. Er wird eine Weile die Füße still ha l ten. ”
Lorcan dachte an Zeiten, da die Krieger ihrem Großmeister den fälligen Re s pekt entgegenbrachten. Was ging hier vor, von dem er nichts wusste? Eine Menge, weil er sich nicht in diese Dinge einmischen durfte und wollte. Vielleicht ein Fe h ler. Erst Cathal und Neakail und jetzt Gaven , keinem der drei unterstellte er mangel n de Linientreue – dem Harridan vielleicht, er war in manchen Dingen ein dummer, kleiner Junge. A ber wollte er wirklich ergründen, was den Heiler mot i vierte? Es katapultierte ihn auf direktem Weg aus der Bruderschaft, aus einem Leben, das ihm alles bedeutete, schließlich besaß er im Gegensatz zu den Dreien kein and e res.
Lorcan öffnete leise die Tür einen Spalt breit . Was trieb sie so lange im Bad e zi m me r? Er unterdrückte einen Fluch , sobald er die Antwort mit eigenen Augen sah: nichts . Lag es Frauen nicht im Blut, sich he r auszuputzen? S ie musste nicht einmal das, s ie sollte sich nur säubern. Er hatte die Dusche für sie auf g e dreht , Seife lag griffbereit und auch für einen Stapel Handtücher hatte er ge sorgt. Doch statt sa u ber und eingewickelt in ein Handtuch auf ihn zu warten, kniete sie vor der Dusc h kabine. Nackt, verdreckt, aber wenigstens nicht auf den kalten Fliesen. Die in den Müll gehörende Decke lag unter ihr ausgebreitet. Es war schwer , sich in dieser Mischung aus Rugalainn, Walisisch und Zeichensprache mit ihr zu verstä n digen, aber er hatte seine Anweisungen für eindeu tig gehalten . W ahrscheinlich hatte sie ihm schon nicht mehr zu gehört , als der erste Tropfen Wasser aus dem tellergr o ßen Duschkopf fiel. Er hatte sie in dem Glauben allein gelassen , sie kön n te nicht erwarten, sich den Gestank der G ruft von ihrer Haut zu spülen, doch d ie Fasz i n a tion des dampfe n den Wassers war wohl größer als der Wunsch, d ie Höhle hi n ter sich zu lassen.
Ihre Finger tauchten in die herabregnenden Tropfen. Sie lief en über ihren Handrücken, wusch en Blut und Schmutz ab und zauberte n ein Lächeln auf ihre Lipp en. Ihre Verzückung über etwas so Banales ve r söhnte ihn . Er überlegte , sie ihrem Spiel zu überlassen, sie würde schon auf die wahre Bestimmung d er Dusche kommen . Da blickte sie ihn über di e Schulter des ausgestreckten Arms an, i hr Lächeln schwand nicht, wurde jedoch zaghafter. Im künstlichen Licht der Bad e zimmerbeleuchtung wirkten ihre Augen grau statt sil bern, i mmer noch ber ü ckend schön, aber auch beruhigend normal.
„ So wirst du niemals sauber . ”
Er erntete zusammengezogene Augenbrauen .
Ihr Lächeln verblasste, s ie gab ihr Spiel auf und erho b sich. Den Kopf hielt sie i m Bewusstsein gesenkt, einen Fehler begangen zu h a ben. Lorcan schloss die Tür hinter sich. Ihre Schultern versteiften sich beim Klicken des Schlosses. Erwa r tete sie eine Bestrafung für das unschuld i ge Spiel? Sicher war sie den Befehlen ihres Nêr minutiös gefolgt – wie er es ihr mit harter Hand ge lehrt hatt e. Lorcan streckte die Finger nach ihrem H aar aus, teilte den Schleier und hob die schmutzigen Strähnen über beide Schultern. „Lass mich dir helfen.“
Sie zog bei seinen Wort en unwillkü r lich den Kopf ein, h ob ihn , als ihnen kein Schlag folgte. „Edifar“, wisperte sie.
„Ni .“ Er k am sich bei ihrem auf keine drei Worte beschränkten gemeinsamen Wortschatz idiotisch vor,
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