Verloren in deiner Sehnsucht: Roman (German Edition)
Wasserfall und einem kleinen Pavillon oberhalb des Sees.«
Der Ritt durch den Wald war wundervoll friedlich. Antonia wandte sich im Sattel hierhin und dorthin, um die Umgebung zu bewundern. Der Weg verlief oberhalb des kleinen Sees, der sich von den Wiesen bis in den Wald erstreckte, und um diesen herum. Am Waldrand befand sich auch dessen Quelle, die als kleiner Wasserfall von einer Felszunge hinuntersprudelte und dann unter einer bogenförmigen Steinbrücke dahinfloss.
Nachdem sie den See umrundet hatten, ritten sie die Anhöhe nach Knollwood hinauf, und Antonia erspähte den Pavillon: ein hübsches kleines Bauwerk, das wie die Brücke aus grobem Stein und Mörtel erbaut worden war. Der Pavillon war schlicht und keineswegs elegant, aber er strahlte etwas Märchenhaftes aus, das ihm den Eindruck verlieh, als stünde er schon ewig hier.
Gareth wies mit der Hand zu ihm hinüber. »Cyril und ich haben dem Kutscher von Selsdon einmal eine Pfeife und einen kleinen Sack Tabak stibitzt«, sagte er, »und haben uns hier versteckt, um zu rauchen.«
Antonia lachte. Gabriel wirkte stets so vernünftig, sodass es schwer vorzustellen war, dass er je etwas Verbotenes getan hatte. Aber wenn sie den Geschichten ihres verstorbenen Mannes glauben konnte, dann war Gabriel in der Tat aufsässig gewesen. Ein sehr ernüchternder Gedanke.
»Antonia?« Gabriel hatte sein Pferd näher zu ihr gelenkt. »Geht es dir gut?«
»Ja.« Sie hob den Kopf und lächelte. »Es ist nur, dass du heutzutage so ernsthaft wirkst. Wie ist es mit dir und Cyril weitergegangen? Wurdet ihr ertappt und verdroschen?«
»Oh, die Strafe ereilte uns schnell und war gänzlich selbstverschuldet«, erwiderte er. »Wir wurden sterbenskrank, und du möchtest ganz bestimmt keine Einzelheiten wissen. Aber glaub mir, dass ich genug Zeit damit verbracht habe, über jener Balustrade dort zu hängen, um zu wissen, dass ich niemals wieder rauchen werde.«
»Können wir einen Abstecher zum Pavillon machen?«, fragte sie spontan. »Oder werden wir auf Knollwood erwartet?«
Gabriel schüttelte den Kopf. »Wir müssen nicht nach Knollwood, es sei denn, du möchtest unbedingt«, sagte er, während er absaß.
Er band sein Pferd an einen Schössling, der Watsons Sichel entgangen war, und wandte sich zu Antonia, um ihr beim Absitzen behilflich zu sein. Sie spürte seine Hände, die sich fest und stark um ihre Taille schlossen, als er sie mühelos aus dem Sattel hob. Der Pfad war nicht sehr breit, sodass er sie eng an sich zog. Antonia fühlte die Glut seines Blickes auf sich und sah ihn an. Schließlich ließ Gabriel sie ganz hinunter, und ihre Füße berührten den Boden. Antonia versuchte nicht allzu enttäuscht zu sein.
»Ich werde dein Pferd anbinden.« Bildete sie es sich ein, oder hatte seine Stimme heiser geklungen? »Gleich dort, unter den Blättern, gibt es ein paar Stufen. Nein – warte. Hak dich bei mir ein.«
Die kurze Treppe, die zum Pavillon hinaufführte, war in der Tat rutschig von Nässe und Blättern. Sie säuberte die beiden ersten mit ihrem Schuh, dann kam Gabriel zu ihr und ergriff ihre Hand. Seine Hand war groß und fest, und einen Augenblick lang wünschte Antonia sich, dass er sie nie wieder loslassen würde. Sie fühlte sich geborgen, auch seltsam beherrscht, wenn Gabriel bei ihr war. Vielleicht war er wirklich ein Schutzengel? Mit einem Lächeln auf den Lippen dachte sie über die Möglichkeit nach. Aber nein, er war zu verrucht, um ein Engel zu sein – und viel zu sinnlich.
»In dieser kleinen Senke ist es immer sehr feucht«, sagte er, und seine Stimme klang wieder vollkommen normal. »Überall wachsen bizarre kleine Giftpilze und Moos. Cyril hat immer behauptet, hier würden sich nachts die Feen treffen.«
»Ich glaube, da könnte etwas Wahres dran sein«, murmelte sie, während sie sich umschaute.
Am Ende der Treppe betrat sie den zu einer Seite offenen Pavillon. Die übrigen Seiten wurden von Balustraden umschlossen. Im Innern stand eine breite Bank. Gabriel streifte seine Reithandschuhe ab, und Antonia tat es ihm gleich, um mit ihnen das tote Laub von der Bank zu wischen. Als das Schlimmste beseitigt war, setzten sie sich. Antonia spürte die Hitze und die Kraft, die Gabriel ausstrahlte, obwohl sich nur ihre Arme leicht berührten.
Es war nicht genug. Sie wollte mehr; wollte ihn auf jede erdenkliche Weise kennenlernen. Aber das war nicht das, was er sich wünschte. Außerdem war er zu beherrscht; zu sehr in sich verschlossen. In ihm
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