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Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition)

Titel: Verlockung der Leidenschaft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
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dadurch deutlich, wie sein schlanker Körper lässig am Kamin lehnte und in seinen Augen ein respektloses Lachen aufblitzte. »Und was könnte das sein?«
    Oh, es war einfach zum Verzweifeln! Es war ihr deutlich bewusst, dass er ein Freigeist war, und seine Missachtung der Kritik durch Seinesgleichen war – wenn sie bereit war, es sich einzugestehen – etwas, das sie beide mit ihrem Vater teilten. Papa hatte mit seiner ersten Ehe aufs Äußerste gegen die Konventionen verstoßen, und Gott allein wusste, dass auch sie dem Gerede eine lange Nase gedreht und dann ihren eigenen Weg gegangen war. Es war scheinheilig, wenn sie ihrem Bruder vorwarf, dieselbe Schwäche zu haben.
    Die Straße in den Untergang …
    Und der Preis … Himmel, der Preis …
    Brav sagte sie: »Können wir das unter vier Augen besprechen, Mylord?«
    »In meinem Arbeitszimmer?« Jonathan konnte nicht entscheiden, ob er amüsiert oder verärgert war, als er ihr den Vorschlag machte. Offenbar wollte Lily nicht, dass ihre jüngeren Schwestern hörten, was sie zu sagen hatte. Aber er war auch nicht sicher, ob er es selbst hören wollte.
    »Ich vermute, Vaters Arbeitszimmer ist annehmbar.« Lily erhob sich augenblicklich. In ihren Augen war ein hartes Funkeln, das ihn zögern ließ. Dann eilte sie mit einem leisen Rascheln des hellblauen Musselins an ihm vorbei.
    James war in Bezug auf Lady Lillian etwas ausweichend gewesen. Er hatte nur gesagt, sie sei eine unabhängige Frau, und Jonathan fragte sich, ob das nicht vielleicht die Untertreibung des Jahres war. Sie war noch zu jung, um schon so ernst zu sein, und vielleicht war es zu viel von ihr verlangt, wenn er sie bat, ihm bei dem Debüt ihrer Schwestern helfend zur Hand zu gehen. Aber für ihn war dieses Gebiet völlig fremd. Wenn er bereits jetzt ins Fettnäpfchen getreten war, wusste Gott allein, ob ihm derlei nicht erneut passierte. Weil es ihn nicht kümmerte, was andere über ihn sagten, fiel es ihm schwer zu verstehen, wie wichtig der soziale Status für seine Familie sein mochte. In seiner Welt war derlei völlig bedeutungslos, aber in ihrer Welt … Nun. Jemand sollte ihn mit den Regeln vertraut machen. Außerdem musste er auch an Adela denken. Sie war noch zu jung, um die Folgen der Ächtung zu spüren. Eines Tages mochte das anders sein.
    Sowohl Carole als auch Betsy, die einander mit den schimmernden Locken und den blauen Augen glichen wie ein Ei dem anderen, blickten ihnen nach, als sie den Salon verließen. Keine sagte ein Wort.
    Natürlich kannte Lillian den Weg zum Arbeitszimmer, dachte er, während er höflich ihren entschiedenen Schritten durch den Marmorkorridor folgte. Sie war in diesem Londoner Stadthaus und auf dem Landsitz aufgewachsen. Er nicht. Vaters Arbeitszimmer. Vielleicht gehörte es mehr ihr als ihm.
    Ihre Worte hinterließen bei ihm den Eindruck, dass sie ihn als den Eindringling empfand. Ihr war vermutlich egal, dass er den Titel und die damit verbundene Verantwortung nie haben wollte. Sie akzeptierte ihn nicht als Earl, und wenn er ehrlich war, war er nicht sicher, ob er ihr das verdenken konnte.
    Das war nur eine von vielen Differenzen zwischen ihnen.
    Lily setzte sich sofort auf einen Stuhl vor dem offenen Kamin, der zu dieser Jahreszeit nicht angefeuert wurde. Das Fenster stand offen, und eine spätnachmittägliche Brise wehte herein. Der zarte Wind ließ eine einzelne, schimmernde Strähne über ihre Wange streicheln. Lapidar erklärte sie: »Wir müssen offen sprechen.«
    »Das bevorzuge ich auch.« Jonathan verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen die Kante seines Schreibtischs. »Bitte sprich freiheraus, denn ich tappe völlig im Dunkeln. Ich weiß zum Beispiel nicht, warum wir dieses Gespräch führen.«
    »Ich wollte das hier nicht vor Betsy und Carole besprechen.«
    »Das hast du sehr eindrücklich klargemacht.«
    Sie straffte sichtbar die Schultern. »Was hat Cousin James Euch erzählt?«
    »Worüber?« Fragend blickte er seine Schwester an.
    Sie schluckte. Er sah das Zucken der Muskeln in ihrem Hals. Ihre Stimme zitterte hörbar. »Seid Ihr absichtlich so begriffsstutzig? Oder versucht Ihr einfach, meine Gefühle zu schonen, indem Ihr vorgebt, es nicht zu wissen?«
    Das war eine knifflige Frage.
    »Lily«, sagte er behutsam. Er tastete sich vor, denn wenn es eines gab, was er überhaupt nicht beherrschte, dann war es, junge, verunsicherte Frauen zu beruhigen. Nun ja, mit Fünfjährigen kam er ganz gut zurecht, aber das war etwas völlig

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