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Verlockung

Verlockung

Titel: Verlockung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliane Maibach
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woraufhin ich sofort hochschreckte.
    „Dürfte ich Sie bitten, nach draußen zu gehen.“
    Ich nickte stumm und sah mit knallrotem Kopf verlegen auf den Boden.
    „Ich bin gleich wieder da“, wisperte ich mit kratziger Stimme an Night gewandt.
    „Nein, das glaube ich nicht“, wandte der Arzt ein. „Die Besuchszeit ist längst vorbei und die Patienten brauchen ihre Ruhe. Ich darf Sie darum bitten, das Krankenhaus nun zu verlassen.“
    Ich war wie vor den Kopf geschlagen und wusste zunächst nicht, was ich darauf erwidern sollte.
    „Sie stört mich nicht. Zudem ist es nur ihr zu verdanken, dass ich überhaupt noch am Leben bin“, erklärte Night.
Mit missfälligem Blick betrachtete er seinen Patienten. „Nun, ich denke diese Gefahr besteht jetzt nicht mehr. Außerdem können Sie mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass wir momentan besser wissen, was gut für Sie ist und was nicht. Und das, was Sie brauchen, ist Ruhe.“
    Ich wollte nicht, dass der Arzt noch wütender auf uns wurde. Natürlich wäre ich gerne bei ihm geblieben, doch ich sah ein, dass es keinen Sinn hatte sich weiter mit dem Mann zu streiten.
    „Ist schon gut. Ich komme morgen wieder. Ruh dich aus.“
Er nickte mir zu. „Ok, danke nochmal und versuch auch ein bisschen zu schlafen. Du kannst das sicher gebrauchen.“
    Ich winkte ein letztes Mal und verließ das Zimmer.
    Am Ausgang des Krankenhauses fand ich zum Glück eine der Schwestern, die ich bereits kennengelernt hatte. Diese erklärte sich gerne bereit mich zur Schule zurückzubringen.
     
    Müde betrat ich das Gebäude, das still und dunkel vor mir lag. Auch drinnen schien keiner mehr auf den Beinen zu sein. Allerdings war mir das nur recht. Jetzt, da die Sorge um Night etwas von mir abgefallen war, spürte ich die Erschöpfung umso deutlicher. Darum war ich froh, als ich mich in mein Bett fallen lassen konnte. Meine Freundinnen waren von der Klassenfahrt offenbar wohlbehalten zurückgekehrt, denn auch sie schliefen längst in ihren Betten.
     
    Tief in der Nacht hatte ich wieder diesen Traum. Irgendetwas befand sich unter uns. Ich hörte, wie Nägel langsam über Holz kratzten; sich ein Körper dumpf bewegte. Ein Scharren war zu hören… Schleifende Geräusche. Wurde da etwas umher gezerrt? Klackernde Nägel, als würde man sie alle immer wieder und sehr schnell über Holz gleiten lassen…
     
    Ich wachte am nächsten Morgen, noch vor meinen Freundinnen, auf. Ich fühlte mich erschöpft und hatte den Schlafmangel, der letzten Tage bei weitem noch nicht aufgeholt. Hinzu kam dieser Traum. Warum träumte ich momentan ständig von diesen Geräuschen? Lag es wirklich an den vielen schrecklichen Erlebnissen der letzten Zeit?
    Leise schlich ich mich zum Sekretariat, um noch kurz vor dem Unterricht nach Night zu sehen. Dieses war zum Glück zu jeder Zeit besetzt, so dass auch jetzt jemand dort war.
    „Könnten Sie mich bitte ins St. Lorenz Krankenhaus bringen?“
„Um was geht es denn?“, fragte die etwas ältere Frau.
    Ich hatte bereits zwei der Sekretärinnen kennengelernt, doch dieser war ich bisher nie begegnet.
    „Ich möchte jemanden besuchen.“
„Und um wen geht es?“
Ich wunderte mich ein wenig, denn bislang war immer alles ohne Probleme und viele Fragen vonstattengegangen.
    „Night Reichenberg“, antwortete ich schließlich.
    „Oh, das tut mir leid. Herr Reichenberg darf keinen Besuch mehr empfangen. Ich kann Ihrer Bitte leider nicht nachkommen.“
    Ich sollte ihn nicht mehr besuchen dürfen? Warum? War etwas passiert?
    Als die Frau meinen Blick sah, fuhr sie gleich mit einem Seufzen fort. „Es ist nichts Schlimmes, aber er braucht Ruhe. Versuchen Sie bitte erst gar nicht jemand anderen zu finden, der Sie hinbringt. Die Schulleitung ließ verlauten, dass er fürs erste genug Besuch gehabt hatte und niemand mehr zu ihm darf. Sie werden also warten müssen, bis er wieder hier ist.“
    Ich nickte stumm und begab mich enttäuscht auf mein Zimmer zurück. Es tat mir unheimlich weh ihn nicht mehr sehen zu dürfen. Zumal ich ihm versprochen hatte, heute zu kommen. Allerdings nagte auch die Sorge an mir, dass es ihm möglicherweise doch nicht so gut ging, wie es den Anschein gehabt hatte. Immerhin war er gerade erst aus dem Koma erwacht und lag auf der Intensivstation. Möglicherweise war Ruhe doch das Beste für ihn. Ich legte mich nochmals in mein Bett, um die eineinhalb Stunden Schlaf zu nutzen, die mir bis zum Frühstück blieben.
     
    Jemand rüttelte unsanft an mir, so dass

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