Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
Antonia war mit ihren Gedanken ganz woanders. »Oh, Gabriel«, sagte sie und ließ sich zurück auf ihren Stuhl sinken. »Ich hatte keine Ahnung, dass Warneham über so etwas wie eine Annullierung nachgedacht hat! Bitte sag mir, dass du mir glaubst.«
»Natürlich glaube ich dir, Antonia«, entgegnete er.
Sie schaute zu ihm hoch und lächelte grimmig. »Viele Leute würden das nicht tun. Einige würden sagen, dass ich damit ein Mordmotiv habe.«
Gareth schüttelte den Kopf. »Ich glaube dir, Antonia, und ich glaube an dich. Es gibt nichts, was irgendjemand sagen könnte, um mich an dir zweifeln zu lassen – schon gar nicht Litting. Er gibt nichts als Halbwahrheiten von sich, und wir kennen noch immer nicht die ganze Geschichte – aber ich werde sie herausbekommen. Das schwöre ich dir.«
Antonia legte sich ihre Hand auf die Stirn. Sie wirkte müde und niedergeschlagen. »Ich kann nicht glauben, dass dies geschieht«, sagte sie. »Ich komme mir so dumm vor. Warum musste ich hier nur hereinplatzen? Mir vorzustellen, und sei es auch nur für einen Moment, dass ich dir von Nutzen sein könnte, wenn ...« Sie verstummte und schüttelte den Kopf.
Gabriel kniete sich vor sie und hielt ihren Blick gefangen. »Wenn was, Antonia?«
Sie wandte den Blick ab, unfähig, ihn anzusehen. »Ich wusste nicht, dass Mr. Kemble bei dir war«, sagte sie. »Ich wollte nicht, dass du Litting allein gegenüberstehen müsstest. Ich fürchtete, er wäre gekommen, um Unfrieden zu stiften, und dachte, ich könnte dir dieses eine Mal eine Hilfe sein, anstatt mir immer nur von dir helfen zu lassen. Es war dumm von mir.«
Er nahm ihre Hände in seine und drückte sie leicht. »Danke, Antonia, dass du dich um mich gesorgt hast.«
Sie sah ihn noch immer nicht an. »Es tut mir leid, dass er hergekommen ist, Gabriel. Ich habe deinen Frieden gestört.«
Gabriel lächelte matt. »Ich denke, wir beide wissen, dass mein Frieden ohnehin schon beim Teufel ist. Und dass daran nur ich schuld bin. Was diese Sache mit Litting angeht, nun, ich bin mir sicher, du weißt, dass auch das mein Werk gewesen ist. Ich habe Kemble gebeten, mir zu helfen, die Wahrheit aufzudecken. Zu versuchen, all die Ungewissheiten um Warnehams Tod zu klären. Und jetzt scheint es, als hätte ich alles getan, um das Ganze noch undurchsichtiger zu machen.«
Als er sich erhob, blickte sie ihn endlich an. »Oh, Gabriel!«, wisperte sie.
Aber Antonia wurde daran gehindert fortzufahren. Die Tür wurde geöffnet, und Kemble betrat erneut das Zimmer. »Nun«, bemerkte er voller Ironie, »wenn das mal nicht ein netter kleiner Plausch war!«
Gareth stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Ich denke, wir sollten uns noch einen Sherry genehmigen, um den Plausch damit hinunterzuspülen«, schlug er vor und ging durch das Zimmer, um die Karaffe zu holen.
Antonia wandte sich sofort an Mr. Kemble. »Nichts von alldem ergibt einen Sinn, nicht wahr?«, sagte sie. »Zuerst kursieren Gerüchte, ich hätte Warneham vergiftet, weil ich in unserer Ehe unglücklich gewesen bin, und jetzt lässt Littings Geschichte die Schlussfolgerung zu, ich hätte meinen Mann getötet, damit er unsere Ehe nicht beenden konnte. Ist es denn zu viel verlangt, dass alle sich auf nur eine schreckliche Geschichte einigen?«
Auch Kemble sah ausnahmsweise einmal verwirrt aus. »Etwas begreife ich einfach nicht«, sagte er und nahm anmutig auf einem Stuhl Platz, während Gareth die Sherrygläser nachfüllte. »Warum hat Litting nicht die Wahrheit über Warnehams Pläne gesagt, als der Friedensrichter ihn befragt hat? Warum sollte er sich die Mühe gemacht haben, Euch, Euer Gnaden, vor einer Mordanklage zu bewahren?«
»Das ist wahr. Eigentlich kenne ich ihn kaum.«
Gareth sah Kemble aufmerksam an. Fast konnte man sehen, wie die Zahnrädchen in seinem Kopf ineinandergriffen. »Ich denke, die Antwort lautet, dass er nicht Euch geschützt hat«, äußerte Kemble nachdenklich seine Vermutung. »Er hat niemanden – oder nichts – geschützt.«
»Aber das macht doch keinen Sinn«, sagte Gareth und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. »Was hat Litting damals hier gewollt? Und warum soll Warneham die Rache Lord Swinburnes gefürchtet haben?«
»Papa kann sehr nachtragend sein«, erklärte Antonia.
»Das bezweifle ich nicht, meine Liebe«, entgegnete Gareth, »aber was hätte der Duke zu verlieren gehabt? Er verkehrte kaum noch in der Gesellschaft und war nicht entfernt an dem beteiligt oder gar interessiert, was in
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