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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Erkenntnis, dass Bones Graham per Gedankenkraft geohrfeigt hatte. Bis jetzt hatte es auf der Welt nur einen Vampir gegeben, der so etwas fertigbrachte, und der war über viertausend Jahre alt. Bones hatte noch nicht mal seinen zweihundertsten Geburtstag gefeiert.
    Doch jener ehemalige Pharao, Mencheres, war Bones’ Mitregent und hatte einen Teil seiner ungeheuren Macht auf ihn übertragen, als die beiden einige Zeit zuvor ihre Sippen vereint hatten. Gleich nach diesem übernatürlichen Doping hatte Bones’ Kraft sich verdreifacht, und er hatte die Fähigkeit entwickelt, menschliche Gedanken zu lesen. Ich hatte mich schon oft gefragt, ob sich mit der Zeit noch weitere solcher Besonderheiten einstellen würden. Aber das war dann jetzt wohl geklärt.
    Nur warum hatte Bones mir nichts gesagt? Etwas in der Art wie: Ach übrigens, ich habe jetzt telekinetische Kräfte, Kätzchen. Coole Sache, was?
    »Du warst das also?« Tyler entspannte sich, als er aus Bones’ Bemerkung und seinem wütendem Blick schloss, dass nicht Kramer Graham angegriffen hatte.
    Als Bones mich ansah, wirkte er schon etwas weniger angespannt.
    »Scheint so.«
    Mein Ärger verpuffte. Grundgütiger, Bones hatte selbst nichts von seiner Gabe gewusst?
    »Du wusstest das nicht?«, fragte ich leise.
    Er verzog den Mund. »Ich war mir bis eben nicht sicher.«
    »Also ich haue jetzt auf der Stelle hier ab, wenn nicht irgendjemand mal anfängt, Klartext mit mir zu reden«, polterte Chris. Wie ich feststellte, war er nicht der Einzige, der sich der Tür näherte.
    »Geister sind nicht die einzigen dämonischen Freaks, die existieren«, fasste Tyler zusammen, bevor ich eine schonendere Antwort formulieren konnte. Das Medium deutete mit einer Handbewegung auf Bones und mich. »Darf ich vorstellen: Vampire.«
    Lexie stieß ein nervöses Auflachen aus. Graham sah aus, als müsste er kotzen. Freds und Nancys Gedanken entnahm ich, dass sie versucht waren, den Notruf zu wählen. In Chris’ Kopf kämpfte Ungläubigkeit gegen ein seltsames Triumphgefühl, als hätte er geahnt, dass es noch mehr Übersinnliches zu entdecken gab, ohne zu wissen, was das war.
    »Es besteht kein Grund zur Sorge«, sagte ich, während ich mich fragte, ob ich das eine oder andere Teammitglied davon abhalten musste, die Polizei zu rufen. »Wir töten keine Menschen … na ja, außer solchen, die es wirklich verdient haben …«
    Schreiend rannte Graham auf die Tür zu. Im nächsten Moment hatte Bones ihn am Kragen gepackt, sodass er in der Luft baumelte, und warf mir einen sarkastischen Blick zu.
    »In der Eröffnungsansprache besser nichts vom Töten sagen, Schatz.«
    »Stimmt.« Ich seufzte und schnappte mir Lexie und Fred, die sich ebenfalls aus dem Staub machen wollten. »Keine Sorge«, befahl ich ihnen, meinen Vampirblick aufsetzend. »Wir werden euch nichts tun!«
    Sie entspannten sich, als hätte ich ihnen per Blasrohr eine Dosis Valium verpasst. Bones flüsterte Graham etwas zu, das ich nicht verstehen konnte, aber auch auf seinem Gesicht machte sich ein benommen gefügiger Ausdruck breit. Chris beobachtete alles vollkommen ruhig und schweigend, und nur die Purzelbäume, die sein Verstand dabei schlug, verrieten, dass er weit weniger gelassen war, als es den Anschein hatte.
    »Wie ihr euch bewegt … wie verwischte Schatten«, sagte er schließlich.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Etwas Wahres ist an den Legenden schon dran. Dass wir superschnell sind, zum Beispiel.«
    »Was stimmt denn nicht?«, wollte Chris sofort wissen.
    »Dass wir einen unkontrollierten Tötungsdrang haben, mit Holzpflöcken umgebracht werden können, im Sonnenlicht explodieren, uns vor Kruzifixen fürchten, kein Spiegelbild haben und, oh, die Sache mit den Capes und den steifen Kragen. Mal ehrlich, wer würde so was denn in der Öffentlichkeit anziehen?«
    »Fashion-Desaster«, meinte auch Tyler.
    Chris machte weiter große Augen. »Gedankenkontrolle hast du vergessen.«
    »Hast du doch selbst gesehen, oder?«, antwortete Bones. Sein Tonfall war munter, aber er ließ Chris nicht aus den Augen. »Dein Team und du, ihr werdet euch an nichts mehr erinnern, wenn die Falle fertiggestellt ist, aber bis dahin sollt ihr wissen, mit wem ihr es zu tun habt. Vielleicht fühlt ihr euch dann weniger geneigt, mich durch eure Gedanken zur Gewaltanwendung zu treiben.«
    Trotz der Verwirrung, die in seinem Kopf herrschte, reckte Chris das bärtige Kinn vor.
    »Wehe, du drohst meiner Crew.«
    Bones’ Augenbrauen zuckten nach

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