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Verloren

Verloren

Titel: Verloren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Taylor
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fassen, schlinge nur fest die Arme um seinen Hals, als er mich mit neuer Entschlossenheit wieder hochhebt und über die Treppe nach unten trägt.
    Körperlich geht es mir gut, denke ich, von dem wunden Gefühl zwischen meinen Beinen mal abgesehen, wo ich ihn immer noch spüren kann. Aber es fühlt sich trotzdem so an, als hätte er mir etwas angetan, etwas, das mich für immer verändert hat, und jetzt ist da dieser Schmerz in meiner Brust und ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll. Schwach halte ich mich an ihm fest und vergrabe mein Gesicht an seinem Hals, atme seinen Duft ein.
    »Wo bringst du mich hin?« Es ist mir eigentlich egal, ich will nur, dass er mich nicht loslässt, will es noch ein bisschen genießen, bevor diese schillernde Seifenblase, in der ich gerade schwebe, ganz sicher zerplatzt.
    Er antwortet nicht, stattdessen spüre ich, wie ich plötzlich in eine weiche Matratze einsinke. Das kommt so unerwartet, dass ich überrascht die Augen aufreiße.
    Ich liege auf einem breiten Bett in einem Raum, der größer ist als der, in dem ich mich umgezogen habe. Die Möbel sind aus dunklem Nussholz und auf dem stummen Diener, der auch hier vor dem Kleiderschrank steht, hängen die Sachen, die Matteo vorhin bei unserem Ausflug ins Museum getragen hat. Das hier muss sein Schlafzimmer sein.
    Matteo beugt sich über mich und stützt die Arme neben meinen Schultern auf, blickt mit einem wiedererwachten Funkeln in den Augen auf mich herunter. Die gezackte Narbe auf seiner perfekt geformten Brust gibt ihm etwas Wildes, und ich kann mich gar nicht sattsehen an seinem Anblick, versinke in seinen Augen, die mit einer Mischung aus Zufriedenheit und neuem Begehren auf mir ruhen.
    »Dahin, wo ich eigentlich mit dir hinwollte, bevor du mir so den Kopf verdreht hast, dass ich das nicht mehr geschafft habe«, antwortet er, reichlich verspätet, auf meine Frage und lässt sich in einer fließenden Bewegung neben mich auf das Bett fallen, zieht mich wieder in seine Arme, sodass ich auf ihm liege. »Und diesen sehr viel gemütlicheren Ort werden wir erst wieder verlassen, wenn ich mit dir fertig bin und all das tun konnte, was ich mir ausgemalt habe.«
    Ein Schauer durchläuft mich bei dem Gedanken an das, was dieser Abend und diese Nacht noch für mich bereithalten, und als er sich mühelos weiterdreht, bis er über mir liegt, mich mit seinem Gewicht in die Matratze drückt und anfängt, mich zu küssen, heiße ich die Nebel der Lust willkommen, die mich vergessen lassen, dass es nur ein Augenblick ist, ein schwacher Moment. Mehr kann es nicht sein, mehr darf es nicht sein. Die Sonne sinkt gerade, und sobald sie morgen wieder aufgeht, muss ich vernünftig sein. Ich muss …
    Matteo vertieft seinen Kuss, und ich schlinge die Arme ganz fest um ihn und höre endgültig auf zu denken.

15
    »Du hast die letzte Nacht mit Matteo Bertani verbracht?« Sarah reißt die Augen weit auf und guckt so überrascht, dass ich kurz lächeln muss, obwohl mir eigentlich gar nicht danach ist. Schließlich ist das eine ernste Angelegenheit. Was Sarah offenbar nicht findet, denn als sie sich fängt, grinst sie breit. »Das ist ja irre!«
    »Ja, ich fürchte, das trifft es ziemlich genau.« Ich verziehe das Gesicht, auch weil sie das alles so laut gesagt hat. »Und schrei nicht so. Sonst hört uns deine Schwägerin noch«, ermahne ich sie, aber Sarah winkt ab.
    »Keine Sorge. Grace hat doch gesagt, sie geht Jonathan wecken, also ist sie jetzt oben im Schlafzimmer – und wir sind in der Küche zwei Etagen tiefer, also garantiert außer Hörweite.« Sie kichert. »Eine so große Villa wie die meines Bruders hat ihre Vorzüge, was Privatsphäre angeht.«
    Ich erwidere ihr Lächeln und spüre, wie mir gleich viel leichter ums Herz wird. Es tut so gut, sie zu sehen, dass ich den Blick gar nicht von dem kleinen Bildschirm meines Netbooks vor mir auf dem Tisch lösen mag aus lauter Angst, sie könnte wieder verschwinden. Wer immer das Skypen erfunden hat, sollte einen Orden bekommen, finde ich – weil es so viel schöner ist, nicht nur die Stimme eines vertrauten Menschen am Telefon zu hören, sondern ihn auch zu sehen, vor allem, wenn man sich wie ich gerade weit weg von zu Hause in einer emotionalen Ausnahmesituation befindet und eine Freundin braucht. Nur die Tatsache, dass Sarah gerade bei ihrem Bruder und dessen Frau zu Besuch ist, macht die Sache ein bisschen komplizierter.
    »Aber sobald sie zurückkommt, reden wir über etwas anderes,

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