Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
befriedigen ... und darin verdammt gut zu sein. Weil du keine andere Wahl hast, wenn du überleben willst.«
»O Gott!« Sie fühlte eine Welle der Übelkeit in sich hochsteigen. Bittere Galle kroch ihre Kehle hinauf wie heißer Essig. Antonia schlug die Hand vor den Mund, sprang auf und lief zum Geländer des Pavillons. Kindsvergewaltigung. Der Schmerz, den Gareth gefühlt haben musste, war unvorstellbar. Sie beugte sich tief hinunter, stützte sich an einer der Säulen ab und erbrach sich. Als die Übelkeit schließlich abnahm, begann die Scham sich zu regen. Für einen kurzen Moment schloss sie die Augen.
Als sie sich wieder aufrichtete, legte Gabriel seine warme, starke Hand unter ihren Ellbogen. »Bei Gott, es tut mir leid.« Seine Stimme war voller Schmerz. »Oh, Antonia, ich hätte niemals –«
»Nein, es ist ... in Ordnung.« Sie wandte den Kopf ab und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich glaube, ich bin es, die sich entschuldigen sollte. Verzeih mir. Ich hätte mir nur nicht ... Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass –«
Sie wandte sich ihm zu. Sein Gesicht war ausdruckslos. Abrupt ging er die Stufen des Pavillons hinunter und zu dem kleinen Bach, der den See speiste. Dort kniete er sich hin, befeuchtete sein feines Taschentuch mit Wasser und kehrte zurück.
Dankbar griff sie nach dem Tuch. »Es tut mir so entsetzlich leid«, sagte sie erneut und betupfte sich das Gesicht. »Ich hätte niemals gedacht, mir niemals vorstellen können, du lieber Gott, Gabriel, du warst doch noch ein Kind.«
Er wandte sich ab und fluchte. »Ich gehöre ausgepeitscht.« Er ging einige Schritte weit von ihr fort und blieb bei der nächsten Säule stehen. »Es gab keinen Grund, dir zu sagen, wie –«
»Aber den gab es«, unterbrach sie ihn. Sie war ihm gefolgt und packte ihn am Arm. »Ich habe dich danach gefragt, Gabriel, oder etwa nicht?«
Er fuhr zornig zu ihr herum. »Aber es ist meine Verantwortung zu wissen, was du hören solltest und was nicht.« Seine Stimme bebte vor Emotionen. »Du bist eine wohlerzogene Aristokratin, Antonia, und ich bin ganz und gar nicht wohlerzogen. Ich habe Dinge gesehen und getan – Nein, ich hatte kein Recht, sie vor dir auszubreiten.«
Sie legte ihm die Hand auf den Arm. »Gabriel, behandle mich nicht wie ein Kind.«
»Aber in dieser Hinsicht, Antonia, bist du ein Kind«, stieß er hervor. »Du hast eine kindliche Sicht auf die Welt, und so sollte es auch sein. Du bist eine Lady, und Ladys müssen vor Bösem und Schmutzigem geschützt werden. Aber ich ... ich habe mich anheischig gemacht, dir davon zu erzählen ... weil – Verdammt, ich weiß nicht einmal, warum. Vermutlich wollte ich dir einen weiteren Grund geben, mich zutiefst zu verabscheuen.«
Antonia versuchte, ihr Temperament zu zügeln. Sie wusste, dass es hierbei nicht um sie ging. »Gabriel, ich bin kein Kind«, sagte sie wieder. »Also sei so gut und bevormunde mich nicht. Entscheide nicht für mich, was ich wissen sollte und was nicht.«
»Aber das ist es, was ein Mann tut«, stieß er hervor und wandte den Blick ab. »Das ist seine Aufgabe.«
»Dann ist das eine verdammt schlechte Aufgabe«, fauchte sie und ging um die Säule herum, sodass Gabriel gezwungen war, sie anzusehen. »Wenn mein Vater mich nicht vor allem Schmutz der Welt bewahrt hätte, vielleicht hätte ich sie dann so gesehen, wie sie ist.«
»Du redest Unsinn«, knurrte Gabriel.
»Hätte ich gewusst, was Falschheit ist, vielleicht hätte ich meinen ersten Mann als den Lügner und Betrüger erkannt, der er war«, fuhr sie fort. »Vielleicht wäre ich dann nicht so naiv gewesen zu glauben, dass sich verheiratete Männer keine Geliebte halten. Vielleicht hätte ich dann gewusst, dass Väter ihre Töchter manchmal aus Berechnung verheiraten und dass unschuldige kleine Mädchen durchaus jung sterben können – grundlos.«
»Antonia, nicht«, sagte er. »Tu dir das nicht an. Das ist doch nicht das Gleiche.«
»Das ist genau das Gleiche!«, beharrte sie. »All die Dinge sind fester Bestandteil dessen, warum Frauen in Unwissenheit gelassen werden. Ich war auf die Hässlichkeit des Lebens nicht vorbereitet, Gabriel. Das ist es, was mir wehtut. Das ist es, was mich schmerzt.«
»Und jetzt weißt du auch noch, dass der Mann, mit dem du voller Freuden ins Bett gegangen bist, eine Hure war«, stieß er hervor. »Fühlst du dich jetzt besser, Antonia?«
Zorn ließ sie ihren Körper anspannen. »Nein«, fauchte sie zurück und zitterte
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