Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
Leben meines Kindes – aus mir herausfließen. Ich wusste, dass mein Zorn auf Eric Beatrice getötet hatte und auch das Kind töten würde, das ich erwartete.«
»Gab es ... keine Chance?«
Eine Träne rollte ihr über die Wange, benetzte ihre Haut. »Ich habe ihn Simon genannt«, wisperte sie. »Er war so vollkommen, so wunderschön. Sie haben ihn sofort getauft. Sie wussten es, verstehst du? Er lebte nur zwei Tage, und dann ... dann hatte ich nichts mehr, wofür es sich zu leben gelohnt hätte.«
»Oh, Antonia«, flüsterte er. »Es tut mir so leid.«
Sie wandte ihre Handflächen nach oben und starrte durch eine Flut von Tränen auf ihre Handgelenke. »Ich erinnere mich nicht einmal mehr daran, es getan zu haben«, sagte sie. »Es war die erste Handlung von vielen, Gabriel, an die ich mich nicht erinnere. Ich habe dich nicht angelogen. Aber Nellie – sie hat mich gefunden. Im Rosengarten. Ich hatte ein Schälmesser dabei. Vater kam und brachte mich fort. In ein Haus auf dem Lande, wo ich mich ausruhen sollte, wie er sich ausdrückte. Er hat mich dort zurückgelassen.«
»Du lieber Gott. Für wie lange?«
Antonia zuckte mit den Schultern. »Monate«, sagte sie, als sei es nichts. »Als ich das Haus verlassen durfte, brachte Papa mich nach Greenfields, das ihm gehört. Nach einigen Wochen sagte er mir, er habe die Ehe mit dem Duke of Warneham arrangiert. Der Duke sei bereit, mich zur Ehefrau zu nehmen, ich sollte mich glücklich schätzen. Ich hatte nicht genug Kraft zum Kämpfen. Ich konnte ... einfach nicht mehr.«
Gabriel legte den Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Sie ließ sich von seiner Wärme und seinem tröstenden Geruch einhüllen und schloss die Augen. »Ich musste es wissen, Antonia«, sagte er ruhig. »Aber es tut mir sehr leid, dass du meinetwegen alles noch einmal durchleben musstest.«
»Ich durchlebe es jeden Tag«, sagte sie. »Aber vielleicht wird es ja jetzt ein bisschen seltener? Nein, das wahrscheinlich nicht, aber vielleicht ein bisschen weniger obsessiv? Es ist so, wie du es einmal gesagt hast, Gabriel. Ich werde für den Rest meines Lebens jeden Tag um meine Kinder trauern, aber irgendwann nicht mehr mit jedem Atemzug.«
»Ich hoffe, du wirst diesen Punkt erreichen«, sagte er, »um deinetwillen, Antonia.«
Schweigend saßen sie eine Weile da, und Antonia konnte seinen Blick auf sich spüren. Vielleicht fragte er sich, ob er sie zu sehr bedrängt hatte. Aber es hatte sie erleichtert, ihm alles zu erzählen. Sie war es so müde – so unendlich müde – zu schweigen. Nicht zu fühlen. Es war, als hätte sie sich selbst vom Leben abgeschnitten und würde erst jetzt wieder erwachen und Schmerz empfinden, ja, Schmerz, aber vielleicht auch bald wieder Lebensfreude. Die Wärme der Sonne spüren. Das Plätschern des Springbrunnens im Garten hören. Das kleine Vergnügen der täglichen Überlegung genießen, sich für ein Kleid zu entscheiden.
Und dann war da noch die körperliche Lust, die Gabriel ihr zurückgegeben hatte und die sie nicht einfach nur wieder zum Leben erweckt hatte, sondern die sie auch heilte. Das Tröstliche seiner Stimme und seiner Berührung und die Sicherheit seiner Kraft und seiner breiten Schultern – Dinge, die nicht zählen sollten, es aber trotzdem taten. Sie fiel; sie war im Begriff zu fallen und sich in diesen Dingen zu verlieren. Sie war dabei, aufzuwachen und ins Leben zurückzukehren, und schien die Entwicklung nicht mehr aufhalten zu können. Sie war nicht einmal sicher, ob sie sie überhaupt aufhalten wollte .
»Hast du nie geliebt, Gabriel?«, fragte sie leise.
Er überraschte sie, als er ohne Zögern antwortete. »Doch, ein Mal. Und das sehr leidenschaftlich. Aber es endete nicht gut.«
Sie lachte bitter. »Das tun leidenschaftliche Lieben nie«, sagte sie. »Vielleicht ist es besser, sich langsam zu verlieben.«
Er hatte sich auf der Bank zurückgelehnt und stützte seinen Fuß gegen die Steinmauer. »War es das zwischen dir und Eric?«, fragte er und schlug die ausgestreckten Beine übereinander. »Liebe auf den ersten Blick?«
Sie zögerte. »Es ist so entsetzlich peinlich, muss ich die Frage wirklich beantworten?«
»Ich wünschte, du würdest es tun«, entgegnete er ruhig.
Antonia atmete tief durch. »Eric war mit James, meinem Bruder, in Cambridge. Ich kannte ihn schon ewig und schwärmte ebenso lange für ihn. In meiner ersten Saison in London ist er nicht von meiner Seite gewichen. Es war wie im Märchen. Dann hat er um meine
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