Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)
nickte dann. »Alle anderen gehen jetzt.«
Die anderen schienen aufmucken zu wollen, aber Cecily berührte James’ Arm auf eine vertraute Art, die nur diese Tragödie so schnell hatte erwachsen lassen. Eindringlich sagte sie: »Wenn Ihr klar denken könntet, wüsstet Ihr, dass Ihr viel eher als Lord Drury ein Motiv habt. Wenn Jonathan stirbt, werdet Ihr der Earl. Der Viscount hat nichts zu gewinnen, er hat mich ohnehin nie geliebt, und meine Verlobung mit Jonathan ist bereits offiziell verkündet. Wenn Ihr also helfen wollt, findet heraus, wer das hier getan hat. Bestimmt wisst Ihr mehr über seine Feinde als jeder andere. Und sorgt dafür, dass niemand Addie erzählt, was passiert ist. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie es war, als meine Mutter krank wurde. Ich war außer mir vor Angst. Lily soll einstweilen bei ihr bleiben.«
Sie war zu erschüttert, um sich noch darum zu scheren, wer sie belauschen konnte. Zudem gab der Doktor bereits leise Anweisungen und holte Instrumente aus seiner Arzttasche. »Ich bleibe. Ich liebe ihn.«
Das war wohl etwas mehr, als sie eigentlich öffentlich hatte eingestehen wollen. Besonders, da sie es Jonathan bisher nicht persönlich gesagt hatte. Aber das war jetzt auch egal.
James wirkte nicht sonderlich überrascht.
Stattdessen nahm er ihre Hand, hob sie kurz an seine Lippen und flüsterte: »Lasst ihn nicht allein. Er braucht Euch.«
Dann drehte er sich um und scheuchte Lily aus dem Zimmer. Die Tür schloss sich hinter den beiden.
»Der eine Schuss ging glatt durch seine Schulter«, murmelte Dr. Gilchrist. »Ich bezweifle, dass er viel Schaden angerichtet hat. Diese Schulterwunde ist eine andere Sache. Wir müssen die Kugel entfernen. Wenn Ihr es wagt, hier einfach ohnmächtig zu werden, Lady Cecily, gibt es keine freien Hände, die Euch auffangen.«
»Ich werde nicht in Ohnmacht fallen«, versprach sie.
Lassen Sie ihn einfach nicht sterben.
Kapitel 28
Es gab kaum eine bessere Methode, eine Landpartie vollständig zu ruinieren, als ein versuchter Mord, dachte Eleanor ironisch, während sie zusah, wie die nächste Kutsche aus der Einfahrt rollte. Schon bald würde man in London ganz gespannt der Geschichte lauschen, wie Lord Augustine dem Tod begegnete. Wenigstens hatte der Doktor inzwischen vorsichtig Entwarnung gegeben, dass er wahrscheinlich überleben würde. Da keine der Verwundungen tödlich war, stellte sich der Blutverlust inzwischen als größtes Problem da, und es schien, als sei der Earl auch geschlagen und getreten worden, weshalb er ein paar Knochenbrüche hatte.
»Wie ich sehe, hat Sir Norman sich aus dem Staub gemacht.«
Die ruhige, tiefe Stimme ließ Eleanor herumfahren. Elijah gesellte sich zu ihr auf die Freitreppe. Er hatte sich für einen Ausritt gekleidet und sah so makellos wie immer aus. Mit einer, wie sie fand, bewundernswerten Haltung erklärte sie: »Ich dachte, Ihr würdet auch abreisen.«
»Das kommt darauf an.« Er musterte sie prüfend. »Eure Großmutter hat vorgeschlagen, als Freund der Familie könne ich vielleicht ein paar Tage länger bleiben, um Euch und Augustines jüngeren Schwestern Gesellschaft zu leisten. Mit Roderick, James Bourne und mir bliebe jeweils ein Gentleman, der sich um eine der ungebundenen Frauen kümmern könnte. Ich hoffe, meine Gegenwart ist Euch genehm.«
»Ich denke, Ihr wisst ganz genau, dass sie das ist«, antwortete sie, und sie spürte, wie Freude in ihr erblühte, obwohl sie es schwierig fand zu jubeln, während der Verlobte ihrer Schwester an der Schwelle zum Tod stand.
Diese zwei Küsse vor zwei Tagen waren für sie der Inbegriff all ihrer Träume gewesen, und der – höfliche und reservierte – Gentleman, als den sie Elijah kannte, hatte sich in diesem Moment alles andere als reserviert gezeigt. Sie hatte den Brandy in seinem Atem geschmeckt und sich während der turbulenten Ereignisse, die seither unaufhaltsam ihren Lauf genommen hatten, gefragt, ob er sich wohl für diese schamlose Umarmung entschuldigen würde, indem er behauptete, er habe schlicht und ergreifend zu viel getrunken.
Es schien, als habe er das nicht vor.
Elijah lächelte, doch das Lächeln währte nicht lang. »Unter den Umständen ist es nicht gerade passend, sich weiterhin irgendwelchen Vergnügungen hinzugeben. Aber wir können uns wenigstens beschäftigen, während wir darauf warten, dass Augustine sich so weit erholt, dass er reisefähig ist.«
»Das könnte eine Weile dauern.« Eleanor spürte, wie ihre Züge sich
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