Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
Und ich ... ich bin eine jämmerlich schlechte Gastgeberin. Ich war Euch bisher keinerlei Hilfe.«
»Ich möchte Eure Hilfe auch nicht, Antonia«, erwiderte er ruhig. »Nur Euer Glück, soweit es in meiner Macht steht.«
Er meinte jedes Wort davon ernst. Sie hörte die Aufrichtigkeit in seiner Stimme, und als sie in seine ernsten dunkelgoldenen Augen und sein fast zu schönes Gesicht blickte, schien etwas in ihr nachzugeben. Eine Welle der Wertschätzung und Bewunderung überrollte sie – und anderer Gefühle, die sie besser nicht beim Namen nennen wollte. »Ich hätte Euch dabei unterstützen müssen, Euch hier einzurichten«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu ihm. »Ich hätte ... freundlicher sein müssen. Stattdessen habe ich ... nun, ich würde mich lieber nicht daran erinnern, wie ich mich benommen habe.«
Der Duke schwieg eine Weile. »Der Kummer stellt mit uns allen seltsame Dinge an«, sagte er schließlich. »Ihr solltet wissen, Antonia, dass es mir leidtut um alles, was Euch widerfahren ist. Meine persönlichen Gefühle für meinen Cousin einmal außen vor gelassen, war er trotzdem Euer Ehemann. Ich weiß, dass Ihr ihn vermisst. Und ich weiß auch, dass Euch durch sein Ableben ein gewisses Maß an Sicherheit genommen worden ist, aber es liegt nicht in meiner Absicht, Euch diesen Verlust noch schwerer als nötig zu machen.«
Unerwartet fühlte Antonia Tränen in ihren Augen aufsteigen. »Ihr ... Ihr seid sehr freundlich, Euer Gnaden.«
Der Duke schob sein Glas ein kleines Stück von sich fort. »Wisst Ihr, Antonia, ich kann nur ahnen, was hier über mich erzählt worden ist.« Seine Stimme klang jetzt schärfer. »Aber ich weiß, dass Warneham mich verabscheut hat. Schon zu Beginn hat er mich nie hierhaben wollen – und Gott weiß, dass ich niemals zurückkehren wollte. Aber sagt Ihr mir, Antonia – welche Wahl habe ich? Habe ich überhaupt eine? Und wenn ja, welche? Wenn Ihr mir eine nennen könnt, dann tut es, um Himmels willen.«
»Keine«, bestätigte sie ruhig. »Ihr habt keine Wahl. Jeder hier auf Selsdon ist von Euch und von Eurer Fähigkeit, kluge Entscheidungen zu treffen, abhängig. Das Herzogtum ist eine außerordentlich gewaltige Verantwortung.«
»Ich könnte einfach davonlaufen«, schlug er vor, »auch wenn Cavendish mir gesagt hat, dass das Gesetz diese Möglichkeit nicht vorsieht. Aber selbst wenn ich diese Möglichkeit wahrnehmen würde, was würde aus all den Angestellten und Pächtern werden?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
Der Duke starrte in die Tiefen des Zimmers. »Letztendlich wird das ganze verdammte Fiasko hier an die Krone fallen«, sagte er nachdenklich. »Doch ich kann das kleinere Übel in Kauf nehmen, indem ich einige Jahre lang hier die Stellung halte, bis vielleicht irgendwann doch noch irgendwo ein lang vermisster Ventnor auftaucht.«
Antonias Lachen klang unerwartet schrill. »Oh, macht Euch darauf bloß keine Hoffnung, Euer Gnaden«, sagte sie und nahm einen großen Schluck von ihrem Wein. »Hätte es irgendwo einen gegeben, glaubt mir, mein Mann hätte ihn gefunden.«
Das Lächeln des Dukes wirkte ein wenig bitter. »Dann wird also alles an die Krone gehen, sollte ich Fersengeld geben«, sagte er. »Ich wette, Old Prinny läuft bei dem Gedanken an das Anwesen schon das Wasser im Mund zusammen.«
Antonia sah ihn einen Moment lang überrascht an. »Ihr ... Ihr habt nicht vor, einen Erben zu zeugen, Euer Gnaden?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich denke nicht. Es sei denn ... es sei denn, dass wir«, seine Stimme wurde zu einem Flüstern, »Gott, Antonia. Was, zum Teufel, sollen wir tun, falls -?«
Sie hörte das Glas zerbrechen, noch bevor sie den Schmerz spürte. Sie starrte auf ihre Hand. Ein hellroter Blutfleck breitete sich auf dem Tischtuch aus. Sie musste geschrien haben, denn der Duke war aufgesprungen und an ihrer Seite, noch bevor Metcaff in das Zimmer gestürmt kam.
»Großer Gott, lasst mich Eure Hand sehen!« Der Duke schob das zerbrochene Glas mit dem Rücken seiner Faust zur Seite.
»Euer Gnaden«, sagte Metcaff scharf. »Geht es Euch gut?«
Der Duke tupfte das Blut mit seiner Serviette ab. »Ich habe den Stiel meines Glases zerbrochen«, sagte sie. »Es ist nichts. Ich ... ich vergesse nur manchmal, was ich in der Hand halte.«
»Soll ich Waters holen, Euer Gnaden?«, fragte Metcaff. »Oder einen Verband?«
»Nicht nötig, lasst uns allein!«, bellte der Duke und schaute auf.
Ein wütender Ausdruck legte sich auf
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