Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
verlangt, dessen war er sich bewusst.
Wenn man dann noch bedachte, mit welcher Fülle an Frauen er an diesem Wochenende umzugehen hatte, unter anderem mit einer großartigen Duchess, drei Schwestern und einer zukünftigen Schwägerin …
Nun, das war genug, um die Nerven jedes Mannes flattern zu lassen, tröstete er sich, als die Kutsche endlich zum Stehen kam.
Er öffnete die Tür. Selten nur wartete er auf den Lakai, dem diese Aufgabe oblag. Er wusste, das sollte er eigentlich nicht tun, aber andererseits erlaubte ihm seine Stellung zu tun, was ihm beliebte. Wenngleich sein Rang für ihn keine überragende Bedeutung hatte, zumindest nicht bewusst. Er hob Addie aus der Kutsche, deren Gesicht die reine Freude ausstrahlte. Nicht nur, weil die Fahrt endlich vorbei war, sondern auch, weil sie an der ziemlich beeindruckenden Fassade von Eddington Mano hinaufblickte. Es war eines dieser ausgedehnten Landhäuser aus der elisabethanischen Ära, erbaut aus grauem Stein und mit einigen Springbrunnen, die die Stufen flankierten. Der Park war riesig und sehr gepflegt; die Einfahrt machte einen großzügigen Bogen und führte unter einem Portikus hindurch, in den das Familienwappen in Stein gehauen war.
»Unser Haus ist groß, Papa«, flüsterte seine Tochter ihm vertraulich zu. »Aber ich glaube nicht, dass es so groß ist.«
Sie war in dem kleinen, eleganten Kleid mehr als niedlich. Lily hatte das Kleid ausgesucht. Der Stoff war mädchenhaft pink, und das dunkle Haar trug Addie zurückgekämmt. Ihre Augen waren vor Staunen weit aufgerissen.
»Ich weiß nicht einmal, ob der Königspalast so groß ist«, antwortete er mit ironischem Lächeln. Er nahm ihre kleine Hand. »Aber Häuser sind nur Steine und Holz. Es sind die Menschen, die darin wohnen, auf die es ankommt.«
Wie um seine Worte zu unterstreichen, trat Cecily in diesem Augenblick durch die Eingangstür. Ihre schlanke Gestalt in dem elfenbeinfarbenen Musselinkleid mit blauen Satinbesätzen ließ sein Herz höher schlagen. Das Haar hatte sie zu einem Knoten im Nacken zusammengefasst.
Sie hat hier auf mich gewartet …
Diese Erkenntnis ließ ihn grinsen. Ihm wurde die Kehle eng, weil er von seinen Gefühlen übermannt wurde, als sie rasch die Stufen hinabeilte. Das Kleid hatte sie leicht angehoben, um schneller laufen zu können, die Sonne glitzerte golden auf ihrem Haar. »Ich habe mir schon Sorgen gemacht!«, rief sie etwas atemlos. Ihr Blick ruhte nicht auf ihm, sondern auf Addie. »Deine Schwestern sind schon vor einer Stunde eingetroffen.«
»Ja nun, wir mussten häufiger Halt machen, und deshalb habe ich sie in einer separaten Kutsche vorausgeschickt.« Er nahm ihre Hand und küsste sie. Sein Mund ruhte eine Winzigkeit zu lang auf ihrem Handrücken, um noch als angemessen durchzugehen. Dann drehte er sich um. »Darf ich Euch Lady Adela vorstellen, Lady Cecily?«
Addie machte einen ordentlichen Knicks, und Cecily sagte sanft: »Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen.«
Ihr Blick fragte ihn, ob er Addie schon von der Verlobung erzählt hatte, was er mit einem leichten Kopfschütteln beantwortete. Dann beugte er sich wieder in die Kutsche und hob einen kleinen Fellball hoch, der sich auf dem Sitz eingerollt hatte. Gerade so, als sei der verflixte Hund nicht während der gesamten Fahrt ein Ausbund an Energie gewesen, nur um ausgerechnet dann einzuschlafen, als sie in die Einfahrt fuhren. »Dies«, erklärte er trocken, »ist der Grund, warum wir so oft Halt machen mussten.«
Der Welpe bellte aufgeregt, und Addie lachte fröhlich, als er um ihre Füße tapste. »Sein Name ist Adonis«, erklärte sie Cecily mit einem Lächeln.
»Ich … verstehe.« Cecily gab sich offenbar Mühe, ein Lachen zu unterdrücken, während sie den alles andere als reinrassigen Hund betrachtete, der zweifellos eine kunterbunte Mischlingsahnenreihe vorzuweisen hatte.
»Er war ein griechischer Gott«, erklärte Addie mit dem Ernst einer Fünfjährigen. »Tante Lily und ich haben die Geschichten gelesen.«
»Wirklich!« Obwohl es um ihren Mund zuckte, fügte Cecily ebenso ernst hinzu: »Er ist sehr hübsch, daher ist der Name durchaus passend. Wollen wir ihn ein bisschen im Garten spazieren führen, ehe wir ins Haus gehen?«
»Papa hat gesagt, er muss im Stall bleiben.«
Jonathan ignorierte den anklagenden Blick in seine Richtung. Er selbst hatte während dieser Kutschfahrt wohl einiges mehr durchlitten als Adonis, dem man im Stall bestimmt ein bequemes Bett aus Stroh einrichten
Weitere Kostenlose Bücher