Verloren: House of Night 10 (German Edition)
wenn Neferet sie hätte, würdest du sie retten. Du hast doch einen guten Draht zur Finsternis – warum konntest du sie nicht retten?«
»Weil die Diener der Finsternis Kalona nicht mehr gehorchen. Er hat wahrhaftig die Wahl getroffen, wieder auf Nyx’ Pfad zu wandeln. Und so ist ihm das Böse nicht länger untertan«, erklärte Thanatos.
»Ach was – das nenne ich mal ein Scheißtiming, Kalona«, ertönte Aphrodites Stimme. Sie, Darius und Stark hatten die Leiter schon erklommen, und ihnen folgten Shaunee, Damien, und, wie ich erstaunt feststellte, Shaylin.
»Aber warum sind Sie abgehauen? Warum haben Sie die Fäden nicht unschädlich gemacht und sich Grandma Redbird geschnappt?«, wollte Stark wissen. »War es nicht Ihr Fulltime-Job, Nyx vor der Finsternis zu beschützen, bevor Sie damit angefangen haben, Mist zu bauen? Haben Sie vergessen, wie’s geht?«
Kalona wirbelte zu Stark herum. »Sehe ich so aus, als sei ich schon mal vor einem Kampf davongelaufen?«
Stark ließ sich nicht beeindrucken. »Na ja, Sie sind hier. Grandma nicht. Das nenne ich davonlaufen, verdammt nochmal!«
Kalona knurrte und trat einen Schritt auf Stark zu. Darius zog ein Messer aus seinem Ärmel, und Stark hob den Bogen, von dem er sich nie trennte. Mit einer Heidenwut im Bauch trat ich zwischen sie. »Das nützt doch jetzt überhaupt nichts! Kalona, sag uns klipp und klar, warum Grandma noch bei Neferet ist.«
»Es hätte mich Tage gekostet, diese minderen Kreaturen zu bekämpfen. Irgendwann hätte ich sie besiegt, und es hätte mich außer etwas Blut und Schmerz wenig gekostet. Aber gegen mich zu kämpfen war nicht ihre Aufgabe. Sie sollten sich lediglich an meinem Blut laben, um wieder Kraft zu gewinnen, um den Schutz der Erde zu durchbrechen, mit dem Sylvia Redbird sich gerüstet hat.«
»Weiter. Erzähl mir alles.« Ich sprach mit fester Stimme, aber ich musste mir die Hand vor den Mund pressen, um nicht loszuheulen. Ich werde nicht weinen!
»Türkise und Silber. In ihnen hat sie die Macht der Erde gesammelt, die sie beschützt. Aber als die finsteren Ranken von meinem Blut erfüllt waren, konnten sie gegen diesen Schutz angehen. Wäre ich geblieben und hätte sie weiter bekämpft, dann wäre Sylvia Redbird jetzt tot.«
»Nur eine Kreatur der Finsternis kann den Käfig aus Finsternis überwinden, in dem deine Großmutter gefangen gehalten wird«, sagte Thanatos.
Aurox trat vor. »Und das bin ich.«
»Verfickt noch mal«, sagte Aphrodite. »Wir sind gearscht.«
So traurig es war, ich konnte ihr nur zustimmen.
Zwanzig
Zoey
»Ich kann es tun. Ich wurde durch Finsternis erschaffen, aus Finsternis«, sagte Aurox. »Von mir können sich die Ranken nicht nähren – das wäre, als würden sie sich selbst fressen. Vielleicht kann ich ihnen sogar befehlen. Selbst wenn sie mir nicht gehorchen, kann ich sie besiegen und Sylvia Redbird retten. Grandma bedeutet mir sehr viel, Zoey. Ich kann sie retten. Ich weiß es.«
»Du kannst diese Scheiße in dir drin aber nicht kontrollieren!«, rief Stark. »Klar, Neferet lässt dich bestimmt in ihre Suite. Warum auch nicht? Hey, sie hat massenhaft Blut von Grandma. Sie wird einfach die Finsternis damit füttern und dich wieder zu ihrem Sklaven machen.«
»Die Ranken können Sylvia Redbirds Blut aber nicht trinken«, sagte Kalona. »Das hat Neferet selbst zugegeben, und ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass es von derselben Erdmagie geschützt wird wie ihr Körper.«
Damien trat zu Aurox. »Aber das ändert nichts daran, dass Neferet dich beherrschen kann, oder?« Sein Ton war nüchtern, und ich hatte den Eindruck, dass er in Sekundenschnelle all die Biologiedaten in seinem Superhirn durchging. »Du bist ein aus Finsternis erschaffenes Gefäß, und die Bestie in dir, die im Grunde nichts anderes ist als ein Teil der bösartigen Essenz des weißen Stiers, kann auch ohne Opfer hervortreten. Das haben wir ja schon einmal erlebt, als Stark und Darius dich angegriffen haben.«
»Ja, das ist wahr. Die Bestie nährt sich von Gewalt und Hass, Begierde und Schmerz.«
»Aber du hast eine gewisse Kontrolle über sie«, sagte Thanatos. »Du hast dich in jener Situation nicht vollständig verwandelt.«
»Ich versuche ja, sie zu unterdrücken. Ich versuche, mich nicht zu verwandeln.«
»Und hast du ’ne Ahnung, wie du’s bisher geschafft hast, sie zu unterdrücken?« Das war Stevie Rae, die endlich auch eingetroffen war.
»Nein.« Aurox klang
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