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Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Verloren: House of Night 10 (German Edition)

Titel: Verloren: House of Night 10 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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ihr Stark seht, sagt ihm, mir geht’s gut und ich komme bald.«
    »Okidoki«, sagte Stevie Rae.
    Ich sah den dreien nach und hörte noch, wie Kramisha sich bei Shaylin nach ihren Farben erkundigte, aber bevor diese antworten konnte, fing sie schon an, ihr auseinanderzusetzen, dass unmöglich Orange dabei sein könne, weil sie Orange auf den Tod nicht ausstehen konnte. Shaylin wirkte etwas verdutzt, aber interessiert. Stevie Rae sah nachdenklich und entschlossen drein, als versuchte sie, nach außen hin die Führungsqualitäten auszustrahlen, die sie in sich aufbaute.
    Und ich? Also, ich glaube, hätte man mir einen Spiegel hingestellt, ich hätte verwirrt und müde gewirkt, und außerdem hätte ich dann meine verklebte Mascara und meine spröden Haare zur Kenntnis nehmen müssen.
    Ich wollte mit zu den Ställen gehen und beim Aufräumen helfen. Ich wollte, dass Stark meine Hand nahm und mich damit aufzog, dass ich mir zu viele Sorgen machte und bloß nicht anfangen sollte, meine Symptome im Internet zu googeln. Und vor allem wollte ich den Gedanken an den blöden Seherstein um meinen Hals ganz weit wegschieben und über weniger verworrene Sachen nachdenken – wie fiese rote Jungvampyre oder Hausaufgaben. Aber ich wusste: Thanatos hatte recht. Wir würden all unsere Gaben brauchen, um auch nur die Chance zu haben, die Finsternis aufzuhalten. Also folgte ich nicht meinen Freundinnen, sondern nahm einen anderen Weg. Ich machte meinen Kopf frei, so gut es ging, und ließ mich von meinem Instinkt leiten. Als mir klarwurde, wohin meine Füße mich trugen, flüsterte ich: »Geist, bitte komm zu mir. Hilf mir, dass ich nicht so viel Angst habe.« Und das Element, das mir am vertrautesten war, ließ meine Furcht abebben, und als ich an der zerschmetterten Eiche anlangte, war es, als wären meine Gefühle in eine weiche, warme Decke gehüllt.
    Ich brauchte diese Decke aus Trost. Dieser Ort jagte mir Angst ein. Hier war Professor Nolan gestorben. Und Stevie Rae beinahe. Kalona war hier aus der Erde gefahren. Und Jack, der arme liebe Jack, war auch hier umgekommen.
    Aber mein Bauchgefühl hatte mich hierhergebracht. Und – noch schlimmer – mein Seherstein begann, Hitze auszustrahlen.
    Oh ja , dachte ich. Wie Kramisha sagte, das Bauchgefühl kann einen in einen Riesenschlamassel bringen. Ich seufzte und gestand mir ein, dass mein Instinkt schon gewusst hatte, was er tat – falls es am House of Night alte Magie gab, dann war das hier der ideale Ort, wo sie sich verstecken konnte. Sgiach hatte mir gesagt, dass die alte Magie mächtig sei, aber auch unberechenbar und gefährlich. Ich erinnerte mich, dass sie auch gesagt hatte, dass es sehr von der Priesterin abhing, die sie heraufbeschwor, wie sie sich manifestierte.
    Was hieß das also für mich? Was für eine Priesterin würde aus mir werden?
    Ich seufzte. Eine, die ständig verwirrt und planlos war und nie genug Schlaf kriegte.
    Eine mit Potential, wehte mir durch den Kopf.
    Eine mit viel zu wenig Ahnung , konterte ich.
    Eine, die lernen muss, an sich zu glauben , flüsterte mir der Wind zu.
    Eine, die aufhören muss, am laufenden Band Mist zu bauen , widersprach mein Gehirn.
    Eine, die an ihre Göttin glauben muss.
    Abrupt brach mein innerer Kampf ab. »Ich glaube an Nyx. Ich werde immer an sie glauben.«
    Entschlossen zog ich den warmen Seherstein unter meinem T-Shirt hervor, holte tief Atem, hob ihn vor die Augen und sah durch das kleine Apfelring-Loch den übel zugerichteten Baum an.
    Eine Sekunde lang passierte überhaupt nichts. Ich blinzelte – der Baum war einfach nur ein zerstückelter alter Baum. Ich fing schon an, mich zu entspannen – und natürlich brach in genau diesem Moment die Hölle los.
    Aus der Mitte des Baumes quoll ein scheußlicher, wirrer Strudel aus Schatten. In dem Wirbel sah man grässliche Kreaturen mit verkrümmten Körpern und so fleckiger Haut, als siechten sie an ekelhaften Krankheiten dahin. Ihre Augen waren eingesunkene Löcher. Ihre Münder waren zugenäht. Ich konnte sie auch riechen. Es war ein Gestank wie halbverrottete totgefahrene Tiere gemischt mit einem übergelaufenen Klo. Mir schnürte es die Kehle zu. Ich musste einen Würgelaut von mir gegeben haben, denn sie alle wandten mir gleichzeitig ihre blicklosen Gesichter zu. Ihre langen, skelettartigen Finger griffen nach mir.
    »Nein! Nicht!« Der Trost des Geistes war verflogen. Ich war wie gelähmt vor Angst.
    Da blitzte mitten im Kern des Strudels ein wunderschönes,

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