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Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Titel: Verloren: House of Night 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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starren.
    Und dann öffnete sein Spiegelbild den Mund, und Aurox hörte sich Worte sprechen, über die er keine Kontrolle hatte. »Hey, kapierst du’s etwa immer noch nicht? Der freie Wille und das Gute in dir gehören nicht dir. Ich hab sie dir nur geliehen.«
    In Aurox stieg Entsetzen auf. Dieser Junge – dieses andere Ich sagte die Wahrheit. Aurox sah das Spiegelbild den Kopf schütteln – wie betäubt, nicht gewillt zu akzeptieren, was sein Herz ihm sagte.
    »Nein, ich habe mich für das Licht entschieden. Ich, ich allein habe die Wahl getroffen!«
    »Ach was, Kumpel. Ich hab die Wahl getroffen, ich hab dich ins Schlepptau genommen. Und das heißt, du kannst dir nicht erlauben, dich zu entspannen, vor allem, wenn du Zos Grandma wirklich retten willst.«
    Aurox runzelte die Stirn. »Zo. So soll ich sie nicht nennen.«
    »Klar, natürlich nicht, Sherlock. Weil ich sie immer so genannt hab. Aber egal. Ich will dich nur warnen. Sei nicht so übermütig. So leicht wird’s nicht für dich. Ich tu mein Bestes, aber irgendwann wird der Moment kommen, wo du selber die Verantwortung übernehmen musst.«
    Da biss ein Fisch an, das Wasser kräuselte sich, und das Spiegelbild und der Traum zerfielen in tausend Splitter.
    Aurox öffnete die Augen. Keuchend setzte er sich auf. Er atmete schwer, sein Herz raste – so sehr, dass er spürte, wie sich die Bestie in ihm regte. Aurox sprang auf die Füße und ging auf und ab, um etwas ruhiger zu werden.
    Er sah zum Himmel hinauf. Die Mondsichel war weitergewandert. Er blickte auf die Uhr, die Stark ihm geliehen hatte. Es war kurz vor zehn Uhr abends. Jeden Moment konnte Thanatos ihn abholen kommen. Er musste wieder einen klaren Kopf bekommen und vom Bahnhof klettern. Er musste seine Zuversicht wiederfinden und sich bereitmachen, um Neferet und der Finsternis entgegenzutreten.
    Aurox erkletterte die rostige Leiter, sprang von der Turmmauer aufs Dach des Bahnhofs und eilte zur seitlichen Treppe. Er würde auf Thanatos warten, wie sie es gewollt hatte. Sie verließ sich auf ihn. Zoey verließ sich auf ihn. Sie alle verließen sich auf ihn.
    Er würde ihnen beweisen, dass es richtig von ihnen gewesen war, ihm Grandma Redbirds Leben anzuvertrauen.
    »Es war ein Traum. Nicht mehr«, sprach Aurox in die leere Nacht hinaus. Er sprach in einem beruhigenden Ton, aber in seinem wunden Herzen schwang ein Anflug von Zweifel mit.

Zoey
    »Da ist er, dort, wo’s unter dem Vordach am dunkelsten ist, genau wie Thanatos ihn gebeten hat.« Ich zeigte auf das Bahnhofsportal, das aussah wie etwas aus Gotham City. Aurox stand zwar im Schatten, aber mit seinem silberblonden Haar und den mondsteinfarbenen Augen war er nicht gerade gut getarnt. Stark hielt dicht neben ihm, und Thanatos öffnete die hintere Tür des SUV und winkte ihm, einzusteigen.
    »Ich dachte, ihr kommt alle«, sagte Aurox, nachdem er eingestiegen war und einen Blick in die Runde geworfen hatte.
    Ich fand, er klang ziemlich nervös. »Äh, nein, natürlich nicht. Wir haben so getan, als würde Thanatos uns in Gruppen einteilen und uns verschiedene Aufgaben geben, damit Neferet keinen Verdacht schöpft. Verstehst du?«
    »Oh, ja. Ja.« Er verstummte und fügte hinzu: »Frohes Treffen, Thanatos.«
    »Frohes Treffen, Aurox. Mach dir keine Sorgen. Die Übrigen werden beim Mayo zu uns stoßen.«
    »Alles okay? Du siehst irgendwie blass aus«, fragte Shaylin vom Rücksitz.
    Ich drehte den Kopf, soweit es ging. »Wie, blass? Verändert sich seine Aura?«
    »Nein, die ist wie immer. Ich meine: blass. Sein Gesicht ist ganz weiß.«
    »Mir geht es gut«, sagte Aurox. »Ich will das nur hinter mich bringen.«
    »Wir auch«, sagte Thanatos. »Versuch, ruhig zu werden und dir die Anspannung für den Kampf aufzuheben.«
    Aurox nickte und verfiel in Schweigen. Ich kaute auf meiner Unterlippe, dachte an Grandma und starrte aus dem Fenster. Zum Glück liegt das Mayo Building nicht sehr weit vom Bahnhof entfernt. Stark bog bei der Fifth Street ab und parkte hinter dem ONEOK Plaza. Dort stand schon ein weiterer dunkler SUV, aus dem gerade Darius, Aphrodite, Shaunee und Damien stiegen. Shaunee und Damien trugen ihre Elementkerzen in der Hand. Aphrodite hielt mit Darius Händchen, unter dem anderen Arm hatte sie einen monströsen Geometrie-Wälzer.
    »Geometrie? Das ist nicht dein Ernst. Was anderes ist dir für unsere Pseudo-Nachhilfestunde nicht eingefallen?« Mir war klar, dass ich nur irgendwas daherredete, um meine Nervosität zu überspielen,

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