Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
Hand angehalten – und wie das Kind, das ich war, glaubte ich wirklich daran, dass ich mit ihm bis zu meinem seligen Ende glücklich sein würde.«
»Es tut mir leid, dass es nicht so gekommen ist, Antonia.«
»Das muss es nicht«, erwiderte sie. »Ich trauere um meine Kinder, nicht um meinen Mann.«
In den Ästen über dem Pavillon raschelte es, dann liefen zwei Eichhörnchen den Baumstamm herunter. Antonia sah ihnen dabei zu, wie sie umhersprangen und einander jagten, während sie sich fragte, ob Gabriel wohl insgeheim über ihre mädchenhaften Fantasien lachte.
Als er stumm blieb, wandte sie sich ihm zu. »Was ist mit dir, Gabriel? Du machst den Eindruck eines Mannes, dem das Herz gebrochen worden ist.«
Er hatte seinen Hut in die Stirn geschoben, als würde er schlafen, was er natürlich nicht tat. Sie kannte ihn inzwischen zu gut, als sich so leicht von ihm narren zu lassen. Endlich antwortete er. »Vermutlich wollte auch ich ein Märchen erleben«, sagte er. »Aber eine andere Art von Märchen. Ich verliebte mich in Rothewells Schwester.«
»Oh«, sagte sie laut, »in deine Geschäftspartnerin?«
Er rückte seinen Hut zurecht. »Du hast mir sehr gut zugehört«, stellte er fest.
Antonia errötete und wandte den Blick ab. »Wie ist ihr Name.«
»Xanthia Neville«, sagte er. »Aber wir nennen sie Zee. Jetzt ist sie jedoch die Marchioness of Nash.«
Unüberhörbare Wehmut und Zuneigung schwangen in Gabriels Stimme mit. »Zee«, wiederholte sie, »das klingt so ... so leicht. So hübsch und sorglos. Ist sie so?«
»Hübsch?«, sagte Gabriel. »Sie ist wunderschön – auf eine außergewöhnliche Weise. Aber sorglos? Nein, Xanthia ist durch und durch Geschäftsfrau.«
»Du sagst, dass sie jetzt verheiratet ist. War das das Ende eurer Geschichte?«
Er rieb sich das schmale Kinn, auf dem sich leichte Bartschatten zeigten. »Nein, wir hatten es schon viele Jahre zuvor beendet«, entgegnete er nachdenklich. »Zee war an einer Heirat nicht interessiert – jedenfalls nicht mit mir.«
»Hast du sie gefragt?«
»Es wurde allgemein angenommen«, sagte er ein wenig gereizt. »Wir hatten ... Es sind ... Dinge geschehen. Auch ihr Bruder nahm an, wir würden heiraten. Und ja, ich habe sie gefragt – oft genug, um mich dadurch zu demütigen.«
»Das tut mir leid. Hast du sie lange Zeit geliebt?«
Antonia war überrascht, als er zögerte. »In letzter Zeit habe ich sehr viel darüber nachgedacht«, gestand er ein. »Ich habe versucht mich zu erinnern, wann und wie alles begonnen hat.«
»Du weißt es nicht?«
»Nicht genau. Ihr ältester Bruder hatte mich eingestellt – als Laufburschen für seine Schifffahrtslinie. Damals war Neville ein sehr kleines Unternehmen, es bestand nur aus drei oder vier Schiffen. Und dort habe ich Zee kennengelernt. Wir waren ungefähr im gleichen Alter, und ich habe ... ich habe sie sehr um ihr Leben beneidet.«
»Wie meinst du das?«
»Ich wollte das haben, was sie hatte. Ich wollte die Geborgenheit einer Familie. Zee hatte damals zwei ältere Brüder – Luke, für den ich gearbeitet habe, und Rothewell, der eine Zuckerrohrplantage führte. Sie haben Zee bedingungslos geliebt und sie beschützt. Ich ... wollte das auch haben. Und als ich älter wurde und merkte, dass ich mich zu ihr hingezogen fühlte, glaubte ich ... glaubte ich wahrscheinlich tief in mir, dass ich ein Teil von ihnen sein würde ... wenn wir heirateten. Dann würde ich ... nun ja, der vierte Neville sein, und sie würden sich nie mehr von mir abwenden können.«
»Oh, Gabriel«, murmelte sie. »Hast du denn befürchtet, sie würden etwas in der Art tun?«
»Ich war nur eine Hilfskraft, die sie eingestellt hatten«, erwiderte er grimmig. »Wie sollte ich wissen, was sie tun würden? Ich hatte gelernt, niemandem zu vertrauen. Ich war eine Waise, die sie aus Mitleid aufgenommen hatten, hatte keinen Penny in der Tasche und trug kaum noch einen Faden am Leib. Luke ist wenige Jahre später gestorben, also blieben nur noch Xanthia, Rothewell und ich. Ich hatte Angst, sie zu verlieren, Antonia.«
»Ich denke, ich kann verstehen, dass du davor Angst hattest.«
Plötzlich lachte Gabriel und presste die Fingerspitzen an seine Schläfen. »Großer Gott, ich kann nicht fassen, dass wir darüber sprechen«, sagte er. »Ich hatte dir eine einfache Frage gestellt ... und jetzt fühle ich mich, als würde ich dir meine gesamte armselige Lebensgeschichte erzählen.«
»Die Frage, die du mir gestellt hast, war ganz und
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