Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
Gnaden.«
»Wir werden auch Lady Lillian erwarten, wie Ihr sicher wisst.«
In seinen dunklen Augen glomm angesichts dieses direkten Befehls definitiv Belustigung auf! »Ich bin sicher, sie wird hocherfreut sein, Euer Gast sein zu dürfen.«
»Wenigstens werde ich dann nicht die einzige alte Jungfer sein«, sagte Eleanor gewohnt aufrichtig. »Richtet ihr bitte aus, dass sie ungeachtet Großmamas Befehl auf jeden Fall kommen muss, damit wir uns gegenseitig Gesellschaft leisten können.«
Es war deutlich, dass Jonathan auf diese Bemerkung keine passende Erwiderung fand. Tatsächlich wusste Cecily, dass nicht Selbstmitleid aus ihrer Schwester sprach. Elle betrachtete ihre Situation nun einmal sehr drastisch. Um ihn zu retten, fragte sie: »Wollen wir vielleicht ein wenig im Garten spazieren gehen? Nachdem die Sonne endlich herausgekommen ist, ist es ein herrlicher Tag.«
»Wir haben ohnehin noch einiges zu besprechen.« Er bot ihr den Arm.
»Aber nur ein kurzer Spaziergang«, betonte ihre Großmutter, die kerzengerade in ihrem Sessel thronte. »Ihr seid schließlich noch nicht verheiratet.«
Doch Cecily sah in den Augen der alten Frau ein verräterisches Glänzen, das den harschen Worten die Schärfe nahm. Sie gab dem Impuls nach, zu ihrer Großmutter zu gehen und sie fest in die Arme zu schließen. »Wir werden der Inbegriff an Diskretion sein. Keine Sorge, Großmama.«
»Hmpf.«
Als sie den Salon verließen, beobachtete sie aus dem Augenwinkel, wie ihre Großmutter ein Taschentuch aus ihrem Ärmel zog.
»Inbegriff an Diskretion?«, wiederholte Jonathan mit erhobenen Augenbrauen, als sie den langen, mit Marmorfliesen ausgelegten Korridor entlangschritten, an dessen Ende Fenstertüren in den Garten führten. »Ich bin nicht sicher, Mylady, ob das möglich ist.« Seine Stimme senkte sich um eine Winzigkeit. »Mir käme da zum Beispiel der gestrige Abend in den Sinn. Das ist auch der Grund, warum ich deinen Vater gebeten habe, einer sehr kurzen Verlobungszeit zuzustimmen und mir zu gestatten, eine Sondergenehmigung zu erwirken. Ich bin mir allerdings bewusst, dass es dich um die Planung einer großen Feier bringen wird, wenn wir diesen Kurs einschlagen.«
Er öffnete die Tür und ließ ihr den Vortritt. Die warme Nachmittagsluft umschmeichelte sie, und aus ihrem Hochgefühl wurde jetzt Verzagtheit. Alles ging so rasend schnell, und sie hatte sich doch gerade erst mit dem Gedanken angefreundet, ihn zu heiraten. Als sie ihm ihren Plan vorgeschlagen hatte, um einer Verlobung mit Lord Drury aus dem Weg zu gehen, hatte sie diesen Gang der Ereignisse jedenfalls nicht vorhergesehen. Es war ja auch nicht so, als wünschte sie nicht, ihn zu heiraten. Aber seine Andeutung, es könne schon so bald so weit sein, überraschte sie. Andererseits hatte er selbstverständlich recht. Sie waren nicht gerade besonders diskret gewesen, und sie bezweifelte ohnehin, ob das Wort Diskretion im Wortschatz ihres sprunghaften zukünftigen Ehemanns überhaupt existierte.
Der Himmel über ihren Köpfen war von einem klaren Blau, an dem nur wenige Wattewölkchen dahinsegelten. Auch wenn die Blätter an den Büschen und Bäumen noch feucht glänzten, war die Luft angenehm warm. Cecily nahm sich einen Moment Zeit, ehe sie antwortete, und Jonathan gab ihr diese Zeit. Er sagte jetzt nichts mehr, und nur ihre Schritte auf dem Weg und das Zwitschern der Vögel waren zu hören. Der Duft blühender Blumen war üppig, und die strahlend bunten Blütenblätter waren mit Tropfen besetzt, die wie Edelsteine im Sonnenlicht funkelten. Schließlich nickte sie. »Ich habe nie von einer großen Hochzeit geträumt. Ich weiß, manche Frauen wünschen sich das, aber wenn ich ehrlich bin, mag ich es nicht, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Eine kleine Feier im intimen Kreis ist also eher nach meinem Geschmack.«
»Dann sind wir einer Meinung. Was mich betrifft, übt eine gewisse Eile einen großen Reiz aus.«
Der heisere Unterton in seiner Stimme ließ die Hitze warm in ihre Wangen steigen, und es fühlte sich an, als habe er sie berührt, obwohl sie im Moment lediglich ihre Finger ganz leicht auf seinem Jackenärmel liegen ließ. »Nach letzter Nacht …«
Als sie nicht weitersprach, schenkte er ihr einen hitzigen Blick. »Eine Nacht, die ich auf ewig im Gedächtnis behalten werde. Was ist nach letzter Nacht?«
Wagte sie es wirklich, so offen zu sein? Sie war nicht annähernd so direkt wie Eleanor, aber vielleicht fühlte sie sich auch deshalb so
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