Verlockung der Finsternis (Kriegerinnen der Fiannah) (German Edition)
es so w e nig wie jetzt. Nachdenklich, nicht ver zwei felt sah sie ihn an, würde nicht so schnell aufg e ben. Tatsächlich griff sie nach dem La ken und zeigte es ihm. Er hatte keinen Schi m mer, worauf sie hinauswollte. Eine letzte Chance gab er ihr no ch. Sie legte ihre Hand auf s ein Herz.
„Cynnes“, wiederholte sie mit einem zag haften Lächeln.
Wär me erfüllte ihn, e r wollte ihre Hand wegschieben , doch er bedeckte sie mit seiner. Sämtliche Schilde sanken, die er über die Jahrhunderte errichte t hatt e, und s tellten seine Abwehr bloß – auf eine simple Berührung hin . Spendete er ihr Wärme ? Gab er ihr d ie Möglichkeit, sich fallen zu lassen, ohne den Absturz zu fürchten? Seine Lippen teil ten sich wie vo n selbst und ein Laut kam über seine Lippen, der schwer einzuordnen war. Wie unter einem Bann drehte er die Hand, die auf seinem Herzen ruhte, mit dem Handgelenk nach oben. Er strich mit se i nen Fängen über die zarte Haut, zeigte ihr, wie geschickt er im Umgang damit war. Sie musste nicht befürchten, verletzt zu werden , wenn sie ihm vertraute. Wenn sie seinem W erben nac h gab …
Verflucht, welchem Wahn verfiel er? Was stellte sie mit ihm an? Oder er mit ihr? Wie unter einem Zauber hob sie die Hand an seinen Mund, zog die Unterli p pe leicht nach unten.
„Dau.“
Da s bedurfte keiner Übersetzung, in Rugalainn klang die Zahl Z wei äh n lich . Wollte sie ihm auf diese Weise mitteilen, er sollte auf seine Gefühle h ö ren, seine Intuition?
In der Zahlenmystik steht die Zwei für das Lachen und das Weinen, das Ve r wurzelte, Gleichgewicht und Stabilität, aber in seiner Welt stand sie für Zwi e tracht, Konflikt und Zweifel .
Dachte er zu kompliziert? Ging es ihr nur um die Sicherheit, dass er nicht wie ihr Nêr war, nicht über vier Fänge wie ein Tiontaigh verfügte und ihr Blut nicht die Vor speise eines ausgedehnten Mahls war? Auch da irrte sie, f ür ihn war ihr Blut tabu, wie das seine für sie. Was für ein unwürdiger G e fährte er ihr doch wäre, u nfähig ihr das zu geben, w orauf sie ein Anrecht als seine Leathéan besaß .
Er schob ihre Hand beiseite, darauf bedacht, ihr nicht das Gefühl zu geben, sie hätte eine n Fehler begangen. Das hatte sie, einen gewaltigen, mit jeder S e kunde, da sie sich nicht abwendete und davonrann te; sie i hn imitierte, indem s ie auf ihre Fersen zurücksank und a bwartete, bis er ihr neuen Stoff für ihre Lehrstunde liefe r te. Ein dressierter Affe, das war sie, mehr nicht. Zu keinem eigenständigen G e danken oder Ver halten fähig. Lorcan schluckte jede dieser bösartige n Bemerku n g en ru n ter , die über seine Lippen drängen wollte n . Sie war weder dumm noch ein Tier. Es war schön , sie um sich zu haben, ihr zuzusehen, wie sie di e ihr fremde Welt e r kundete. Für den Moment durfte er der Faszination erliegen, in ein paar Stunden war er sie en d gültig los und sie ihn . Was schadete es, sich freundlich zu zeigen?
Er streckte sich auf der Matratze aus und erlaubte ihr, sich an ihn zu schmi e gen . In der verbleibenden Zeit durfte seine Brust ihr Kissen sein und war es kein Fe h ler, ihr schöne Träume zu wü n schen .
„Cysga'n dawel“, wünschte sie ihm stattdessen wohl einen geruhsamen Schlaf, e ine Floskel, wie sie i n jeder Sprache existierte . Hatte sie ihrem Nêr dasselbe g e wünscht ?
Wie ein d ressierter Affe .
Lorcan ignorierte den Hohn in seinem Schädel. Küsste gegen jede Vernunft i h ren Kop f. Ein Abschied. Morgen würde sie sei n Quartier und sein Leben verla s sen . Sie würde ihn rasch unter all den neuen Eindrücken vergessen, wie er sie aus se i nem Gedächtnis strich. Gleich nachdem er ein paar Tiontaigh in ihrem Namen vernichtete, die verfluchte Brut, die ihren Nêr inspiriert hatte , sie wie eine seiner Laborratten einz u sperren.
Ratten wie sie.
Wenn ihm das Glück h old war, brach te er beim nächsten Einsatz eines ihrer Versuchslabore auf, um Cian und sich zu beweisen, dass die Tiontaigh ni e mals zu solcher Perfektion in der Lage w aren .
Kapitel 3
D er Heiler unterzog bei seinem Eintreffen den Inhalt seines Gif t schranks einer Muste rung . Fehlte etwas? Angel Tears ? Lorcan schü t telte den Gedanken ab, sie war kein Junkie und Gaven kein De a ler.
„ Hatten wir nicht eine Galgenfrist vereinbart?“ Gavens Blick wanderte über Lorcans ramponierte E r scheinung, blieb an der Stelle hängen, die ihm verriet, dass ein Großteil des Bluts seins war. „Du lässt freiwillig deinen
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