Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
Ausholbewegung und sie schlitzte ihm die Kehle von Ohr zu Ohr auf. Er wollte zurückspringen, dem kommenden Schlag ausweichen , doch er zwang sich zu langsamen Bewegun gen, sollte sie ihn erwischen, ha tte er es mehr als ve r dient.
„ Es lag nicht in meiner Absicht … ” Plötzlich war die geräumige Duschkabine viel zu eng . Die offene Tür lud ihn zu einem schnellen Rückzug ein , nur ein Dummkopf trat i hn nicht an, e in Dummkopf strec k te seine Hand nach ihrer unter einem stummen Schluchzen bebenden Schulter aus. Lorcan war kein Dummkopf, wus s te, wann die Schlacht verloren und alles kämpfen sinnlos war. Seine zur Faust geballte Hand sank nach un ten, e r begab sich kein zweites Mal auf feindliches Terrain . In seinen Augen war sie das, musste es zu ih rem eigen en Wohl bleiben. Er zögerte den Rückzug wider besseres Wis sen hinaus und b ehielt sie im Auge. In s geheim wünschte er, sie würde ihn an greife n , ihm die Warnung ins Fleisch schneiden , sich von ihr fer n zuhalten.
Sie dreh te sich um. Langsam. Ganz die Raubkatze. Eben noch in der Sonne d ö send, würde sie jetzt die Klau en in ihre Beute schlagen . Ihr Angriff kam nicht unerwartet und überraschte Lorcan dennoch. Er hob abwehrend die Hände . Sie tauchte unter ihnen hindurch. Schlang ihre Arme um ihn. Statt scharfer Krallen boh r ten sich nur ihre Fingerkuppen in seinen Rücken.
„ E difar . “
Sie war so dicht an ihn g e schmiegt , dass er dieses Wort künftig allein durch die Berührung ihrer Lippen erkennen würde. Im Glas der Duschabtrennung sah er die Verblüffung auf seinem G e sicht . Seine abwehrend erhobenen Hände sanken nach unten und glitten über ihren Rücken. Es war nicht nötig, sie an sich zu zi e hen, sie musste schon in ihn h ineinkriechen, wenn sie ihm noch näher sein wollte. Als sich ihr Her z schlag beruhigte und ihr Schluchzen verebbte, wuchs der Ve r dacht, sie beabsichtigte genau das.
Lorcan beging einen Fehler, aber nicht den, an den er dachte. Ihr Körper erzäh l te jede nur denkbare Geschichte von Gewalt und Demütigung , e ine Fortse t zung schreckte sie nicht . Nähme er sie gegen ihren Willen, wäre das keine neue Erfa h rung . Zärtlichkeit , allerdings , jagte ihr Angst ein. Ihm erging es n icht anders. Das war nicht er. E r war voller Zorn, nicht zärtlicher Gefühle. Mitleid war eine Sache, aber das … war unentschuldbar. Gefährlich. Sie sollte wissen, dass er sie nur mit sich in den A b grund riss .
„ I ch kann dir nicht geben, was du suchst “ , flüsterte er. „I ch besitze es nicht. ” Nicht mehr . V ermutlich hatte er es niemals besessen . Aus diesem Grund hatten sich alle von ihm abgewandt , l ange bevor er zum Brudermör der geworden war . „ Es tut mir … E difar . ” Er hob sie in seine Arme , trug sie aus der Dusche und hüllte sie in ein weiches Badelaken. Diesmal stah l er sich keine U m armung . „ Ich besorge dir was zum Anziehen. É adaí “, übersetzte er, „ Kleidung. ” Zur Vera n schaulichung zeigte er auf sein am Boden liegendes Shirt . Er drehte sich an der Tür noch einmal um , wünschte, er hät te es nicht getan. Sie wirkte verloren in der ihr fremden Umgebung . Hätte er doch niemals einen Fuß in die Bluthö h le gesetzt . Er wollte ihre Einsamkeit nicht empfinden, nichts, was sie betraf, sollte ihm nah e gehen. Sie schlug ihm ihre Krallen vielleicht nicht in den Körper, aber sie hieb Risse in Ba r r i eren, die er in seinem Inner e n errichtet hatt e. Niemand sollt e einen Blick dahi n ter werfen, w er es dennoch tat, wandte sich mit Grauen ab. E r musste sie loswerden , g leich in der morgigen Nacht. Sie soll te sich noch heute da ran g e wöhnen, dass er nicht als Bezugsperson zur Verf ü gung stand. Er würde schon ein Quartier für sie auftun , m öglichst weit weg von seine m. Es fände sich schnell jemand , dem sie sich an seiner statt au f dräng te.
Cathal .
Holz knackte, Metall knirschte und Lorcan stellte die aus den Scharnieren geri s sene T ür neben dem Kleide rschrank ab , d urchwühlte seine Sachen nach etwas Brau chbarem . E r besaß nicht viel, Dril lich und Shirts, i n die auch er jetzt wieder schlüpfte. Alles schwarz. Sein Schützling sollte in seinen Sachen herumla u fen – n icht in d en en eines anderen Kriegers. Sie reihte sich nicht in die zahllosen G e liebten sei nes Waffenbruders Cathal ein.
Er blieb vor der geschlossenen Tür stehen, seine Hand gefror auf dem Tü r knauf. „ Nimm dir den Bademantel vom Haken, etwas
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