Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Carlyle
Vom Netzwerk:
begrüßt; so formell, dass das absolute Fehlen jedweder Emotion schon fast doch wieder als Emotion gewertet werden konnte. Antonia senkte den Blick und nahm rasch ihren Platz am Ende der Tafel ein, den Platz der Duchess, darauf hatte er von Anfang an bestanden.
    Der Duke nickte dem wartenden Diener kurz zu, um dessen Mund ein fast verächtlicher Ausdruck lag. Antonia hoffte, dass der Duke Metcaff noch nicht gut genug kannte, um es zu bemerken. Während der erste Gang aufgetragen wurde, beobachtete Antonia den Angestellten. In seinen Bewegungen lag eine entschieden mürrische Unachtsamkeit. Vielleicht war es an der Zeit, den Mann zu entlassen? Aber das war nicht ihre Angelegenheit.
    Antonia verdrängte Metcaff aus ihren Gedanken und wandte sich wieder dem Dinner zu. Nachdem sie den zweiten Gang, Seezunge in Kräuterbutter, und den dritten, Kalbsschnitzel, hinter sich gebracht hatten, stellte Antonia fest, dass ihnen so unverfängliche Themen wie das Wetter, die Ernte und die Gesundheit des Königs ausgegangen waren. Auch der Duke hatte es bemerkt. Er gab Metcaff ein Zeichen, den nächsten Wein einzuschenken. »Danke«, sagte er dann, »Ihr könnt Euch jetzt zurückziehen.«
    Metcaff zögerte. »Ich bitte um Verzeihung?«
    »Wir benötigen Eure Dienste im Moment nicht«, sagte der Duke. »Wir werden später nach Euch klingeln.«
    Metcaff verbeugte sich steif und verließ das Zimmer.
    Unbehaglich legte Antonia ihre Gabel aus der Hand und streifte dabei versehentlich den Rand ihres Tellers.
    Der Duke griff nach seinem Glas, roch am Wein und kostete dann. »Coggins unterhält einen ausgezeichneten Weinkeller, nicht wahr?«, bemerkte er.
    »Ja, er ist sehr sachkundig.« Antonias Stimme war tonlos.
    Der Duke betrachtete sie über den Rand seines Glases hinweg. »Ich beiße nicht, Madam«, sagte er ruhig. »Zumindest jetzt noch nicht.«
    Antonia wandte den Blick ab, und Röte flutete ihre Wangen.
    Abrupt setzte er sein Glas ab. Sie konnte die Hitze seines Blickes auf sich spüren. »Wir müssen diese Charade nicht fortsetzen, Antonia«, sagte er schließlich. »Sie macht mir keinen Spaß. Und Euch gewiss genauso wenig.«
    »Welche Charade, Euer Gnaden?«
    Er machte eine weit ausholende Armbewegung. »Die Charade des Abendessens«, sagte er. »Normalerweise sollte es eine Zeit der Entspannung sein, in welcher der Haushalt zusammenkommt. Aber keiner von uns beiden fühlt sich wohl dabei. Wir haben keine Freude daran, und es gibt wirklich keinen Grund für Euch, sich hier unbehaglich zu fühlen, wenn Ihr Euer Abendessen doch genauso gut in Eurem Zimmer einnehmen könnt. Auch ich könnte beispielsweise in meinem Arbeitszimmer essen. Würde das für Euch angenehmer sein?«
    Seltsamerweise gefiel ihr dieser Gedanke ganz und gar nicht. Sein Angebot versetzte ihr unerklärlicherweise einen Stich. Sie räusperte sich und blickte ihn an. »Das Abendessen«, sagte sie mit überraschend fester Stimme, »ist eine wichtige Tradition hier auf Selsdon.«
    Der Duke hatte wieder sein Glas ergriffen und ließ den Wein langsam darin kreisen. »Und Ihr seid eine Frau, die Traditionen liebt?«, fragte er ruhig.
    »Ich bin dazu erzogen worden, Traditionen mit großem Respekt zu begegnen«, entgegnete sie. »Sie sind das Rückgrat all dessen, für das wir stehen, nicht wahr?«
    Überraschenderweise zuckte der Duke mit den Schultern. »Was mich angeht, so habe ich mich einen feuchten Kehricht darum geschert«, sagte er ohne eine Spur von Verachtung. »Traditionen haben sich für mich nie bewährt, aber ich bin bereit, ihnen noch eine Chance zu geben, wenn Ihr das für angebracht haltet.«
    Etwas lag in seiner Stimme – eine Art Anspannung – und in seinen Augen eine Spur von Müdigkeit. Antonia dachte daran, wie schwer dies alles für ihn sein musste. Vielleicht war es ihm bis vor Kurzem nie in den Sinn gekommen, dass er eines Tages den Mantel der Pflicht und der Tradition tragen musste.
    Sie machte eine vage, nervöse Handbewegung, dann legte sie die Hand wieder auf den Schoß. Verdammt. Sie war kein dummes Schulmädchen, aber woran lag es, dass sie sich in der Gegenwart des Dukes ihrer Unzulänglichkeiten immer so schmerzlich bewusst wurde? Sich so absolut sicher war, dass sie nicht mehr die temperamentvolle, selbstsichere Frau von früher war? Was an ihm war es, das sie so fühlen ließ?
    »Es tut mir leid«, sagte sie ruhig. »Ich bin mit dieser Situation nicht gut umgegangen, Euer Gnaden. Ich weiß, ich bin Euch unerwartet aufgehalst worden.

Weitere Kostenlose Bücher