Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
sich genommen hat? Besonders einen Trank, der Laudanum enthielt?«
Wieder lächelte die Haushälterin nur leicht. »Ich glaube, sie brauchte es, um zu schlafen. Soweit ich weiß, hat der Arzt in West Widding es ihr erstmals verschrieben, und als Dr. Osborne von der Universität kam, um hier zu praktizieren, hat er es weiterverordnet.«
»War Miss Pilson besorgt über die Menge an Medizin, die die Duchess zu sich nahm?«
»Ein wenig, ja.«
»Ich frage mich eines, Mrs. Musbury: Hat Miss Pilson Euch je anvertraut, dass die Duchess Probleme hatte ... Probleme von sehr weiblicher Natur, meine ich?«
Mrs. Musbury schwieg sehr lange. »Was für seltsame Fragen Ihr stellt, Mr. Kemble«, murmelte sie. »Als die Duchess langsam an Gewicht verlor – sie hatte nie einen großen Appetit –, vertraute Miss Pilson mir an, dass, nun ja, dass sich einige Probleme dieser Art gezeigt hätten.«
»Könnte sie schwanger gewesen sein?«, fragte Kemble direkt.
»Das wäre angesichts der Symptome eine natürliche Schlussfolgerung gewesen«, meinte die Haushälterin. »Aber Miss Pilson war sich ziemlich sicher, dass das nicht der Fall war.«
»Hätte die Duchess diese Probleme mit Dr. Osborne besprochen?«
Das leichte, zweifelnde Lächeln kehrte auf ihr Gesicht zurück. »Oh, das glaube ich nicht«, sagte Mrs. Musbury. »Eher hätte sie wohl mit ihren Freundinnen darüber gesprochen.«
Kemble klopfte mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte. »Ich verstehe«, murmelte er und stand dann abrupt auf. »Vielen Dank, Mrs. Musbury, für Eure Hilfe.«
Die Haushälterin begleitete ihn zur Tür. »Darf ich fragen, Mr. Kemble, ob Ihr mit Euren Nachforschungen jetzt am Ende seid?«
Die Hand schon auf dem Türknauf hielt Kemble inne und dachte nach. »Fast am Ende, denke ich«, murmelte er. »Ja, ich bin fast am Ende.«
Im Arbeitszimmer bedauerte Gareth fast jedes Wort, das er jemals zu Antonia gesagt hatte, während er achtlos einen Stapel Briefe unterzeichnete, den Mr. Kemble für ihn zurückgelassen hatte, als besagter Gentleman höchstselbst das Zimmer betrat. Gareth war froh, ihn zu sehen. Er war es leid, allein mit sich, dafür aber mit einem Schuldbewusstsein, das für eine ganze Kricket-Mannschaft gereicht hätte, in diesem tristen Zimmer zu sitzen.
»Guten Tag«, grüßte Gareth und musterte Kemble mit einem raschen Blick. »Es scheint, Ihr hattet einen anstrengenden Tag?«
»Ja, danke«, erwiderte Kemble zerstreut. Er ging zu den Fenstern, von denen man einen Blick auf die jetzt im schwachen Dämmerlicht liegenden nördlichen Gärten hatte. Mit auf dem Rücken verschränkten Armen stand er da und starrte in die nachmittäglichen Schatten hinaus. Seine sonst so agile Art schien ihn verlassen zu haben, er schien tief in Gedanken versunken.
Da Gareth sich ungewöhnlich erschöpft fühlte, legte er den Stift aus der Hand und schob die Briefe beiseite. Er fragte Kemble nicht, aus welchem Grund er ihn aufgesucht hatte; es war ihm egal. Er war einfach froh über die Ablenkung. Doch als er sich in dem dunklen, sonnenlichtlosen Zimmer umschaute, kreisten seine Gedanken noch immer um Antonia. Sie hasste die Zimmer auf Selsdons Nordseite, hatte Coggins gesagt.
Antonia, großer Gott! Ärgerlich rückte Gareth ein Stück weit von seinem Schreibtisch ab. Was hatte er sich nur dabei gedacht, ihr derart schreckliche Dinge zu gestehen? Er bezweifelte, heute Nacht schlafen zu können, nachdem er seine Vergangenheit heute Nachmittag noch einmal so intensiv durchlebt hatte. Er konnte nur ahnen, wie Antonia die Nacht verbringen würde. Sie war der letzte Mensch, mit dem man solche Dinge teilen sollte. Sie hatte so wenig von der Welt gesehen, und das, was sie gesehen hatte, hatte ihr zu häufig Schmerz zugefügt. Er war sich noch immer nicht sicher, warum er ihr das alles erzählt hatte.
Aber eigentlich gab es nur einen Grund, warum man so etwas tat, nicht wahr? Er war auf ihre Reaktion gespannt gewesen. Und jetzt hatte er sie gesehen. Antonia war angewidert gewesen. Körperlich angewidert. Sie hatte sich übergeben. Heftig schob Gareth den Stuhl vom Schreibtisch zurück. Er hatte seine Vergangenheit noch nie einem anderen Menschen gegenüber eingestanden, und jetzt hatte er sich dazu ausgerechnet den Menschen ausgesucht, der der zerbrechlichste von allen war. Eine Frau, die so wenig von der dunklen Seite der menschlichen Natur wusste, dass sie seine Worte kaum hatte begreifen können.
Nun, wenn er eine Reaktion gebraucht hatte, so war sie so
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