Verloren: House of Night 10 (German Edition)
hat.« Als ich nur an meiner Lippe herumnagte, fuhr er fort, als überlege er laut. »Denk mal nach, Z. Was hast du schon alles durch den Stein gesehen?«
»Also, auf Skye hab ich diese alten Geister gesehen – diese Elementarwesen.«
»Sahen die ähnlich aus wie die Dinger, die du vorhin gesehen hast?«
Ich erschauerte. »Nein, überhaupt nicht. Die Elementargeister waren unirdisch, mysteriös und seltsam, aber auf eine gute Art. Das vorhin war grotesk und einfach nur grausig.«
»Okay. Jetzt mal abgesehen von vorhin und letzter Nacht bei dem Ritual – hat dir der Seherstein sonst noch was gezeigt, seit wir aus Italien zurück sind?«
Ich sah ihm in die Augen. »Ja. Dich.«
Elf
Zoey
»Mich? Das ist doch Schwachsinn, Z«, sagte Stark.
»Ich weiß. Ich weiß. Tut mir leid. Die Sache ist, ich hatte das Gefühl, ich schnüffle in deinem Privatleben herum, weil ich es tat, während du schliefst, aber ich tat es auch nur, weil das noch zu der Zeit war, als du Schlafstörungen hattest, und es war auch nicht wirklich Absicht gewesen, also hab ich nie was zu dir gesagt, und jetzt hört es sich wahrscheinlich so an, als hätte ich mir das Ganze nur ausgedacht«, schloss ich eilig.
»Zoey, ich kann deine Gefühle hören. Das ist tausendmal privater, als wenn du mich durch ’nen Stein anschaust, während ich schlafe. Außerdem stimmt es ja, dass ich eine Zeit lang echt mies geschlafen hab. Ich bin dir überhaupt nicht böse, dass du mich da mal durch den Stein angeschaut hast. Also, was hast du gesehen?«
»Da war ein Schatten über dir. Ich weiß noch, dass er aussah wie ein Geisterkrieger. Du hast die Hand geöffnet, und da erschien das Wächterschwert darin. Der Schattentyp hat es sich geschnappt, und es hat sich in einen Speer verwandelt. Ich glaube, es klebte sogar Blut daran. Da hab ich Angst gekriegt, das Geistelement gerufen und das Ding weggejagt. Du bist aufgewacht, und wir, na ja …« Mein Gesicht wurde heiß. »Also, wir haben uns geliebt, und ich hab das Ganze komplett vergessen.«
»Freut mich ja zu hören, dass ich anscheinend gut im Bett bin, aber trotzdem – wie konntest du vergessen, dass du über mir einen Geisterkrieger mit einem Speer gesehen hast?«
Ich verschränkte die Arme und funkelte ihn an. »Hör mal, direkt danach war hier am House of Night wieder die Hölle los. Das heißt, ich war beschäftigt . Oh, halt – das hatte ich auch total vergessen: Ich hab Lenobia von dem Schattentypen erzählt.«
»Na toll, einer Lehrerin erzählst du also meine Privatsachen und mir nicht.«
»Jetzt weißt du sie auch.«
»Okay, was soll’s. Was hat Lenobia dazu gesagt?«
»Im Prinzip nur, dass ich die Augen hier in der echten Welt offenhalten solle, statt durch den Stein zu glotzen. Was ich bis letzte Nacht auch getan habe.«
»Schau mich bitte noch mal durch ihn hindurch an.«
»Jetzt?«
»Ja, jetzt.«
»Okay.« Ich hob den Seherstein, holte tief Luft und spähte hindurch.
»Und? Wie sehe ich aus?«
»Brummig.«
»Und?«
»Verärgert.«
»Nichts sonst?«
»Vielleicht ein bisschen süß. Aber nur vielleicht.« Ich steckte den Stein wieder unter mein T-Shirt. »Einfach nur du. Nichts sonst, garantiert. Und der Stein war nicht warm.«
»Er wird warm?«
»Ja. Manchmal.« Ich kaute an meiner Lippe und dachte nach. »Ich glaube, das war der Grund, warum ich damals überhaupt durchgeschaut habe. Weil er warm wurde.«
»War er auch warm, als du Aurox angeschaut hast?«
»Nein, da wusste ich plötzlich einfach, dass ich hindurchschauen sollte. Als würde mich etwas dazu zwingen. Und vorher war er ab und zu warm geworden, wenn Aurox in der Nähe war.«
»Scheiß-alte-Magie. So ein Murks. Gibt’s nicht irgendwo ein Regelwerk mit der Gebrauchsanleitung?«
»Ich sollte Sgiach anrufen. Ich meine, sie hat mir den Stein geschenkt. Sie beschäftigt sich mit alter Magie. Vielleicht kann sie mir ein paar Tipps geben.«
Er schnaubte kurz. »Hast du sie nicht schon auf Skye darum gebeten?«
»Ja.«
»Wenn ich mich recht erinnere, hat sie dir keine wirklichen Antworten gegeben.«
»Du erinnerst dich recht. Sie hat aber gesagt, die einzige alte Magie, die es auf der Erde noch gebe, sei auf Skye.«
»Da lag sie falsch.«
»Ja, definitiv.«
»Weißt du, was ich denke?« Er legte wieder den Arm um mich.
Ich lehnte den Kopf an seine Schulter, ließ meinen Arm um seine Taille gleiten und fragte: »Dass ich ein bisschen banane bin?«
Er grinste und küsste mich auf den Scheitel. »Du bist
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