Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
Schlimmste befürchtet!«
Der Regen wurde beständig stärker. Gareth gelang es, Antonia anzulächeln. »Aber wie du siehst, bin ich in Sicherheit, Antonia. Bitte, meine Liebe, geh ins Haus. Der Sturm zieht sehr schnell herauf.«
Sie klammerte sich an seine Arme, ihre blauen Augen waren weit aufgerissen, an ihren Wimpern hingen Regentropfen. »Der Sturm macht mir nichts aus«, sagte sie. »Nur du bist wichtig. Oh, Gabriel, ich ... ich weiß, du möchtest es nicht, dass ich es ausspreche, aber du bedeutest mir so viel.«
Sie sprach hastig, wurde von ihrer Angst getrieben, aber in seinem Herzen regte sich Hoffnung. Um ihretwillen betete er darum, dass niemand Zeuge dieses Bekenntnisses geworden war. »Meine Liebe«, erwiderte er ruhig, »sag das nicht.«
»Aber ich kann nichts daran ändern.« Sie klang entschlossen. »Sei nicht böse mit mir, bitte. Ich hatte solche Angst. Als ich dich nicht finden konnte, dachte ich ... ich dachte, mein Leben wäre vorbei. Ich brauche dich, Gabriel. Selbst wenn du nicht das Gleiche für mich fühlst, bitte –«
Er schnitt ihr das Wort ab, indem er sie fester an den Schultern packte, um nicht seinem Impuls nachzugeben, sie in seine Arme zu ziehen. »Wir können jetzt nicht reden.«
»Dann wann, Gabriel?«, wisperte sie. »Ich muss dich sehen. Heute Nacht?«
Er schaute sich besorgt um. »Also gut«, murmelte er. »Aber jetzt geh zurück ins Haus, meine Liebe. Ich möchte, dass du dich in Sicherheit bringst. Für mich. Bitte, Antonia?«
Nellie Waters drängte sich durch die Menge. »Lady Antonia, das ist doch Wahnsinn«, wisperte sie. »Um Himmels willen, bitte geht ins Haus, bevor Ihr Euch noch den Tod holt!«
Gareth schob Antonia sanft zu Nellie. »Ich fürchte, wenn du Mrs. Waters nicht gehorchst, wird sie hier draußen bei dir bleiben und noch kränker werden«, sagte er.
Antonia nickte widerstrebend und ging davon. Einen Augenblick lang erwog Gareth, ihr zu folgen, aber ein Hausdiener bewahrte ihn vor dieser Dummheit, indem er sich vernehmlich hinter Gareth räusperte. »Mr. Watson braucht Euch, Euer Gnaden.«
»Natürlich.« Hastig überquerte Gareth den Hof. Die Leute, die die Eimerkette gebildet hatten, hatten in ihrer Arbeit innegehalten. Das Feuer würde bald vom Regen gelöscht sein. »Es sieht schlimm aus, nicht wahr?«, sagte er und trat zu Watson.
Der Verwalter nickte. »Aber alle sind lebend herausgekommen, dank Euch und Mr. Kemble. Und der Regen wird sogar noch stärker. Ich denke, das Schlimmste ist überstanden – nun, fast jedenfalls.«
»Fast?« Gareth sah ihn fragend an. »Wie meint Ihr das?«
Der Verwalter betrachtete Gareth betrübt. »Da ist etwas, das Ihr sehen müsst«, erwiderte er. Gareth folgte ihm, als er über den Hof und zu dem Gebäude neben dem Kutscherhaus ging, in dem das Feuer ausgebrochen war.
Das Innere lag in Schutt und Asche. »Was war hier untergebracht?«, wollte Gareth wissen, während sie den Schaden in Augenschein nahmen. »Weitere Kutschen?«
Watson deutete in die dunkle Tiefe, aus der es noch qualmte. »Die neue Dreschmaschine«, sagte er grimmig.
Gareth fluchte leise. »Maschinenstürmer?«
Watson zuckte mit den Schultern. »Das habe ich anfangs auch vermutet«, sagte er und zog eine der Türen zu. »Bis ich das hier gesehen habe.«
Die Innenseite der Tür war schwarz von Ruß, aber auf dem vorderen Blatt war eine weiße Fläche unbeschädigt geblieben – ebenso wie die blutroten Buchstaben, die daraufgeschmiert worden waren. Gareth fühlte sich, als würde ihm jemand die Luft abdrücken. So wie damals, als die Jungen in Shoreditch ihn zu Boden geworfen hatten. Er rang nach Atem.
Verbrenne in der Hölle, Jude.
Für einen scheinbar endlosen Moment konnte Gareth nur auf diese Worte starren, während ihm der Regen über das Gesicht lief. Watsons Miene wirkte gequält. »Es tut mir leid, Euer Gnaden«, sagte er nach einer Weile, »aber ich dachte ... nun, ich dachte, dass Ihr es sehen solltet.«
Hinter sich spürte Gareth die Blicke der Dienstboten, die alles mitbekommen hatten. »Lasst die Tür offen«, sagte Gareth scharf. »Lasst sie ... einfach offen stehen, damit nicht alle sich das ansehen müssen.«
»Es ist Schmutz, Euer Gnaden«, sagte Watson energisch. »Nichts als widerlicher Schmutz – und es tut mir leid. Die Menschen denken nicht mehr auf diese Weise. Ganz sicher nicht. England hat begonnen sich zu verändern.«
»Nun, irgendjemand hat sich nicht verändert«, murmelte Gareth.
Watson überraschte
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