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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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einem auch nachts geöffneten Lebensmittelgeschäft erstanden, während Letzteres von einem örtlichen Drogendealer stammte, dem Bones per Hypnose seinen gesamten Lagerbestand abgeknöpft hatte. Gern würde ich an dieser Stelle behaupten, es wäre schwierig gewesen, in meiner Heimatstadt einen Drogendealer zu finden, aber wir hatten nur ein paar Minuten lang durch ein heruntergekommenes Viertel gondeln müssen, bis uns der typische Geruch in die Nase drang, dem wir dann nur noch folgen mussten.
    Nun konnte ich Beraubung eines Dealers in die Liste der von mir begangenen Verbrechen aufnehmen, aber was hätte ich tun sollen? Ihm die Auslagen erstatten? Das kam mir genauso verkehrt vor, denn Verbrechen sollte sich schließlich nicht auszahlen, aber ich muss trotzdem zugeben, dass ich ein schlechtes Gewissen hatte, als wir dem Typen das Zeug abnahmen, auch wenn ich damit zweifellos edlere Absichten verfolgte als er. Brennender Salbei wirkte auf Kramer zwar wie ein übernatürlicher Flammenwerfer, aber wir mussten trotzdem dafür sorgen, dass er uns nicht noch einmal aufspürte. Zumindest bis die Falle fertig war.
    Ich holte noch ein paar Decken aus dem Schrank und gab sie Tyler, der gerade hereinkam, als Bones sich aufmachte, um seine stinkige Mixtur rings um das Haus auszustreuen.
    »Verteil die unten«, wies ich Tyler an. »Ich hole noch welche aus dem anderen Zimmer.«
    Wir hatten zwar nicht genug Decken für alle, aber Gott sei Dank funktionierte die Heizung, und morgen konnte ich mehr Wäsche besorgen. Und Luftmatratzen. Das Haus hatte nur zwei Schlafzimmer, und wir waren zu acht, aber Sicherheit ging eben vor.
    Tyler nahm mir die Decken ab, und ich durchwühlte das Gästezimmer auf der Suche nach weiteren, wobei ich auch gleich noch ein paar große Tischdecken aus dem Wäscheschrank mitnahm. Es reichte noch immer nicht. Ich ging in mein altes Zimmer zurück und zog das Bett ab, was mir zwei weitere Decken und ein paar Laken einbrachte. Bones und ich konnten uns mit unseren Mänteln zudecken. Als Vampire liefen wir nicht Gefahr, uns eine Erkältung einzufangen.
    »Habt ihr irgendwas zu trinken hier?«, hörte ich Graham verdrossen fragen.
    »Nur Leitungswasser, tut mir leid«, antwortete ich, als ich mit meinem dicken Bündel die Treppe herunterkam. »Morgen kaufe ich ein.«
    Graham seufzte. »Kein Problem.« Seine Gedanken sagten allerdings etwas ganz anderes.
    Ich will doch sehr hoffen, dass die blöde Kuh sich nicht bloß aufspielen will. Wir machen diesen Job jetzt schon seit über einer Woche und haben nach wie vor nur ihr Wort, dass dieser Geist existiert und obendrein eine Gefahr darstellt. Vielleicht hat sie ja bloß vergessen, ihre Medikamente zu nehmen, oder sie hat ihre Tage …
    »Hey!« Graham stieß ein Japsen aus und fuhr sich mit der Hand an die Wange. »Irgendwas hat mich gehauen !«
    Ich erstarrte. Rote Streifen in Form eines Handabdrucks überzogen Grahams Wange, und in der Atmosphäre prickelte tatsächlich eine neue, zornige Energie, die über meine Haut rieb wie Sandpapier. Ich sah zu Dexter, doch der Hund blieb stumm; Helsing konnte ich zwar nicht sehen, aber kein typisches Fauchen hatte die plötzlich eingetretene Stille zerrissen.
    »Checkt die EMF s, Infrarotthermometer und Temperaturfühler«, befahl Chris, sich hektisch umsehend. »Womöglich sind wir nicht mehr allein hier.«
    Lexie, Fred und Nancy wollten sich bereits hastig ans Werk machen, als ich die Quelle der pulsierenden, brodelnden Energie ausmachte; mir klappte die Kinnlade herunter.
    Bones stand im Flur, die Hände langsam zu Fäusten ballend, während er Graham aus smaragdgrün lodernden Augen anfunkelte.
    »Beleidige nie wieder meine Frau.«
    Jedes Wort war ein leises, wütendes Grollen, das alle im Raum abrupt innehalten ließ. Alle Köpfe drehten sich in Bones’ Richtung, und als das Team seine Reißzähne und grün leuchtenden Augen sah, war ich nicht mehr die Einzige, die mit offenem Mund dastand. Nur Tyler blieb cool, aber im Gegensatz zu uns Übrigen war der ja auch mit keiner schockierenden neuen Tatsache konfrontiert worden.
    Für Chris, Lexie, Fred, Graham und Nancy bestand sie in der Erkenntnis, dass es Vampire gab. Für mich darin, dass es Bones gewesen war, der Graham geschlagen hatte, und zwar ohne sich dabei von der Stelle zu rühren.

12
    Chris fand vor mir die Sprache wieder.
    »Was zum Teufel geht hier vor?«
    Klingt erregt, aber nicht hysterisch. Punkt für ihn , dachte ich, noch immer wie betäubt von der

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