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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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ihn zu der alten Bank. »Setz dich«, sagte sie. »Ich möchte dir ein paar Fragen stellen.«
    Er strich sich durch das Haar, nahm dann aber Platz. »Ich wollte es nicht, niemals.« Seine Stimme klang noch immer ausdruckslos. »Ich habe es ihnen gesagt. Es war ein Unfall – eine Art von Unfall.«
    »Du machst mir wirklich nicht den Eindruck eines Menschen, der einem anderen absichtlich Schaden zufügt«, sagte Antonia besänftigend.
    Als er sie ansah, war seine Miene nüchtern. »Aber ich wollte Jeremy schlagen«, sagte er. »Ich wollte ... in jenem Moment wollte ich ihn umbringen.«
    Antonia zog die Stirn kraus. »Jeremy?«
    »Lord Litting«, sagte er. »Der Neffe der Duchess.«
    »Oh«, sagte Antonia. Sie war Litting bei zwei oder drei Anlässen begegnet, zuletzt am Tag vor dem Tode ihres Mannes, als er für den Abend nach Selsdon gekommen war. »Ich kenne ihn flüchtig«, sagte sie. »Und ja, ich kann mir vorstellen, dass man sich von Zeit zu Zeit wünscht, mit etwas nach ihm zu schlagen.«
    »Aber er war damals noch ein Junge, Antonia«, sagte Gabriel fast erschöpft. »In ihm steckte der Teufel, ja, das schon, und auch etwas von einem Tyrannen, er war so, wie größere Jungen nun einmal sind. Aber er war nicht ... böse, sondern einfach nur arrogant und dumm.«
    Antonia fragte sich, ob das von Gareth gezeichnete Bild so stimmte. »Also gut«, murmelte sie. »Ihr drei habt also gespielt?«
    »Wir sind gerudert«, sagte Gabriel und deutete wieder auf den See. »Irgendwo da draußen.«
    »Du bist gerudert, obwohl du nicht schwimmen konntest?«, fragte Antonia scharf. »Das scheint mir nicht sehr klug gewesen zu sein.«
    Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Ich wollte nicht rudern«, flüsterte er. »Ich wollte nicht, aber alle anderen waren schon auf dem Wasser unterwegs gewesen. Die ganze Familie der Duchess war anwesend. Ich sollte nicht einmal eingeladen werden – aber in letzter Minute hat Cyril seine Mutter angefleht, und sie hat nachgegeben. Es waren keine anderen Kinder in Cyrils Alter dabei. Jeremy war am ehesten sein Alter.«
    »Du warst zwölf«, sagte Antonia nachdenklich. »Und Cyril war wie alt? Elf?«
    »Fast zwölf«, erwiderte Gabriel hohl. »Jeremy war ... vierzehn, glaube ich. Er wollte noch einmal hinausrudern, aber die Männer waren alle müde. Also entschied er, dass Cyril und ich mitkommen sollten. Als ich mich weigerte, begann er mich aufzuziehen und sagte immer wieder, dass ich Angst vor dem Wasser hätte – was ja auch stimmte.«
    »Du meine Güte«, sagte Antonia ruhig. »Kinder können schrecklich grausam sein.«
    Gabriel spannte das Kinn an, bis es im Gelenk knackte. »Ich hätte ruhig bleiben sollen«, stieß er hervor. »Eigentlich war ich es gewohnt, mich mit Jeremy anzulegen, besonders dann, wenn er hinter Cyril her war. Ich war fast so groß wie er. Aber einige der Männer – ich glaube, es waren die Brüder der Duchess – fingen bei seiner Bemerkung, ich hätte Angst vor Wasser, an zu lachen.«
    »Erwachsene können noch grausamer sein«, fügte Antonia hinzu.
    Gabriels Miene verdüsterte sich. »Dann sagte einer von ihnen, dass sie mich vielleicht einfach packen und in den See werfen sollten. Das wäre die beste Methode, um das Schwimmen zu lernen. Ein anderer Mann warf ein, dass es sich mit den Juden vielleicht so wie mit den Hexen verhalten würde: dass sie nicht untergehen könnten. Im Nachhinein glaube ich nicht, dass er gewollt hatte, dass ich seinen Witz hörte, aber ... aber ich bekam Angst, dass sie es wirklich tun könnten. Und das war eine weitaus schlimmere Aussicht, als mit Jeremy auf den See hinauszurudern. Deshalb bin ich in das Boot gestiegen.«
    »Was haben sich diese Männer nur dabei gedacht!«, flüsterte Antonia.
    Gabriel zuckte mit den Achseln. »Jeremy wollte bis in die Mitte des Sees rudern.« Seine Stimme klang jetzt müde, seine Worte flach und ausdruckslos. »Er und ich saßen im Bug und im Heck, Cyrils Mutter bestand darauf, dass ihr Sohn zwischen uns sitzen sollte, da er der Kleinste war. Aber als wir in der Mitte des Sees waren, stellte Jeremy sich breitbeinig hin und begann das Boot zum Schwanken zu bringen. Er lachte dabei, wollte, dass ich Panik bekam – was ich auch tat. Das Wasser spritzte an den Seiten hoch. Ich hatte schreckliche Angst, und Cyril erging es nicht besser. Er begann zu schreien.«
    »Lieber Gott«, sagte Antonia, »was für ein gefährliches Tun!«
    Gabriel schüttelte sehr langsam den Kopf. »Ich wollte Jeremy nur

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