Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
Hände.
Gareth war schon halb den Gang hinuntergestürmt, als ihm noch etwas einfiel. Er wandte sich um. »Und schickt jemanden ins Dorf. Osborne soll kommen. Jetzt! «, rief er dem Diener nach.
Vor dem Haus lief Gareth zum Laubengang und schaute sich um. Von hier aus konnte er sehen, dass sich der Feuerschein jenseits des Kutscherhauses ausgebreitet hatte. Hinter ihm wurden Türen geschlagen, und Chaos brach aus. Er lief los, hörte, dass ihm jemand folgte.
»Das ist übel!« Kembles Stimme ertönte hinter ihm. »Ich habe es von der Bibliothek aus gesehen. Sind Dienstboten dort oben?«
»Die Stallknechte!«, rief Gareth. »Kommt, wir nehmen die Abkürzung durch Watsons Büro.«
Der Verwalter hatte zum Glück noch nicht alles für die Nacht abgesperrt. Als Gareth ins Büro rannte, wurden die hinteren Fenster von einem bedrohlichen Lichtschein erhellt. Er lief um die Tische herum und durch die Hintertür hinaus, die auf den Hof vor dem Kutscherhaus führte. Flammen züngelten aus dem Gebäude heraus auf den gepflasterten Hof und an den Türen und Fenstern hinauf.
Kemble holte Gareth ein. »Das Feuer wird die Wände hochbrennen – innen wie außen.« Er rannte zu den Fenstern auf der gegenüberliegenden Hofseite. »Feuer! Alles raus! Feuer!«
Die Flammen krochen an den hölzernen Türen und Verkleidungen weiter hinauf. Binnen Sekunden brannten zwei der Fenster lichterloh. »Wir müssen ins Obergeschoss«, sagte Gareth und lief auf der Suche nach der Treppe über den Hof. »Einige der Knechte sind krank und stehen vermutlich unter der Wirkung von Laudanum.«
Die Treppe. Die Treppe. Wo war bloß diese verdammte Treppe?
»Feuer! Feuer!«, schrie Kemble und blieb stehen, um die zwei Türen zu öffnen und ins Gebäude hineinzusehen. »Da drüben!«, rief er Gareth zu. Rasch entriegelten sie die Türen, aber das Feuer war schneller. Die Hitze auf dem Hof wurde immer unerträglicher.
»Halt!« Gareth rannte zum nahen Brunnen, tränkte seine Kleider mit Wasser, dann griff er nach einem zweiten Eimer und leerte ihn über Kemble aus. »Nehmt das Krawattentuch ab«, befahl er. »Wir werden uns die Tücher vor den Mund binden.«
Sie zerrten die nächste Tür auf. Die Wand zu ihrer Rechten brannte bereits. Hinter ihnen liefen Dienstboten über den Hof, und Mrs. Musbury gab Anweisungen, eine Eimerkette zum Brunnen zu bilden. In diesem Moment splitterte über ihnen die erste Fensterscheibe, und Glassplitter regneten auf das Hofpflaster. Gareth lief in das Haus, Kemble folgte ihm.
»Eure Reisekutsche!«, rief Kemble durch den sich bildenden Rauch. »Wir können sie an der Deichsel herausziehen!«
»Nicht jetzt! Lauft ins Obergeschoss! Nach oben!« Gareth’ Worte wurden von seinem Mundschutz gedämpft. Er deutete zur Treppe. »Dort drüben!«
Sie stürmten die Treppe hinauf. Auf dem ersten Absatz blieb Kemble stehen. »Wir müssen höher hinauf!«, rief Gareth. »Das Lager ist weiter oben.«
Auf dem obersten Treppenabsatz stieß Gareth die einzige Tür auf. Im Raum lagerten Sättel, Halfter und anderer Reitbedarf. »Dort drüben geht’s weiter!« Kemble winkte ihm durch den Rauch hindurch zu.
Gareth sah Flammen am Fensterkasten züngeln. Er stemmte sich mit der Schulter gegen die Zwischentür und fand sich in einer Art Kammer mit einem grob zusammengezimmerten Tisch und zwei Schränken wieder. Schliefen alle hinter der nächsten Tür? »Feuer! Aufwachen! Feuer!«, brüllte er und stürmte in die nächste Kammer, in der sich drei Betten befanden. Terrence stand im Nachthemd mit versteinertem Gesicht am Fenster.
»Terry, raus hier!« Gareth’ Rufe waren viel zu leise. »Herrgott, Mann, raus hier!«, wiederholte er lauter.
Terrence wandte sich um und rannte direkt in Kembles Arme. Die anderen beiden Männer, die im Zimmer geschlafen hatten, sprangen aus ihren Betten. »Wer schläft sonst noch hier oben?«, fragte Gareth.
Ein zweiter Pferdeknecht zog sich hastig die Schuhe an. »Die Stalljungen«, erwiderte er. »Durch die Tür dort.«
»Gibt es eine noch zweite Treppe?«, rief Kemble vom Vorratsraum herüber. »Wir werden sie brauchen.«
»Nein, nur die eine.« Talford, der Kutscher, zerrte seine Hosen hoch. »Und die Fenster.«
Kemble schlug die Tür zu. »Heilige Muttergottes«, betete Terrence. »Wir werden alle sterben.«
»Macht Euch nicht lächerlich«, fauchte Kemble und wandte sich um. »Beeilung jetzt! Wir werden aus dem Fenster springen.« Wie eine Gänseschar trieb er die Männer vor sich her, fort
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