Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
sehr zu Jonathan hingezogen, weil er sich nicht so streng an Konventionen und das Protokoll hielt. Bei ihm konnte sie einfach sie selbst sein. »Nach letzter Nacht will ich auch nicht länger warten. Macht mich das zu einer liederlichen Frau?«
»Nein.« Sein Lächeln war sehr männlich und versicherte ihr, dass sie recht daran tat, so zu empfinden. »Es macht dich nur noch begehrenswerter als ohnehin schon. Was im Übrigen eine Leistung ist. Wie zum Teufel soll ich nur das kommende Wochenende heil überstehen? Bitte sag mir, dass dein Schlafzimmer leicht zu erreichen ist und ich mich nicht an efeubewachsenen Hauswänden emporziehen muss.«
Ihre Röcke streiften die Äste eines niedrig hängenden Rosenbuschs, der einen Tropfenregen auf die Seide niedergehen ließ. Aber das kümmerte sie nicht. »Ich bin sicher, dass wir ein sehr diskretes Arrangement treffen können, Mylord.«
»Oder ein sehr indiskretes«, erwiderte er trocken. »Dein Vater hat mich offenbar heute Früh dabei beobachtet, wie ich mich davongeschlichen habe.«
Das war eine beunruhigende Vorstellung. Cecily hatte keine Ahnung, was sie bei dem Gedanken empfinden sollte, dass ihr gestrenger Vater wusste, dass ein Gentleman nachts in ihr Schlafzimmer einstieg. Wenn er in den Augen ihres Vaters überhaupt als Gentleman durchging. »Meine Schwester weiß es auch«, informierte sie ihn. »Sie kam zu meiner Tür … Sie hat offensichtlich deine Stimme gehört.«
»Ich glaube, dann ist wirklich mit unserer Heirat Eile geboten, denn wir können uns anscheinend nicht einmal heimlich sehen.« Er blieb neben einem Rhododendron stehen, der schützend die Zweige über den Weg wuchern ließ. Jonathan zog sie in die Arme. Der Kuss war verlockend und innig, und er rief die Erinnerung an verbotene Freuden in ihr wach.
Nein, er brachte ihr nicht die traditionellen Blumensträuße oder schrieb ihr zu Ehren Gedichte. Ebenso wenig schien es ihr vorstellbar, dass er damit irgendwann anfing. Aber es gab gefühlvolle Romantik und vor allem sinnliche Romantik.
Er war kein verweichlichter, geschliffener Aristokrat, und sie bezweifelte, ob er das je sein konnte.
Es schien, als wäre sie nicht auf der Suche nach einem kultivierten, weltgewandten englischen Gentleman.
Sie wollte ihn .
Sie erwiderte seinen Kuss. Als ihre Münder sich voneinander lösten, murmelte sie: »Ich war nicht diejenige, die sich in mein Schlafzimmer geschlichen hat.«
»Du warst es aber, die aufgestöhnt hat, als ich …«
»Das reicht«, unterbrach sie ihn und küsste ihn erneut.
»Ich bin anderer Meinung«, murmelte er an ihren Lippen. »Es ist nicht genug. Wie sollte ich je von dir genug haben?«
Als sich seine Arme um sie legten, konnte Cecily nicht anders. Sie drückte sich noch fester an ihn. Sie war zutiefst bewegt von den Gefühlen, die in seiner Stimme mitschwangen, und ihr Körper drückte sich so sehr an ihn, dass sie seine wachsende Erregung spüren konnte. »Ich glaube, ich habe meiner Großmutter vorhin versprochen, wir würden der Inbegriff an Sittsamkeit sein. Hoffentlich ist keiner von den Gärtnern in der Nähe.«
»Ich habe ihr überhaupt nichts versprochen«, gab er zurück und küsste sie erneut mit unmissverständlicher Gier.
Aber die Realität war nun einmal, wie sie war. Es war jedenfalls keine Option, sich der Leidenschaft in den Gärten des Dukes hinzugeben, auch wenn bereits alles beschlossene Sache war. Als sie wenige hitzige Augenblicke später vorschlug, wieder ins Haus zu gehen, erklärte er sich einverstanden.
Schließlich war die Aussicht auf das kommende Wochenende recht vielversprechend.
Kapitel 22
Es war absurd, aber er war tatsächlich nervös …
Diese Erkenntnis traf Jonathan wie ein Blitz. Sie amüsierte ihn, und er dachte fast ein wenig spöttisch über sich selbst nach. Doch zu seiner Verteidigung konnte er immerhin vorbringen, wie wichtig es ihm war, dass seine Tochter und die Frau, die sich einverstanden erklärt hatte, seine Gattin zu werden, sich mochten. Addie hatte nie eine Mutter gehabt, und er wusste nicht, was die Vorstellung, seine bisher stets ungeteilte Aufmerksamkeit zum ersten Mal in ihrem Leben zu teilen, bei ihr für Emotionen auslöste. Würde das ihre kleine Welt erschüttern oder ihr gefallen? Ohne Zweifel hatte er stets sein Bestes gegeben, um Adela alles zu geben, was er zu geben vermochte, um sie für die Abwesenheit Carolines zu entschädigen.
Cecily musste zudem seine Tochter bedingungslos akzeptieren. Das war viel
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