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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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verlaufen.
    Aber sie sah ihn noch immer an und wartete auf seine Antwort auf ihre Frage. »Nein, ich habe ohne Grund hereingeschaut«, schwindelte er. »Es ist alles in Ordnung. Ich habe nur ... nach etwas gesucht.«
    »Mit deinem Hut unter dem Arm?« Sie sprang auf und küsste ihn leicht auf die Wange. »Komm schon, Gabriel, ich dachte, wir wollten ehrlich zueinander sein?«
    »Ja, das haben wir gesagt, nicht wahr?« Er lächelte kurz. »Nun gut, ich wollte dich fragen, ob du mich auf einen Spaziergang begleitest.«
    »Das würde mir gefallen«, erwiderte sie. »Habe ich noch genug Zeit, die Schuhe zu wechseln?«
    »Antonia.« Er griff nach ihrem Arm. »Du musst nicht gehen.«
    Sie legte den Kopf schief und betrachtete ihn. »Aber vielleicht möchte ich es ja. Wohin soll der Spaziergang führen?«
    Er senkte den Blick, fühlte sich plötzlich wieder wie zwölf. »Zum Pavillon im Hirschpark. Aber ich ... ich wollte nicht allein dorthin gehen.«
    »Ich begleite dich gern. Ich liebe den Pavillon.« Sie drückte noch einmal beruhigend seine Hand und ging zur Tür. »Ich treffe dich gleich in der Großen Halle.«
    Einige Minuten später lief sie die Treppe hinunter. Sie trug ein lockeres, altmodisches Kleid aus leichtem Musselin in einem reizenden Grünton und einen farblich passenden Schal in Grün und Gelb, den sie sich über die Schultern gelegt hatte. »Ich habe mich für etwas Farbenfrohes und Bequemes entschieden«, sagte sie, und ihre Augen funkelten. »Aber in Wahrheit war es das einzige Kleid, das ich so schnell ohne Nellies Hilfe anziehen konnte. Oh, was hast du da in dem Korb?«
    Gareth lächelte. »Einen kalten Imbiss, so wurde mir jedenfalls versichert. Mrs. Musbury ist der Meinung, ich würde das Mittagessen zu oft ausfallen lassen.«
    Antonia lachte. »Ein Picknick!«, sagte sie. »Wie reizend.«
    Sie verließen das Haus durch den Wintergarten und betraten die hinteren Gartenanlagen. Antonias Hand ruhte leicht auf seinem Arm. In der Luft lag ein Hauch von Herbst, und wenn man genauer hinsah, blitzten hin und wieder rote und goldene Blätter in den üppigen Laubkronen der Obstbäume auf, die die formellen Gärten von Selsdon einrahmten. Der Obstgarten ging in einen kleinen Wald über, hinter dem der Hirschpark lag.
    Der Weg zum Park hinunter war leicht zu finden und wie die Straße nach Knollwood in einem guten Zustand. »Als Kind bin ich oft hier entlanggegangen«, sagte er. »Der Pavillon war Cyrils und mein liebster Ort zum Spielen. Wir haben so getan, als wäre er unsere Burg, und haben Schlachten geschlagen, um sie zu verteidigen. Manchmal haben wir ihn auch als eine Art Amphitheater benutzt und eines von Shakespeares Stücken aufgeführt – allerdings nicht Romeo und Julia , eher eines von den blutrünstigeren.«
    Sie schaute zu ihm hoch und lächelte. »Ich habe diesen kleinen Weg durch Zufall gefunden. Warneham hat ihn nie erwähnt, aber das war auch gut so, denn damit hatte ich einen Ort, an den ich mich hin und wieder zurückziehen konnte.«
    Sie gingen schweigend weiter, ihre Hand lag noch immer federleicht auf seinem Arm. Der Weg verengte sich, während er leicht anstieg und das Unterholz dichter wurde. Als der Wald sie umschloss und den Himmel aussperrte, schienen sie allein auf der Welt zu sein. Gareth schaute hoch und dachte an die kleine Beatrice. Von Zeit zu Zeit warf auch Antonia einen Blick auf das Blätterdach, sagte aber noch immer kein Wort.
    »Denkst du an Beatrice?«, fragte er schließlich. »Ich frage nur, weil ... weil ich gerade an sie dachte.«
    Sie sah ihn mit einem leichten Lächeln an. »Das tue ich immer«, sagte sie ruhig. »Sie ist fast immer in meinen Gedanken und in meinem Herzen, Gareth. Aber vielleicht – oh, ich weiß nicht. Ich empfinde den Verlust noch immer als zutiefst schmerzlich. Ich fühle mich noch immer verantwortlich. Der Kummer ist ständig da, aber ich habe angefangen zu hoffen, dass ich alles vielleicht eines Tages begreifen werde. Eines Tages werde ich akzeptieren können, dass ich nichts sagen oder tun kann – weder Gebete sprechen noch Buße tun –, was mir meine Kinder zurückbringen wird. Wie würdest du das nennen? Resignation?«
    »Eher Weisheit«, entgegnete er. »Ich würde es Weisheit nennen, Antonia. Und das Sichfügen in den Ratschluss Gottes.«
    »Ja, vielleicht ist es das«, murmelte sie und drückte leicht seinen Arm. »Vielleicht habe ich Gott das gegeben, was schon immer sein war.«
    »Ja, aber du fühlst dich noch immer

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