Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Aphrodite?«
    »Eher eine intelligente Bemerkung. Wenn Sie schon jemanden auf die Deko für dieses Wohlfahrts-Event ansetzen, sollten Sie sich besser an die Expertin wenden: moi. Ich habe das, was die Mittelschicht so barbarisch Partyplanung nennt, mit der Muttermilch aufgesogen.«
    Thanatos’ Lächeln und ihr Ton waren nachsichtig. »Das glaube ich dir gern, aber Erin und Dallas haben sich zuerst angeboten. Aber für dich habe ich eine ganz andere Aufgabe. Du könntest zu deinen Eltern fahren und sie bitten, am Samstag zu kommen. Aus dem, was du gestern im Interview gesagt hast, schließe ich, dass uns ihre Unterstützung sicher wäre.«
    »Oh. Okay. Na toll.« Aphrodite spielte ihre Rolle perfekt. Sie klang tödlich beleidigt, dass Thanatos nicht umdisponiert und sie statt Erin mit der Deko beauftragt hatte – und genau das wollten wir. Falls Erin (und damit auch Dallas) glaubten, sie hätten eine der attraktivsten Aufgaben und wir anderen wären sauer oder wirtschafteten nur stupide in der Gegend herum, würden sie sich ins Fäustchen lachen. Sie wären unerträglich. Und sie wären vollkommen abgelenkt und würden Neferet überhaupt nichts erzählen, außer dass Thanatos sich ganz auf sie verließ und ihnen eine Riesenverantwortung übertrug. Schritt eins unseres Plans funktionierte also schon mal hervorragend.
    Aufrecht und fest schoss Damiens Hand in die Höhe. Als Thanatos ihn aufrief, sprudelte er hervor: »Kann ich bitte mit Aphrodite gehen? Ich wollte schon immer mal die Stadtpolitik von innen kennenlernen.«
    »Würg«, brummte Aphrodite.
    »Ja, selbstverständlich«, sagte Thanatos.
    Jetzt war ich an der Reihe, die Hand zu heben. Ich hatte mich darauf vorbereitet, aber es war trotzdem nicht leicht, mit fester Stimme zu sprechen. »Äh, ich hab Grandma angerufen, weil ich mir dachte, sie könnte beim Tag der offenen Tür ja was von ihren Lavendelsachen verkaufen, aber sie hat mich bisher nicht zurückgerufen.«
    »Hast du ihr eine Nachricht hinterlassen?«
    »Ja.« Ich stieß den Atem aus. »Aber es ist wahrscheinlich nicht überraschend, dass sie ihr Telefon abgestellt hat, nach dem Enthüllungsritual wegen meiner Mom und so weiter.« Jetzt war es in Ordnung, wenn meine Stimme zittrig wurde, und darüber war ich heilfroh, denn es fiel mir wirklich schwer, mich zusammenzureißen. »Ich könnte doch zu ihr rausfahren und sie persönlich fragen.«
    Thanatos winkte ab. »Nun, vielleicht morgen oder so. Das ist nicht so dringend. Heute würde ich dich gern darum bitten, mit mir zu Street Cats zu fahren. Ich würde sehr gern die dortige Leiterin, Schwester Mary Angela, kennenlernen. Dass deine Grandma uns unterstützen wird, steht eigentlich außer Frage, da wäre es sinnvoller, wenn du dich um Street Cats kümmern würdest.«
    »Okay, ja, kann ich machen.«
    »Kann ich mit zu Street Cats kommen?«, fragte Shaylin, ohne sich die Mühe zu machen, die Hand zu heben. »Ich würde mir total gern die Katzen anschauen. Vielleicht will sich ja eine davon mit mir anfreunden.«
    Thanatos lächelte. »Natürlich, mein Kind.« Sie richtete ihren scharfen Blick auf Stevie Rae. »Hohepriesterin, es wäre schön, wenn du dich mit deiner Mutter in Verbindung setzen könntest. In dem Fernsehinterview hast du erwähnt, dass sie gute Kekse backt. Ich fürchte allerdings, die Backkünste einer einzigen Person werden nicht ausreichen, um am Samstag Tulsas Appetit zu stillen.«
    »Ich kann meine Mom bitten, den Müttern aus der Elternvertretung Bescheid zu sagen. Die backen immer wie wild für den Förderverein der Henryetta Hens.«
    »Dann werde ich es dir übertragen, dich um die nahrungstechnische Seite der Veranstaltung zu kümmern. Gut, ich fasse zusammen: Wir haben verschiedene Gruppen mit folgenden Anführern: Dallas, Erin, Aphrodite, Zoey und Stevie Rae. Ihr sucht euch bitte je ein Team zusammen und teilt die anfallenden Aufgaben unter euch auf. Dallas, als Krieger bist du selbst für die Sicherheit deiner Gruppe verantwortlich. Zoey, Aphrodite und Stevie Rae, ihr dürft auf Wunsch eure Krieger in die Stadt mitnehmen. Das überlasse ich ganz euch. Aber denkt daran, euch unauffällig zurechtzumachen, also eure Tattoos zu verdecken und keine Kleidung mit Schulabzeichen zu tragen. Es wäre ungünstig, wenn es zu Zwischenfällen käme, die die Spannung zwischen Menschen und Vampyren verstärken oder die öffentliche Aufmerksamkeit auf uns lenken könnten.
    Zweitens stelle ich euch für den Rest der Woche vom Unterricht frei.