Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
lächelnd an. »Vielleicht verstehe ich dich besser, als du es dir vorstellen kannst.«
Als er aufschaute, schimmerte vor ihm der Pavillon durch die Bäume. Dahinter erstreckte sich der See. Er beschleunigte seine Schritte. Er war so weit gekommen, jetzt war es das Beste, es hinter sich zu bringen.
Der Pavillon war rund und zu allen Seiten offen. Acht ionische Säulen aus weißem Stein trugen sein Dach, und ein Kranz aus drei weißen Marmorstufen umschloss sein Fundament. Früher hatten hier Sessel und Stühle gestanden, jetzt gab es nur noch eine grob gezimmerte Bank aus Holz und totes Laub, das den Boden bedeckte.
Antonia war nicht entgangen, dass Gabriel gezögert hatte, als sie sich dem Ende des Weges genähert hatten. Aber als der Pavillon in Sicht kam, war er losmarschiert wie ein Soldat, der in eine Schlacht zieht. Er machte ganz und gar nicht den Eindruck eines Mannes, der nur die frische Luft und die Natur genießen wollte.
»Es ist zauberhaft, nicht wahr?«, sagte sie, als er endlich stehen blieb und sich umschaute. »Zauberhaft, wenn auch ein wenig pompös.«
Gabriel antwortete nicht. Nachdem eine Weile vergangen war, lief er weiter, und zusammen erklommen sie die Stufen. Gabriel stellte Mrs. Musburys Korb ab und schlenderte zur anderen Seite des Pavillons. Antonia hatte die Hand von seinem Arm genommen und beobachtete ihn einen Augenblick lang. Es hatte wieder etwas Zögerndes in seinem Gang und eine Starrheit in seiner Haltung gelegen, die ungewöhnlich war. Seinen Hut hatte er auf Selsdon zurückgelassen, sodass sein dichtes blondes Haar jetzt von der Brise zerzaust wurde, die vom See herüberwehte.
Er trat bis zum Rand des Pavillons vor und stützte eine Hand gegen die Säule, neben der er stehen geblieben war. Die andere Hand stemmte er in die Hüfte, sodass sich sein Gehrock öffnete und seine schmale Taille enthüllte. Gabriel starrte über das Wasser auf das, was einst ein Bootshaus gewesen, jetzt aber nur noch ein Haufen verrottender Balken war, der langsam in den See abglitt und das eingestürzte Dach mit sich zog.
Antonia ahnte, dass Gabriel an den Tod seines Cousins Cyril dachte. Warnehams Sohn war hier während eines Familienpicknicks gestorben – zumindest laut der Geschichte, die die Dienstboten Nellie erzählt hatten. Antonias Mann hatte nie darüber gesprochen, hatte nur gesagt, dass Gabriel es absichtlich getan hätte, aus Eifersucht und Bosheit. Doch jetzt, da sie Gabriel kannte, wusste sie, dass es sich nicht im Entferntesten so zugetragen haben konnte. Trotz seiner Ecken und Kanten besaß dieser Mann ein Herz, das freundlich war, vielleicht sogar zu freundlich für die Welt.
Seit seiner Ankunft auf Selsdon hatte sich Gabriel ihr gegenüber außergewöhnlich nett verhalten. Es hatte keinen Grund für ihn gegeben, sich diese Mühe zu machen, und viele an seiner statt wären ihr nicht gut gesonnen gewesen. Er aber hatte bedingungslos den Beteuerungen ihrer Unschuld an Warnehams Tod geglaubt. Als er mit gebrochenem Herzen nach Selsdon gekommen war, weil seine Liebe einen anderen geheiratet hatte, war er in eine Rolle gezwungen worden, die er, wie sie jetzt überzeugt war, niemals gewollt hatte. Aber zumindest hatte er ihr einen Teil seines Herzens geöffnet. Vielleicht konnte er sie nicht auf die Weise lieben, die sie sich wünschte, wenn sie ihren dummen, mädchenhaften Fantasien freien Lauf ließ, aber sie bedeutete ihm etwas. Und ja, er wollte sie auch – aber, so glaubte sie, es war nur ein Verlangen, das aus seiner Zärtlichkeit und seiner Sorge um sie entstanden war.
Das Mindeste, was sie tun konnte, war, es ihm auf dieselbe Weise zu danken. Langsam ging sie durch die welken Blätter, die den Marmorboden bedeckten. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Gabriel war offensichtlich aus einem bestimmten Grund hierhergekommen, und sie musste darauf vertrauen, dass er damit auf seine eigene Weise umging, in seinem eigenen Tempo.
Er hatte sie herankommen gehört und wandte sich um. Die eine Hand noch immer gegen die Säule gestützt, streckte er den anderen Arm nach Antonia aus, als wollte er sie an seine Seite ziehen. Sie lächelte und stellte sich neben ihn. Gabriel legte den Arm um ihre Taille, und seine warme, große Hand ruhte leicht auf ihrer Hüfte.
»Der See ist wunderschön, nicht wahr?«, murmelte sie. »Fast wie Glas. Die Wolken und die tief hängenden Zweige der Bäume am Ufer spiegeln sich in seinem Wasser.«
Als er nichts sagte, sprach sie weiter. »Als ich
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