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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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waren kurz draußen“, erklärte Night und betrachtete das Gerede wohl für beendet. Er setzte sich in die Eckbank, wobei er soweit rückte, dass neben ihm noch Platz für mich war. Ich nahm diesen dankend an und trank einen kräftigen Schluck aus meinem Glas.
    „Was ist jetzt, Shadow?“, fragte Céleste neugierig. „Versuchst du es mal?“
    „Klar, hatte ich doch gesagt. Der verfluchte Typ wird ja hoffentlich bald fertig sein.“
    In der Tat war gerade ein älterer Mann auf der Bühne, der sein äußerst schütteres, aber dafür wirklich sehr langes Haar, wie von Sinnen hin und her schüttelte und dazu ein Lied kreischte, von dem man eher vermuten konnte, das es einen Text hatte.
    „Der Kerl ist wirklich grauenhaft“, jammerte Saphir, der schmerzhaft das Gesicht verzog.
    „Wart lieber mal ab, ob Shadow es wirklich besser macht“, antwortete Thunder grinsend, woraufhin sie sofort von der Freundin einen Klaps bekam.
    „Keine Sorge, egal was du machst, schlechter kannst du nicht sein“, erklärte Saphir aufmunternd.
    Ich folgte den Gesprächen nicht gerade aufmerksam. Ich war zu sehr damit beschäftigt den Raum nach dem Kerl abzusuchen, der mich belästigt hatte. Mit ängstlich schlagendem Herzen glitten meine Augen durch den Saal, fanden ihn jedoch nicht. Dennoch schrak ich jedes Mal aufs Neue zusammen, wenn ich jemanden bemerkte, der Ähnlichkeit mit ihm aufwies. In diesen Momenten war Night mein einziger Trost und Anker. Er würde nicht zulassen, dass mir etwas geschah. Ein Seitenblick genügte, um sich dessen zu versichern. Allerdings gab es dringendere Probleme, als diesen grauenhaften Typen, denn Hazel und Jelly versuchten ihr Vorhaben noch immer umzusetzen. Sie klimperten mit den Augen, warfen ihre Haare verheißungsvoll über die Schultern, lächelten dieses perfekte Zahnpasta Lächeln, stets in der Hoffnung damit bei Night zum Erfolg zu kommen. Der war zwar freundlich, doch keineswegs mehr. Nun, da ich seine Meinung über die beiden kannte, interpretierte ich keine nichtvorhandenen Zeichen mehr in Gesten und Mimik. „Gut, dann bin ich jetzt wohl dran“, erklärte Shadow und riss mich damit aus meinen Gedanken. Sie erhob sich, trat zur Bühne und wartete auf das Einsetzen der Melodie. Es war ein langsames, trauriges, aber wirklich schönes Lied. Ich war erstaunt, als ich Shadows Stimme vernahm, denn sie klang ausgesprochen gut. Warum hatte ich ihr nicht zugetraut, dass sie musikalisch war? Nun, da man sie hörte, schien es das Selbstverständlichste der Welt zu sein, dass sie mit dieser wundervollen Stimme sang.
    „Nicht schlecht“, murmelte Hazel.
    Ihre Freundin nickte anerkennend. „Ja, noch nicht wirklich bühnenreif, aber dennoch ziemlich gut.“
    „Ihr scheint euch ja auszukennen“, zischte ich mit unterdrücktem Hass.
    „Allerdings“, bestätigte Hazel. „Jellys Vater ist immerhin in der Musikbranche.“
    Ich lächelte finster. „Klar, als Verkäufer im CD Laden.“ Zum Glück hatte ich so leise gesprochen, dass dieser Satz ungehört blieb.
    „Warum versuchst du es nicht mal?“, wandte sich Jelly nun an mich „Deine Stimme ist bestimmt unvergesslich.“ Das letzte Wort betonte sie besonders abfällig.
    „Nein, danke“, murmelte ich zurück.
    „Jetzt komm schon“, drängte Hazel. „Stell dich nicht so an.“
    „Warum versucht ihr es denn nicht?“, fragte ich zurück.
    „Oh, wir haben gesungen, als du mit Night draußen warst.“ Der Satz troff vor Neid und Missgunst.
    Céleste nickte bestätigend. „Ein echt schönes Duett.“
    „Danke, du bist so nett“, freute sich Jelly.
    „Was ist nun?“, hakte Hazel nach. „Stell dich doch nicht so an. Es macht Spaß und ist lustig. Willst du unbedingt die Spielverderberin sein?“
    Diese Biester wollten mich wohl um jeden Preis schlecht dastehen lassen… Unter anderem Umständen wäre ich sogar wirklich auf die Bühne gegangen. Doch da die beiden hier waren und nachdem mich der Kerl belästigt hatte…
    „Jetzt lasst mal gut sein“, mischte sich Night ziemlich genervt ein. „Was ist schon dabei, wenn sie keine Lust hat?! Wir sind hier doch nicht im Kindergarten.“
    Die beiden sahen ihn mit schockierten Blicken an. Offenbar wurde ihnen in diesem Moment klar, dass sie zu weit gegangen waren und vor allem, verloren hatten.
    Ich war dagegen äußerst dankbar. Mit verstohlenem Blick versuchte ich meine Freude nicht allzu deutlich zu zeigen und meinen rasenden Puls zu beruhigen.
    „So, da wär ich wieder“, erklärte Shadow,

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