Verloren: House of Night 10 (German Edition)
Körper und erfüllten das Untier mit Macht. Aurox versuchte, es aufzuhalten – die Kontrolle zu behalten –, aber als er herumwirbelte und Stark einen Tritt in den Magen versetzte, der diesem den Atem raubte, spürte er, wie seine Füße sich verfestigten und zu Hufen wurden.
»Denk an Mondlicht!«, flehte ihn das Mädchen mit dem Wahren Blick an. »Du hast es in dir. Versuch, es zu finden!«
Er dachte an Mondlicht und Lavendel, Silber, Türkis und die Erde, die ihn umgab.
Kalona schlug wieder zu – ein weiterer brennender Schlag mit dem Handrücken. Diesmal packte Aurox ihn am Handgelenk und schleuderte ihn mit Hilfe seiner eigenen übermenschlichen Kraft von sich.
Die Bestie brüllte auf.
»Er verliert die Kontrolle!«, rief Aphrodite.
»Ihr alle – zurück in die Tunnel«, befahl Stark. »Ich weiß nicht, wie lange wir ihn noch aufhalten können.«
»Ihr haltet ihn gefälligst auf, denn wir gehen nirgendwohin! Aurox, halt durch!«, schrie Zoey.
»Ich versuch’s«, brüllte er zurück und zog sich vor den drei Kriegern zurück, die ihn schwer atmend gewähren ließen, ohne ihn anzugreifen. »Ich schaffe es!«
»Wenn nicht – wenn du irgendjemandem hier außer uns etwas tust, werde ich dich töten«, sagte Kalona ruhig. Er schrie nicht. Er prahlte nicht. Doch Aurox spürte, wie bitterernst er es meinte. Der Unsterbliche ist womöglich wirklich in der Lage, mich zu töten. Bei dem Gedanken zog die Bestie sich ein wenig zurück – etwas von ihrer Wut verpuffte.
Aurox hielt stand. »Ich hab’s unter Kontrolle!«
»Ja, das will ich doch hoffen«, sagte Zoey. »Leute, kurze Pause bitte. Ich hab eine Idee.«
Die drei Krieger nickten, ließen Aurox aber nicht aus den Augen. Zoey fuhr fort: »Damien, Shaunee, Stevie Rae – nehmt eure Plätze ein. Wir bilden einen Kreis um Aurox.« Die drei strebten auseinander. »Aphrodite, nimm Erins Kerze und sei ersatzweise das Wasser.«
»Bessere Idee.« Aphrodite drückte die blaue Kerze dem Mädchen mit dem Wahren Blick in die Hand. »Stell dich in den Westen und denk nass.«
»Wasser? Ich?« Das Mädchen nahm die Kerze, schüttelte aber verwirrt den Kopf.
Aphrodite zog ein kleines flaches, silbernes Objekt aus ihrer Tasche, klappte es auf und hielt es ihr vors Gesicht. Aurox erhaschte einen Blick auf die reflektierende Oberfläche. »Lies mal deine eigene Aura.«
Die Jungvampyrin seufzte und sah in den Spiegel. Dann schossen ihre Augenbrauen in die Höhe, und ihre Augen schienen doppelt so groß zu werden.
»Wahnsinn! Krass! Ich bin noch nie auf den Gedanken gekommen, mich selbst zu lesen. Ich bestehe ja ganz aus Blautönen!«
Selbstzufrieden klappte Aphrodite den Spiegel wieder zu und verstaute ihn in ihrer Tasche. »Tja, dachte ich’s mir doch. Also, ab nach Westen.«
Das Mädchen nahm ihren Platz im Kreis ein.
»Ein weiser Schritt, Prophetin«, sagte Thanatos.
»Ich hab so meine Momente«, sagte Aphrodite. Dann rief sie Zoey, die wie alle Übrigen staunend dastand, zu: »Gern geschehen.«
»Na gut, schauen wir mal, ob ich auch so weise sein kann«, sagte Zoey.
»Kann ich behilflich sein?«, fragte Thanatos.
»Wenn Sie den Kreis beschwören würden? Ich will diesmal nur Geist sein«, erwiderte Zoey sofort.
»Aber sicher.«
»Aurox, hast du dich momentan unter Kontrolle?«, wandte sich Zoey an ihn.
Sein Atem ging noch schwer, und die Bestie lauerte dicht unter der Oberfläche, aber seit die Krieger nicht mehr angriffen, hatte Aurox sich wieder einigermaßen in der Gewalt. »Ja. Momentan schon.«
»Gut, dann passt mal alle auf.« Während Zoey erklärte, ging sie auf ihn zu. »Thanatos, Sie beschwören den Kreis. Sobald unsere Elemente da sind, halten wir sie bereit. Ihr Krieger fangt dann wieder an, Aurox anzugreifen. Aurox«, sie hielt nur wenige Schritte vor ihm und den drei Kriegern an, »du schlägst zurück und tust dein Bestes, um die Bestie zu unterdrücken, aber wenn du die Kontrolle verlierst – und man merkt ja, dass du es irgendwann nicht mehr aufhalten kannst –, dann helfen wir dir.«
»Wie?«, fragte er.
»So, wie ich’s schon mal ein bisschen getan habe. Ich hatte dich doch mit Hilfe des Geistelements gestärkt. Stell dir das mal fünf vor. Du sagtest, die Bestie ernähre sich von Gewalt, Wut und Schmerz, richtig?«
Er nickte. »Ja.«
»Okay, die Elemente sind zwar an sich weder gut noch böse, aber das Gefühl, das wir fünf haben, wenn wir mit ihnen verbunden sind, ist definitiv ein gutes. Daher hab ich mir
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