Verloren: House of Night 10 (German Edition)
Damiens iPad. Er tippte auf Play, und das Video begann. Am unteren Rand leuchtete die Schlagzeile auf: CHAOS IM HOUSE OF NIGHT VON TULSA? Dann wurde Neferet mit einigen Typen in Anzügen eingeblendet. Sie standen in einem echt schönen Gebäude – viel Marmor und Art déco. In mir regte sich vages Erkennen. Aus dem Off sagte Chera Kimiko:
»Vampyre und Gewalt? Sie werden erstaunt sein, wer hierzu ein deutliches Ja sagt. Heute Abend auf Fox 23 exklusiv für Sie eine Sondersendung mit einer ehemaligen Hohepriesterin des House of Night von Tulsa.«
Es folgte eine blöde Werbung. Während Damien versuchte, sie zu überspringen, sagte ich: »Sieht aus wie irgendwo in der Innenstadt.«
»Das ist die Lobby des Mayo Hotel«, erklärte Aphrodite trocken. »Und gleich hinter Neferet steht mein Dad.«
Stevie Raes Augen wurden riesig und rund. »Achdu liebe güte! Sie gibt ’ne Pressekonferenz mit dem Bürgermeister?«
»Und ein paar Stadträten. Das sind die anderen offiziell aussehenden Typen.«
Da ging es weiter, und wir alle verstummten und gafften.
»Ich bin hier, um mich endgültig und in aller Öffentlichkeit vom Tulsaer House of Night und dem Hohen Rat der Vamypre loszusagen« , ertönte Neferets Stimme. Irgendwie schaffte sie es, hoheitsvoll und zugleich wie ein leidendes Opfer auszusehen.
»So eine gequirlte Scheiße«, sagte Aphrodite.
»Pssst!«, brachten wir anderen sie zum Schweigen.
»Hohepriesterin Neferet, warum möchten Sie sich von Ihrem Volk lossagen?« , fragte einer der Reporter.
»Kann man uns alle nicht als gemeinsames Volk betrachten? Sind wir nicht alle intelligente Wesen mit der Fähigkeit, zu lieben und uns zu verstehen?« Die Fragen waren wohl rhetorisch gemeint, denn sie gab ihm keine Zeit zu antworten. » Die Vampyrpolitik ist mir immer mehr zuwider. Viele von Ihnen wissen ja, dass ich vor kurzem die Stellenausschreibungen an unserem House of Night auch der menschlichen Bevölkerung von Tulsa zugänglich gemacht habe. Das entsprang meiner Überzeugung, dass Menschen und Vamypre das Potential haben, nicht nur unbehaglich nebeneinanderher zu leben. Es sollte für uns möglich sein, miteinander zu arbeiten, zu leben, ja zu lieben .«
Stevie Rae hustete übertrieben. Ich schüttelte ungläubig den Kopf, immer hin und her.
»Diese Maßnahme war dem Hohen Rat der Vampyre ein solcher Dorn im Auge, dass Thanatos, die Hohepriesterin des Todes, hierhergeschickt wurde, um einzuschreiten. Die Linie der gegenwärtigen Vampyrregierung begünstigt strikte Abschottung und Gewalt. Schauen Sie sich nur die ansteigende Gewaltrate im Stadtzentrum von Tulsa im letzten halben Jahr an. Glauben Sie wirklich, dass all diese Überfälle, insbesondere diejenigen, bei denen die Opfer ausbluteten, das Werk menschlicher Gangs waren?«
»Hohepriesterin, wollen Sie damit sagen, dass Vampyre in Tulsa Menschen angegriffen haben?«
Neferet legte die Hand dramatisch an die Kehle. »Wenn ich das mit hundertprozentiger Sicherheit sagen könnte, wäre ich sofort zur Polizei gegangen. Leider habe ich nur gewisse Verdachtsmomente und Bedenken. Ich habe aber auch ein Gewissen, und darum habe ich dem House of Night den Rücken gekehrt.« Sie lächelte ihr strahlendes Lächeln. »Und bitte, Sie müssen mich nicht mehr mit Hohepriesterin ansprechen. Von heute an bin ich nur noch Neferet.«
Selbst auf dem kleinen Bildschirm sah ich, dass der Reporter rot wurde und sie anlächelte.
»Es gibt Gerüchte über eine neue Vampyrart mit roten Malen« , sagte ein anderer Reporter. »Können Sie das bestätigen?«
»Leider ja. In der Tat gibt es eine neue Art von Vampyren – und Jungvampyren. Diese rot Gezeichneten Individuen sind alle mit gewissen Makeln behaftet.«
»Makel? Können Sie uns ein Beispiel nennen?«
»Natürlich. Mir fällt sofort James Stark ein – ein Jungvampyr, der aus dem House of Night von Chicago zu uns kam, nachdem er unglücklicherweise den Tod seines Mentors verursacht hatte. Er wurde der erste rote Vampyrkrieger.«
Ich schnappte nach Luft.
»Pass auf, das Aas macht deinen Lover schlecht«, sagte Aphrodite.
»Gerade letzte Nacht kam der langjährige Schwertmeister des House of Night, Dragon Lankford, ums Leben. Er wurde von einem Stier mit den Hörnern durchbohrt. Als der Unfall« , sie betonte das Wort übertrieben, »geschah, war Lankford mit James Stark unterwegs.«
»Wollen Sie damit sagen, dass dieser Vampyr Stark gefährlich ist?«
»Ich fürchte, ja. Tatsächlich könnten möglicherweise
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