Verloren: House of Night 10 (German Edition)
richtig elend.
»Darum sind wir hier«, sagte Thanatos. »Wir müssen Aurox darin schulen, die Verwandlung zu unterdrücken, wenigstens so lange, bis er den Käfig aus Finsternis öffnen und Sylvia Redbird von der Terrasse des Penthouse werfen kann.«
»Werfen?« Ich brachte nicht mehr als ein Quieken heraus. Mein Kopf war kurz vor dem Platzen.
»Ich werde dort in der Luft warten, sie auffangen und in Sicherheit bringen«, sagte Kalona.
»Und wie viel Zeit haben wir, um rauszukriegen, wie wir Aurox am besten daran hindern, den Stier rauszulassen?«, fragte Aphrodite.
»Es würde mich wundern, wenn sie eine weitere Nacht überleben würde«, sagte Kalona.
»Okay«, sagte ich. »Dann an die Arbeit.« Ich sah Aurox an. »Bedeutet dir meine Grandma wirklich etwas?«
»Ja. Sehr viel. Ich würde mein Leben geben, um sie zu retten, wenn es sein muss.«
»Vielleicht muss es sein«, erwiderte ich. Dann sah ich Stark, Darius und Kalona an. »Sieht so aus, als müsstet ihr Aurox ordentlich Gewalt und Schmerz zufügen. Jetzt.«
Die Krieger blickten zu Thanatos hinüber.
»Ich stimme mit Zoey überein. Fügt Aurox Schmerz zu.«
Aurox
»Das könnte sogar Spaß machen«, sagte Stark, legte Bogen und Pfeile beiseite und ließ seine Knöchel knacken.
»Mir auch«, sagte Kalona und begann, Aurox zu umkreisen. »Ich schulde dir noch ein paar Hiebe für meinen Sohn.«
»Und ich schulde dir etwas für Dragon«, sagte Darius und zog sein kurzes Messer aus dem Gürtel.
»Ihr sollt ihn aber nicht umbringen«, sagte Zoey. Kalt, ohne jede Emotion.
Und das jagte Aurox mehr Angst ein als alle drei Krieger zusammen.
»Ich wette, den bringt so leicht nichts um.« Aphrodite verschränkte die Arme und zwinkerte Darius zu. »Also, nur keine Hemmungen, hab ein bisschen Spaß mit deinen Messern, Süßer.«
»Die Bestie nährt sich vom Zorn. Also meint es ernst. Werdet zornig«, befahl Thanatos.
Die Krieger beendeten jedes Geplänkel und kamen auf ihn zu.
Aurox spürte die Veränderung in ihren Energien sofort. Zuvor hatten sie zwar offene Abneigung und Misstrauen gegen ihn ausgestrahlt, aber keine Wut. Nun ging Spannung von ihnen aus, und diese nahm immer mehr zu. Die Bestie in ihm regte sich erwartungsvoll.
Aurox biss die Zähne zusammen und spannte sich an. Nein. Ich werde die Kontrolle nicht verlieren. Ich bin tsu-ka-nv-s-di-na, keine Bestie. Ich werde den Bullen zähmen!
Kalona schlug zuerst zu. Mit einer übermenschlich schnellen Bewegung wirbelte er herum und zog ihm die Faust übers Gesicht. Aurox fiel auf die Knie. Ehe er aufstehen konnte, sprang Darius in die Lücke. Aurox fühlte an der Schulter ein Aufzucken wie von einem elektrischen Schlag und dann Wärme, als der Schnitt zu bluten begann. Einen Moment später rammte Stark ihm die Faust in den Magen.
Aurox krümmte sich. Die Krieger waren wütend. Der Geruch seines Blutes tat seine Wirkung auf die beiden Vampyre. Er spürte, wie die Gewaltbereitschaft in ihnen stieg, vor allem in Stark. Finsternis. Ich spüre sie. Auch Stark war einst mit dem Bösen vertraut gewesen, doch er hat einen anderen Weg gewählt. Aurox schaffte es, wieder auf die Füße zu kommen, und nahm Verteidigungshaltung ein, gerade rechtzeitig, ehe Kalona ihm einen weiteren Schlag ins Gesicht versetzen konnte. Aurox ging mit dem Schlag mit und riss gerade noch den Arm hoch, um Starks nächsten Hieb abzufangen.
Während er auswich, herumwirbelte, abblockte, erbebte die Kreatur in ihm, versuchte, seinen Willen zu überwinden. Doch obwohl seine Haut zuckte und er spürte, wie seine Knochen kurz davor waren, ihre Form zu wandeln und aus dem Jungen das gehörnte Untier zu machen, blieb er er selbst. Noch hatte er die Kontrolle.
»Du musst zurückschlagen!«, rief Zoey.
Er blockte wieder einen von Starks Hieben ab. »Ich kann nicht! Sonst verwandle ich mich.«
Aphrodite warf entnervt die Hände in die Luft. »Und was bringt dann das Ganze? Du glaubst doch nicht, dass Neferet tatenlos zusieht, wie du reinspazierst, der Finsternis sagst, sie soll sich verpissen, und Hand in Hand mit Grandma wieder rausspazierst!«
»Das ist leider wahr«, sagte Thanatos. »Du musst zurückschlagen. Und dennoch die Bestie unterdrücken.«
Aurox nickte. Ein schreckliches Vorgefühl überkam ihn, als er sich unter Darius’ Schwerthand wegbückte und ihm im Aufrichten einen Kinnhaken versetzte.
Er spürte, wie Schmerz und Wut in Darius aufflammten. Und auch die Bestie spürte es. Die Emotionen strömten in seinen
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