Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
ab, ihm zur Seite zu springen, aber zu seinen Bedingungen. Er hatte keine Ahnung, ob das Armúrlann eine selb st ständige W e senheit war, ob das für seine Gabe der Empathie galt, die ihm immer dann in die Parade fuhr, wenn er es am wenigsten gebrauchen konnte. Letztlich war es ihm gleichgültig, ob beide zusammenarbeiteten, um ihn zu Ve r stand zu bringen und zu halten, nur das E r gebnis zählte und das hieß, dass sein Beutegut sich in etwas verwandelte, das H u arwor nicht mehr gehörte und ihm diente , statt ihn in den Abgrund zu reißen, wie Teagan gefürchtet hatte .
Die Angriffe flauten ab, Tentakel erschlaff ten, die Hydra verlor Kopf um Kopf und das vielstimm i ge Kreischen wich einer unwirklichen Stille. Lorcan schraub te seinen Abwehrkampf auf weni ge Klauenhiebe he r unter und schließlich genügte es, Teagan zu ihrem Schutz im Arm zu halten. Die Finsternis sank wie die Arme von Toten her ab. W o sie ihn verfehlte, vers i ckerte sie wie verflüssigtes Gewebe; wo sie ihn traf, lief sie wie Blut über seine Haut. Möglich, dass sich das, was er in sich gehortet hatte anschloss, vielleicht war es auch gemeinsam mit Huarwor im Chaos untergegang en. E r t rauerte der Macht nicht nach und s o bald er es fü r sicher hielt, hob er den Kopf. W as ihn und Teagan um schwirrte, erschütterte die Luft kaum mehr als Schmetterlingsflügel , schillerte bunt und kitzelte auf der Haut . Teagan wagte sich aus der De ckung, streckte die Hand aus und lächelte , als sich ein schi l lerndes W e sen auf ihren Finger setzte. Sie schien ihm zu lauschen , doch so sehr Lorcan sich bemühte, mehr als ein leises Zirpen hörte er nicht. Er ko n zentrier te sich wieder auf die Masse der flatternden Gebilde, die ihre neu gewonnene Fre i heit in der Höhle austesteten, ehe sie sich gegen die Wände des Gefängnisses wa r fen . S tatt wie Insekten auf einer Autoscheibe zu zerpla t zen, tauchten sie in den Fels ein wie in Wasser und verschwanden. Nach und nach leerte sich die Höhle , bis ein einz i ges schillerndes Wesen übrig blieb – Anwens Totenwächter . Er sollte das sein.
„Ich habe mein Wort gebrochen … erneut.“ Er drückte sich hoch und half Teagan auf. „ Anwen hat auf meinen Schutz vertraut , doch ich habe sie alleingela s sen … “
„ S ie ist nicht allein .“ Er folgte Teagans Bl ick zu dem nicht mehr gesichtslosen Totenwächter . Geiste r haft durchscheinend beugte sich Ca thaòir über Anwen, als küsste er sie zum Abschied .
„Was macht er da?“ Gebannt starrte er auf das Schillern, das wie Atem von Cathaòirs auf Anwens Lippen floss .
„ Er holt sich seine Zukunft zurück .“ Teagan verwob ihre Finger mit seinen .
„Welche Zukunft? Er starb vor langer Zeit und Anwen … “ Sein Einwand e r schien ihm gegenstandslos angesichts des Wunders. Cathaòir war auf die Fersen zurückgesu n ken, eine Hand hielt er schützend über Anwens H erz, die andere über ihren Leib, das Schillern sickerte auf sie herab. „Das kann er nicht“, ve r suchte er das Unmögliche von sich zu schieben, doch Anwens erster flacher Atemzug b e lehrte ihn eines Besseren. Mit einem schmerze r füllten Laut zwang sie Sauerstoff in ihre Lungen, ihr Herz war überfordert von der unerwarteten Rückkehr ins Leben, aber selbst das arrhythmische Pochen klang wie Musik in Lorcans Ohren. Er e r reichte sie in dem Moment, da sie sich mit Cathaòir s Hilfe aufsetzte und ihn e r munterte, seine Hand auf ihren Leib zu legen. Ihre Finger standen in unnatürl i chen Winkeln ab und doch wohnte der Geste, mit der sie Cathaòirs Hand mit ihrer bedeckte , nichts Groteskes inne.
„Werdet ihr Anwen Schutz gewähren, wenn ich … “
„Nein … “ Sie krallte die verkrüppelten Finger in den Ärmel des Leine n hemds , das Cathaòir u n ter seinem Lederwams trug . „Du darfst nicht gehen.“
„Ich werde niemals ganz fort sein, in deiner Erinnerung werde ich immer bei dir sein. “
„Ich will mehr als das, bitte .“ Anwens geschwollene Lider hoben sich und durch einen schmalen Schlitz drang das dämonische Grün ihrer Augen. „Du musst ihm verzeihen, Teagan .“
„Be ruhige dich, Anwen.“ Cathaòir s ah hilflos zu ihnen auf .
„ Ich kann dich nicht gehen lassen … “ Sie hustete Blut . „ B itte … er bereut … “
„Ich habe ihm verziehen “, Teagan sank auf die Knie, „ und wünsche ihm eine Zukunft mit dir , aber … “
„ Es liegt nicht in ihrer Macht “, beendete Cathaòir ihren Satz.
„Das ist nicht fair!“
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