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Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
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am ganzen Leib. »Aber so weiß ich wenigstens, womit ich es zu tun habe. Zumindest wird es ein fairer und ebenbürtiger Kampf werden.«
    Er sah sie mit unbeschreiblichem Schmerz in den Augen an und fluchte erneut, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und den Pavillon verließ.
    Antonia nahm den Korb und folgte ihm. »Gabriel, warte!«
    Aber er tat es nicht. Er ging so schnell weiter, dass seine Absicht klar war. Er wollte nicht weiter mit ihr reden, und sie würde sich nicht dadurch blamieren, dass sie ihm nachlief.
    Antonia setzte sich auf die weißen Marmorstufen und ließ den Korb fallen. Nicht nur ihre Hände, ihr ganzer Körper zitterte, innerlich wie äußerlich. Niemals in ihrem ganzen Leben hatte sie eine derart wilde, kaum zu zügelnde Wut empfunden. Wut darüber, was Gareth angetan worden war. Und Wut auf die Menschheit, die zuließ, dass etwas so Böses überhaupt geschehen konnte. Aber zusammen mit den auf sie einstürzenden Gefühlen regte sich auch eine Erkenntnis. Sie lebte; sie lebte und war sich ihres Schmerzes und ihrer Wut nur allzu bewusst. Und der Ungerechtigkeit. Antonia fühlte sich, als hätte sie bisher in einer Gefühlswüste gelebt – einem Ödland ohne Empfindungen außer dumpfen Kummer und Hoffnungslosigkeit. Doch jetzt kehrte der Schmerz zurück in ihre Glieder, als wäre sie all die letzten Jahre wie erstarrt und betäubt gewesen.
    Gabriel. Armer Gabriel. Mit zugeschnürter Kehle und Tränen in den Augen sah sie ihm nach, als er mit großen Schritten den Hügel hinaufging und dann im Wald verschwand. Er hatte sich nicht mehr umgeschaut.

Kapitel 15
    G abriel ging im Dunkeln über das Deck; in einer Hand trug er ein Tablett aus Zinn. Nicht zum ersten Mal spürte er das Brennen in seinem Magen. Er schluckte mühsam, kämpfte gegen die Seekrankheit an. Die Kabine des Kapitäns lag nur ein Stück weiter. Er fand die Tür und trat ein.
    Captain Larchmont saß mit weit gespreizten Beinen an seinem Kartentisch und strich sich nachdenklich über sein Bartende. Er schaute auf, als er die Tür hörte. »Ich hoffe für dich, dass das mein Tee ist, kleiner Welpe«, knurrte er.
    »J ... ja, Sir«, wisperte Gabriel. »M ... mit Keksen.«
    »Stell das Tablett ab«, befahl der Kapitän. »Nein, nicht dort. Hierhin, Herrgott noch mal.«
    Beklommen ging Gabriel zum Kartentisch, stellte hastig das Tablett ab und trat einen Schritt zurück.
    Larchmont sah ihn an und grinste. »Du bist ein hübsches kleines Ding«, murmelte er. »Komm her.«
    Gabriel machte einen Schritt nach vorn.
    »Ich sagte, du sollst herkommen, verdammt!« Larchmonts große Faust schlug so heftig auf den Kartentisch, dass der Teelöffel in die Luft flog.
    Gabriel tat, was ihm befohlen worden war. Larchmont zog ihn zwischen seine Beine und schlang einen Arm um seine Taille. »Schau an, du bist ja so blass und hübsch wie ein Mädchen«, sagte er und wickelte eine von Gabriels blonden Locken um seinen schmutzigen, schwieligen Finger. »Sag mir, Bürschchen, geht die Mannschaft zu grob mit dir um?«
    Gabriel kniff die Augen zusammen und fühlte eine Träne im Augenwinkel. Larchmont lachte. »Vielleicht sollte ich dich für mich allein behalten«, murmelte er und strich mit dem Handrücken über Gabriels Wange. »Was würdest du dazu sagen? Ein richtiges Bett, etwas mehr zu essen? Keine groben, stinkenden Seemänner mehr, die dir an den Arsch wollen? Das wäre doch nicht schlecht, eh?«
    »J ... ja, Sir.«
    Larchmont keuchte vor Lachen. »Nun, ein bisschen mehr Begeisterung könntest du schon an den Tag legen, Bürschchen!«
    »J ... ja, Sir«, sagte Gabriel ein wenig lauter.
    Larchmont stand auf und begann seine Hose aufzuknöpfen. Als Gabriel zurückwich, packte ihn der Kapitän an den Haaren und drückte ihn, das Gesicht nach unten, über den Kartentisch. »Lass deine Hosen runter, Junge«, knurrte er. Sein Mund war an Gabriels Ohr, sein Körper presste ihn nieder.
    Pünktlich um zwanzig Minuten nach drei erhob sich das letzte Küchenmädchen von Mrs. Musburys Arbeitstisch, räumte die benutzten Tassen und Teller ab und trug sie fort. Die Teezeit war zu Ende, jetzt musste mit den Vorbereitungen für das Abendessen begonnen werden. Mrs. Musbury hatte die Tischdecke abgenommen, sie legte großen Wert darauf, wie Kemble bemerkt hatte, und hielt für den Nachmittag ihr Haushaltsbuch parat.
    Die Haushälterin war eine farblose kleine Frau, aber hinter ihrem stillen, unscheinbaren Auftreten, das hatte Kemble gelernt, verbarg sich ein

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