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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Idee war, sich uns zu nähern. Ich war ganz und gar wehrlos in jenen ersten Augenblicken, in denen ich all meine Konzentration brauchte, um das Getöse in meinem Kopf zu besänftigen, das eintrat, wenn meine telepathischen Fähigkeiten abrupt einsetzten.
    Als ich es geschafft hatte, den vielstimmigen Chor so weit einzudämmen, dass er nur noch wie lästige Hintergrundmusik klang, zeigte ich Bones den erhobenen Daumen.
    »Wie lange habe ich gebraucht?«
    »Zweiundsiebzig Sekunden«, antwortete er.
    Bones hatte keine Stoppuhr, aber ich wusste, dass seine Angabe stimmte. Ich stieß einen Seufzer aus. Von der positiven Seite gesehen, hatte ich mich noch nie schneller erholt. Negativ betrachtet, hätte ich schon ein paarmal tot sein können, wenn jemand uns während dieser zweiundsiebzig Sekunden angegriffen hätte. Ein Mensch hätte mir natürlich nichts anhaben können, aber ein mittelstarker Vampir oder Ghul wäre durchaus in der Lage gewesen, mir die Lichter auszupusten, während ich auf so gefährliche Weise abgelenkt war.
    »Du hattest recht. Die Stimmen sind leichter zu kontrollieren, wenn man an sie gewöhnt ist. Ich wünschte, dieser An-aus-Scheiß wäre endlich vorbei.«
    Er fuhr mir mit den Händen über die Arme, langsam, fest und zärtlich, sowohl Stärke als auch Entschlossenheit vermittelnd.
    »Es passiert immer seltener, und du erholst dich schneller. Bald hast du es ganz gemeistert, wie alle anderen Herausforderungen, die sich dir bisher in den Weg gestellt haben.«
    Hätte ich doch nur so viel Vertrauen in meine Fähigkeiten gehabt wie er! Aber jetzt fehlte mir die Zeit, mich im Selbstmitleid zu suhlen. Ich würde einfach schauspielern müssen. Ich setzte ein Lächeln auf und wechselte das Thema.
    »In dem Blumenladen ist ein Mann, der denkt, du wärst viel zu scharf, um hetero zu sein. Glaubst du, das ist unser Medium?«
    Bones’ Lippen kräuselten sich, aber er machte keine Anstalten, über meine Schulter hinweg einen Blick auf den Laden zu werfen. Zweifelsohne hatte er die Gedanken ebenfalls gehört, war aber zu höflich, um es zuzugeben.
    »Finden wir’s raus.«
    Die Duftorgie, die uns im Garten der Schönen Helena empfing, brachte mich dazu, fast so viel zu atmen wie in den Zeiten vor meiner Verwandlung zur Vampirin. Die frischen Blumendüfte spülten die scharfen Öl-, Abgas- und Chemikaliengerüche hinweg, die ich noch vom gelegentlichen Atmen während der Fahrt in der Nase hatte, sodass es sich anfühlte, als würde meine Lunge einer Schnellwäsche unterzogen. Das Praktische daran war, dass ich so auch die Chance hatte, potenzielle Gefahren zu wittern. Untote Meister waren zwar in der Lage, ihre Auren zu kaschieren, aber seinen Eigengeruch konnte niemand vollständig eliminieren. Ein paar Atemzüge, und ich wusste, dass außer Bones und mir keine anderen Vampire im Laden waren, und der erdige Geruch von Ghulen fehlte auch. Klar, wir waren auf Spades Empfehlung hier, aber wenn wir so ganz und gar arglos in den Laden reinspazierten, konnten wir meiner Meinung nach gleich das Schicksal bitten, uns eine unangenehme Überraschung zu bereiten.
    Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass der Blumenladen höchstens für einen Allergiker eine Gefahr dargestellt hätte, wandte ich meine Aufmerksamkeit dem adrett gekleideten Afroamerikaner zu, der Bones die ganze Zeit über beglotzte, als wäre er ein optischer Orgasmus.
    Der Fairness halber muss gesagt sein, dass er das auch war, aber mein vampirischer Territorialinstinkt war geweckt, obwohl Bones treu war, ganz zu schweigen davon, dass er für das andere Team spielte.
    »Bist du Tyler?«, erkundigte sich Bones, während ich mich vernehmlich räusperte. Beides diente dazu, dem Einhalt zu gebieten, was der Mann in seiner Fantasie soeben mit Bones anstellen wollte – und was ich jetzt tagelang nicht aus dem Kopf kriegen würde.
    »Der bin ich«, antwortete der Mann mit einem knappen, gewinnenden Lächeln.
    »Wir haben einen Termin«, sagte ich, den Drang unterdrückend, Bones’ Arm zu packen und den anderen mit gebleckten Fängen anzufauchen. »Ich bin Cat, und das ist mein Mann , Bones.«
    Ich nahm Bones’ Erheiterung wahr, aber sein Gesicht blieb eine Maske kühler Unergründlichkeit, während er Tyler ansah.
    »Typisch. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn ihr Brüderchen und Schwesterchen gewesen wärt und ein paar Blumen für Mutti kaufen wolltet«, meinte Tyler enttäuscht. Dann zwinkerte er mir zu. »Richtig so, Herzchen, zeig mir ruhig, dass Mr

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