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Verlockung der Nacht

Verlockung der Nacht

Titel: Verlockung der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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Heulen aus, an dem man erkennen konnte, wo er sich befand, obwohl er noch gar nicht sichtbar war. Ich zielte und warf, so schwungvoll, dass der Salbei quer durchs Zimmer segelte. Wieder hörte man ein Aufheulen, gequält diesmal, was mir ein schadenfrohes Lächeln aufs Gesicht zauberte. Ich schickte noch eine Handvoll Salbei hinterher, aber Kramer hatte wohl die Position gewechselt, denn man hörte nur das Klappern der Schranktüren, die er abriss, um uns damit zu beschießen. Eine traf Helsings Box, was der Kater mit einem Fauchen quittierte, doch das Teil war stabil und schützte ihn vor dem Geschoss.
    »Helsing«, drängte ich Bones, noch immer zu fest an die Wand gedrückt, um ihn mir selbst schnappen zu können.
    Statt sich von der Stelle zu rühren, starrte Bones die Transportbox nur an, während seine Aura Funken sprühte wie unsichtbares Feuerwerk. Die Box glitt an der Wand entlang, zwischen Holz und Glas hindurch, bis sie so nah war, dass Bones sie mit dem Fuß zu sich ziehen und hinter unseren Beinen in Sicherheit bringen konnte.
    Ich hatte keine Zeit, ihn für diese Machtdemonstration zu bewundern, denn da hämmerte es auch schon an der Wohnungstür, und eine Frauenstimme schrie: »Jetzt reicht’s aber, Francine. Diesmal rufe ich die Polizei!« Dann kam Elisabeth durch die Wand, gefolgt von Fabian.
    »Kramer«, rief sie. »Wo bist du, Abschaum ?«
    Nahe der Küche bildete sich ein Strudel in der Luft, der immer dunkler wurde, bis er sich in die große, hagere Gestalt des Inquisitors verwandelte.
    »Hier, Metze «, zischte er sie an.
    Schockiert beobachtete ich, wie Elisabeth auf Kramer zuflog und auf ihn einzuschlagen begann. Im Gegensatz zu Bones oder mir, traf sie ihn auch. Der Kopf des Inquisitors wurde von ihrem wilden Schwinger zur Seite gerissen. Dann bekam er einen unbarmherzigen Tritt in die Weichteile, von dem er fast in die Knie gegangen wäre. Kein Wesen aus Fleisch und Blut konnte Kramer etwas anhaben, bei anderen Körperlosen sah das aber eindeutig anders aus.
    Währenddessen schien die Frau – Francine? – in ihrer ganz persönlichen Hölle gefangen zu sein. »Nein, nein, nein«, murmelte sie immerzu vor sich hin, wie eine endlose, unzusammenhängende Litanei. Über Bones’ Schulter hinweg sah ich, dass Kramer dabei war, im Kampf mit Elisabeth die Oberhand zu gewinnen. Er verpasste ihr einen fiesen Tritt in die Magengrube, dass sie sich zusammenkrümmte. Fabian sprang dem Inquisitor auf den Rücken, trat und schlug, doch Kramer packte ihn und warf ihn so mühelos ab, dass Fabian durch die Wand flog. Bei Geistern war es offensichtlich ähnlich wie bei Vampiren: Je älter sie waren, desto stärker wurden sie. Elisabeth und Kramer waren in Geisterjahren beinahe gleich alt, Fabian hingegen viel jünger, sodass er dem Inquisitor allem Anschein nach nicht im Mindesten gefährlich werden konnte.
    »Wir müssen weg«, sagte Bones leise. »Jetzt, solange er noch abgelenkt ist.«
    Damit wandte Bones den Kopf und rief: »Charles, zum Haus!« Und zwar so laut, dass mir die Ohren dröhnten.
    Ein Blick auf Elisabeth, die von Kramer gerade mit Tritten traktiert wurde, ließ mich jedoch zögern, als Bones zielstrebig die Arme um uns schloss. Einen Sekundenbruchteil lang begegnete mir Elisabeths Blick. Dann schlang sie die Arme um Kramer und drückte ihn trotz des brutalen Schlages in die Magengrube, den sie dafür erhielt, mit aller Kraft an sich. Fabian umschwirrte sie, verzweifelt bemüht einzugreifen, wurde aber nur beiseitegewedelt wie eine lästige Fliege.
    Ich begriff, was Elisabeth mir sagen wollte, schnappte mir Helsings Korb und flüsterte Bones ein »Jetzt!« zu.
    Die Tür öffnete sich, kaum dass wir sie erreicht hatten, sodass wir die Wohnung verlassen konnten, ohne ein Loch in die Wand zu machen. Ich hatte sie nicht geöffnet. Einen Arm hatte ich um Bones’ Hals geschlungen, im anderen hielt ich die Katzenbox. Bones hatte mit mir und der Frau auch die Hände voll, während er schneller davondüste, als ich es gekonnt hätte. Für die Nachbarin, die im Hausflur allem Anschein nach gerade übers Handy der Polizei mitteilte, was für Geräusche sie aus der Wohnung ihrer Nachbarin vernommen hatte, waren wir sicher nicht mehr als ein dunkler, verwischter Schemen.
    Und schon hatten wir das Apartmentgebäude hinter uns gelassen, sodass mir nur ein kurzer Augenblick blieb, um zu erkennen, dass Spades Wagen und der, in dem wir gekommen waren, nicht mehr auf dem Parkplatz standen, bevor wir so hoch

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